Textdaten
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Titel: Etwas vom Leben der Fische
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aus: Die Gartenlaube, Heft 29, S. 478
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1873
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[478] Etwas von dem Leben der Fische. „Der ertrunkene Goldfisch“ hätte ich diesen Aufsatz auch überschreiben können. „Als ob ein Goldfisch ertrinken könnte!“ wird mancher Leser sagen. Ja, lieber Leser, ein Goldfisch kann ertrinken, wenn auch nicht auf dieselbe Weise wie Du, wenn Du das Unglück hättest, in das Wasser zu fallen, wovor Dich Gott behüten möge – aber er kann im Wasser ersticken, wie Du auch ersticken würdest. Höre! Als ich vor einiger Zeit eine mir befreundete Familie besuchte, kam mir der zehnjährige Knabe derselben entgegen und klagte mir, sein Goldfisch sei – plötzlich gestorben. Ich antwortete ihm, das Wasser desselben wäre wahrscheinlich alt gewesen. Er aber behauptete das Gegentheil und führte mich vor die Fischglocke, die mit klarem Wasser angefüllt war, in welchem der todte Goldfisch lag.

„Und was that der Goldfisch kurz vor seinem Tode?“ frug ich.

„Er streckte von Zeit zu Zeit das Maul über die Oberfläche des Wassers, als ob er nach Luft schnappen wollte. Das hat er auch gethan, aber es hat ihm nichts genützt.“

„Dein Goldfisch ist ertrunken.“

Der Knabe fing hell an zu lachen und meinte, das sei unmöglich. Ich ließ mir nun von ihm eine brennende Kerze bringen und hielt die Fischglocke darüber, um sie zu erwärmen.

„Was bemerkst Du nun?“ frug ich den Knaben.

„Nichts,“ antwortete er.

Ich ließ darauf das Wasser ausleeren und frisches Bachwasser in die Glasglocke gießen und hielt dieselbe wieder über das brennende Licht. Die Glocke war kaum unten etwas erwärmt, als kleine Bläschen aus dem Wasser in die Höhe stiegen und an der Luft zerplatzten. Diese Bläschen bestanden aber aus Sauerstoff, welchen jedes Wasser enthalten muß, wenn Fische darin leben sollen, welche ebenso des Sauerstoffs bedürftig sind, wie die an der Luft lebenden Menschen und Thiere.

Der Athmungsproceß durch Kiemen bei den Fischen ist insofern dem durch die Lungen vor sich gehenden gleich, als auch hier die im Blute enthaltene Kohlensäure gegen den im Wasser enthaltenen Sauerstoff ausgetauscht wird. Bei den meisten Fischen sind die Kiemen kammförmige Lappen von sehr schöner rother Farbe und liegen gewöhnlich in eigenen Höhlen, zu welchen das Wasser Zutritt hat. Nimmt man einen Fisch aus dem Wasser, so erstickt derselbe, weil die Kiemenblättchen zusammentrocknen, der Blutlauf unterbrochen und der im Wasser eingeathmete Sauerstoff verbraucht wird und nicht mehr erneuert werden kann. Es giebt Fische, welche besondere Wasserbehälter zum Feuchthalten der Kiemen besitzen, und diese können tagelang außer dem Wasser leben, wie zum Beispiel der Kletterbarsch. Daß Aale, welche eine enge Kiemenöffnung haben, lange Zeit auf dem Lande leben können, das weiß wohl Jedermann.

Also, lieber Leser, wenn Du ein Aquarium hast, so erneuere öfters das Wasser darin, wenn Du nicht willst, daß Deine Fische ertrinken oder, wenn es Dir besser gefällt, ersticken, nachdem der im Wasser aufgelöste Sauerstoff verbraucht ist.