mich in tiefster Seele traf, „jut,“ sagt ich, „dann jeh ich nach Paris
mit dem schönen Kind.“
12. Und mein Unstern zog mich weiter hin nach Marburg, wo sich
leider damals das Kasino schloß. ’s giebt da zweihundert Kommilitonen,
die aber nicht in Marburg wohnen, sondern in Gießen und Frankfurt,
was mich sehr verdroß.
13. Aus Heidelberg am Neckarfluß man mich als forschen senius
rite konfilierte; mir war dies sehr erfreulich, das Karzer dort ist zu
abscheulich, nun reiste ich nach dem Schwarzwald, wo ich mich himmlisch
amüsierte.
14. Auch zu Breslau, der alten Stadt, wo mit Gewalt wünschte
der Senat mein Autograph ins schwarze Buch, wurde ich als Entre=
preneur einer Holzerei, bei welcher ein Corpsbursche ging entzwei,
geblasen, aber des Wollmarktes wegen noch drei Tage auf Besuch.
15. München ließ mich bald als Dichter, als Ästhetiker, Kunstrichter
riesig mein Talent entfalten. Kam einst in einen Litteratenverein,
verlangte Braten, Sauce und Wein und wurde deshalb für Franz
Bacherl gehalten.
16. In der Musenstadt Erlangen hielt mich bloß der Stoff gefangen,
der auch meinen Geist bezwang. Ging niemals in ein Kolleg, denn
die lagen mir nicht am Weg, und ich hörte die Kollegien abends auf
der Bierbank.
17. Zu Würzburg an dem schönen Main wollt ich medicinae
doctor sein, ging mir aber da sehr fatal; kam im Examen der Dekan,
fühlte mir ekelig auf den Zahn und fragte: „Wo geht der Weg nach
dem Juliushospital?“
18. Dort am Rhein im schönen Bonne, wo der Prinz studiert voll
Wonne, wollt ich lauschen Arndts Gesang; schlich mich an ein Rhein=
geländer, ’s gab aber soviel Engelländer, daß es mir ganz vicar of
wakefieldsch in den Ohren klang.
19. Denk ich aber dein, o Jene, fließt mir der Erinnerung Thräne,
wo man so utopisch lebt! Nach dem Mann, der nächtlich trachtet, einsam
die Pedellfrau schmachtet, der Student aber menschlich ist und schon
um 4 Uhr morgens nach Hause strebt.
20. Als dein Jubelfest gekommen, sucht vergeblich und beklommen
ich die Tafel meines Ruhms — Ungerechte alama mater! rief ich — und mit
großem Kater schloß ich das erste Dezennium meines Studententums.