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Titel: Eugenie Marlitt!
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aus: Die Gartenlaube, Heft 38, S. 636
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1884
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[636] Eugenie Marlitt! – „Abermals ein neues Quartal vor der Thür, und noch immer nicht Marlitt?“ So hören wir im Geist die vorwurfsvollen Fragen unserer Leser. Sie hatten ein Recht zu diesem Unwillen, so lange ihnen über die beklagenswerthe Ursache, warum wir noch immer nicht mit dem Abdruck des schon längst angekündigten neuen Romans unserer gefeierten Mitarbeiterin E. Marlitt beginnen konnten, keine Mittheilung gemacht worden war. Das kann aber erst jetzt geschehen, wo jede Besorgniß über die Gefahr, in welcher unsere Freundin und ihr Werk sehr lange Zeit schwebten, vollständig beseitigt ist.

Der neue Roman „Die Frau mit den Karfunkelsteinen“ war im vorigen Sommer schon so weit gediehen, daß die Verfasserin, in voller geistiger Rüstigkeit sich der Arbeit freuend, uns die baldige Beendigung derselben zusichern konnte. Da kam ein Unglückstag dazwischen. Unsere bekanntlich schon seit Jahren an Rheumatismus leidende Dichterin muß, wenn sie die Aussicht von den oberen Räumen ihres schönen Heims genießen will, sich eines Tragstuhls bedienen. An einem sonnigen, zum Genuß der Aussicht lockenden Julitage (es war der 28.) sollte ein neuer derartiger Stuhl zum ersten Male benutzt werden, und da geschah es, daß die Kranke durch einen unglücklichen Zufall von demselben herabgeschleudert wurde und bei diesem Sturze mit der vollen Wucht des Körpers auf das rechte Knie fiel.

Der große Schmerz und die Erschütterung, die den ganzen Körper betroffen hatte, ließen das Schlimmste befürchten. Wochen lang dauerte der Schmerz am Knie, durch die geringste Bewegung oder Berührung oft bis zur Unerträglichkeit gesteigert. Auch als nach und nach das Schmerzgefühl sich linderte, blieb die Kranke an das Lager gefesselt, und Monate lang untersagte der Arzt ihr jede geistige Beschäftigung. Dazu stellte sich noch ein katarrhalisches Magenleiden ein, so daß die Genesung unserer armen Freundin nur langsam fortschritt. Erst im Laufe dieses Sommers erfreute uns die Nachricht, daß das Leiden weit genug überwunden sei, um unserer vielgeprüften Dichterin zu gestatten, wenigstens einige Stunden des Tages wieder an dem so heißersehnten Schreibtische zuzubringen, und am 4. September konnte E. Marlitt mit frischen und festen Zügen uns schreiben: „Meine neue Arbeit wächst täglich, und ich kann Ihnen das feste Versprechen geben, daß sie Mitte oder Ende November pünktlich in Ihren Händen sein wird.“

Wir sind überzeugt, daß diese Nachricht von allen Freunden der „Gartenlaube“ mit der warmen Theilnahme begrüßt wird, welche sie seit achtzehn Jahren der Dichterin und ihren Schöpfungen gewidmet haben. Für die vielen Anfragen nach dem Verbleib der neuen Marlitt’schen Erzählung möge diese Nachricht zugleich als nunmehr gewiß vollkommen genügende Antwort gelten.