Für Mütter (Die Gartenlaube 1878/33)

Textdaten
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Autor: Dr. –a.–
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Titel: Für Mütter
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aus: Die Gartenlaube, Heft 33, S. 552
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1878
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[552] Für Mütter. Wichtige Kleinigkeiten. Diesmal zunächst etwas über Klystierspritzen. Das jetzige Geschlecht ist im Durchschnitt leider auf künstliche Ernährung angewiesen; im Anfang Kuh- oder Schweizermilch in genau bestimmter Verdünnung, später ein Zusatz von Nestle-Mehl, das sind die gebräuchlichen Ersatzmittel der Muttermilch, ohne sie jedoch vollständig ersetzen zu können. Verdauungsstörungen finden sich beinahe immer, Trägheit der Därme, langsamere Fortbewegung des Inhaltes, verbünden mit Aufgetriebenheit des Leibes sowie hartem Stuhlgang und Verstopfung durch stärkere Aufsaugung der wässrigen Bestandtheile, sind die fast regelmäßige Folge, nur unterbrochen durch Diarrhöen, welche durch die in Gährung gerathenen Massen entstanden sind. Gegen diese fortdauernde Verstopfung erweist sich das Klystier als das einfachste und unschädlichste Mittel. Der Darminhalt wird durch Anwendung desselben erweicht und dadurch eine raschere Bewegung desselben angeregt. –

Wie soll nun das Klystier gegeben werden? Hier müssen wir vor Allem auf einen Fehler aufmerksam machen, welcher von uns bisher an jeder Spritze gefunden wurde. Wir meinen die Anwendung eines festen Hornansatzes, welcher auf das Ende der Spritze gesteckt und in den Darm eingeführt wird. Dies Einführen der harten unnachgiebigen Spitze ist, vorzüglich in ungeübten Händen, nichts weniger als ungefährlich; Verletzungen, ja Durchstoßungen der Darmschleimhaut oder ihrer Falten sind als eine Folge der Benutzung solcher Hornansätze öfter beobachtet. Man lasse sich beim Kauf der Spritze daher stets einen nicht zu kurzen, dünnen biegsamen Ansatz mitgeben, welcher, gut eingeölt, drei bis vier Centimeter weit eingeführt, keine Verletzungen verursachen kann. Das Kind liegt dabei auf dem Leibe und bleibt auch noch eine Zeitlang zugedeckt in dieser Lage. Ferner hüte man sich, zu viel einzuspritzen, mehrere Eßlöffel von reinem lauem Wasser genügen vollständig; nur bei stärkerer Verstopfung versetze man dasselbe mit gewöhnlichem Oele. Der Nützlichkeit des Klystiers bei Diarrhöen wurde schon früher, namentlich von unserem Bock, mehrfach Erwähnung gethan. Ein Wasserklystier oder einige innerlich gegebene Theelöffel Ricinusöl entleeren zuerst die vorhandenen gährenden Massen, während gekochte Stärke später die entzündeten sich zu heftig bewegenden Därme beruhigt. – Die in letzter Zeit sehr in Aufnahme gekommenen Druckspritzen mit Schläuchen können wir für die Kinderpraxis nicht empfehlen; es wird theils leicht zu viel eingespritzt und lassen sich andererseits medicamentöse Stoffe oder Stärkeklystiere schwer anwenden. Die Furcht, daß ein Kind bei öfterer Wiederholung sich an das Klystier gewöhne, ist unberechtigt.

Soviel über das Klystier! Nun noch einige Worte über eine kleine sehr verbreitete Unsitte. Die kleinen Familienmitglieder pflegen in der Frühe ziemlich zeitig zu erwachen und äußern dann meist ziemlich kräftig ihr Verlangen aufzustehen. Diesem Wunsche wird auch gewillfahrtet; oberflächlich angekleidet werden die Kleinen oft eine geraume Zeit sich selbst überlassen, bis genügende Zeit vorhanden, um mit Ruhe das Baden oder die große Wäsche vorzunehmen. Wir müssen in diesem Verfahren die Quelle häufiger Erkältungen suchen. Die Bettwärme hat die Blutgefäße der Haut erweitert; noch warm kommen die Kinder in die kältere oft zugige Zimmerluft – was Wunder, wenn eine Verkühlung eintritt, das Blut nach den inneren Organen getrieben wird und vorzüglich bei reizbarem Körper Lungenentzündungen und Katarrhe entstehen. Wir rathen daher jeder Mutter direct beim Herausnehmen des Kindes mit einem in abgestandenes kaltes Wasser getauchten Lappen oder Schwamm rasch über Gesicht, Hals, Brust und Rücken desselben wegzufahren und darauf die so befeuchteten Körpertheile gehörig abzutrocknen. Das Kind wird auf diese Weise abgehärtet und gegen Erkältung gefeit.

Dr. –a.–