Textdaten
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Autor: Wilhelm Hertz
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Titel: Erdenleben
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aus: Gedichte, S. 118–120.
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Hoffmann und Campe
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Erscheinungsort: Hamburg
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Quelle: Scans auf Commons und Google
Kurzbeschreibung:
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[118]
Erdenleben.

O blühende Erdenherrlichkeit,
     Dir sei mein Herz ergeben,
Bis mich entrafft, den Sohn der Zeit,
     Dein endlos wirkendes Leben. –

5
Auf deinen Wegen lernte ich

     Zu hassen und zu lieben;
In Glück und Unglück irret mich
     Kein Droben und kein Drüben.

Du giebst mir Leid und giebst mir Trost:

10
     Ich habe zu allen Stunden,

Ob der Himmel geblaut, ob der Donner getost,
     Deines Waltens Segen empfunden.

Das Unvergängliche seh’ ich steh’n
     In der Dinge Wechsel und Schwanken,

15
Und durch das Streben der Menschheit geh’n

     Unsterbliche, hohe Gedanken.

[119]

Du giebst mir den Trotz der männlichen That
     Und freien Sinn im Genießen;
Ich pflücke die Frucht und streue die Saat,

20
     Daß auch Anderen Früchte ersprießen.


So schaffet treulich für’s Ewige fort,
     Doch umarmt noch die eilende Stunde;
Denn spurlos schwinden wir selbst, wie ein Wort
     Der Liebe aus rosigem Munde.

25
Und ein Schall ist des Namens Unsterblichkeit,

     Was bleibt vom mächtigsten Schalle?
Es brausen die Fluthen der Ewigkeit, –
     Und vergessen werden wir Alle.

Versenkt ihr mich einst hinab in den Staub,

30
     So frömmelt nicht über mein Streben,

Deckt schweigend das Grab mit sprossendem Laub,
     Und wandelt zurück in das Leben! –

Und die Lenze kommen, die Lenze zieh’n,
     Und die Wetter des Himmels erkrachen;

35
Jahrhunderte schwinden, Jahrtausende flieh’n,

     Und die Tage der Freiheit erwachen.

[120]

Sie senden zur dunkelsten Tiefe hinab
     Des Lichtes flammenden Segen,
Und streuen auf mein vergessenes Grab

40
     Ihrer Früchte goldenen Regen.