Eppelein von Gailingens Flucht aus Nürnberg
[611] Eppelein von Gailingens Flucht aus Nürnberg. (Zu dem Bilde S. 597.) Von Sage und Lied gefeiert, ist die Kunde von dem verwegenen Reiterstück des Ritters Eppelein von Gailingen auf die Nachwelt gekommen. Der Eppelein war einer der gefährlichsten jener in Franken ansässigen Raubritter, gegen deren gemeinschädliches Treiben das aufblühende Nürnberg sich im 14. Jahrhundert beständig zu wehren hatte. Er gehörte dem alten Geschlechte der Gailingen von Illesheim an, einem unweit von Windsheim gelegenen Rittersitze, und besaß verschiedene Raubburgen in der Gegend zwischen den damals rivalisierenden Handelsstädten Nürnberg und Rothenburg. Als es nun den Nürnbergern einstmals gelungen war, den gefurchtsten Wegelagerer festzunehmen, und er oben auf der Nürnberger Burg in dem Fünfeckigen Turm gefangen saß, soll es ihm gelungen sein, die ihn bewachenden Soldknechte mit List zu überreden, ihn auf die Freiung hinaus und sein Roß besteigen zu lassen. Kaum aber hatte er dasselbe ein wenig auf dem Platze getummelt, da setzte er mit kühnem Anlauf über den Stadtgraben und entkam so seinen entsetzten Wächtern. Noch heute zeigt man dem Besucher der Burg an der Brustwehr der Freiung die Eindrücke, welche der Hufschlag des Rosses zurückgelassen haben soll. Noch manch ähnliches Reiterstück rühmt die Sage dem Eppelein nach. Aber schließlich entging er doch nicht seinem Geschick. Wie Emil Reicke in seiner „Geschichte der Reichsstadt Nürnberg“ nach beglaubigten Quellen berichtet, wurde der Ritter Eppelein von Gailingen im Jahre 1381 mit zweien seiner Bundesgenossen und vier Knechten in dem Dorfe Postbauer bei Neumarkt niedergeworfen und gefangen genommen. Diesmal entkam er nicht; auf Anklagen der vier fränkischen Städte Nürnberg, Rothenburg, Weißenburg und Windsheim machte man ihm den Prozeß, und samt seinen Gefährten wurde er hingerichtet.