Allgemeines Deutsches Kommersbuch:358

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Schauenburg:
Allgemeines Deutsches Kommersbuch
Seite 714, 715
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Humpens gewaltigen Bug, wir füllen zum Rand ihn mit duftendem
Wein, und kannst du ihn leeren mit einem Zug, |: so sollst du der
König am Schenktisch sein. :|

     3. „Was dünkt euch, ihr Wichte hier allzumal,“ ruft Hessus er=
zürnt in die zechende Schar, „hinweg nur mit eurem Zwerg von Pokal,
den reicht einem Säugling, doch mir nicht, dar!“ Und einen der Reiter=
stiefeln mit Sporn, den reicht er klirrend zum sprudelnden Spund,
und leert ihn in edlem Zecherzorn bis auf den letzten Tropfen am
Grund.

     4. Hei! wie sie da schwingen die Becher mit Lust zu Ehren des
Meisters im Trank und im Sang! Hei! wie sie da singen aus fröh=
licher Brust, zu feiern den Meister mit Liederklang! Doch als Eobanus
den Trunk gethan, hebt hoch er den mächtigen Humpen im Kreis und
spricht: „Willkommen sei jeder Kumpan, der so einen Stiefel zu
trinken weiß.“

Karl Preser.


          802.     Was der Bruder Straubinger im Jahr des Heils 1848 für Schicksale gehabt hat.


     1. Zu Paris im Februario, als König Ludwig Philipp floh, hatt
ich’s Schaffen dick, schrie: vive la république!, schnürte meinen Ranzen
und ging nach Deutschland.

     2. Zur Karlsruh bei die Sturmpetition verdient ich mir ein’ schönen
Lohn, da betrank ich mir in dem freien Bier und erhielt von der
schönen Frau Struwwel einen Bruderkuß.

     3. Zu Frankfurt bei dem Vorparlament bin ich mit die Republi=
kaner gerennt, kam des Rothschilds Mohr, zauste mich am Ohr und
sprach: Es lebe die konstitutionellige Monarchie!

     4. Zu Frankfurt in dem Essighaus, da lebte ich in Saus und
Braus. Da schmollierte ich mit Zitz und Metternich und sprach:
Seid meine Freunde und zahlt meine Rechnung!

     5. Zu Schleswig in dem Hollenstein schoß mir ein Dän in
Strumpf herein, doch ’ne schöne Hand mir die Wund verband, war
aber die emansibierische Frau Lydia Aston.

     6. Im Schwarzwald bei dem Dossenbach, da gab es Flintenkrach;
liefen all davon von der deutschen Legion, nur der Herwegh nicht, denn
der fuhr unter einem Spritzleder.

     7. Zu Heidelberg am Osterfest, da bin ich auch dabei gewest, doch
mein Mordgewehr nahm die Bürgerwehr, bekam’s aber vom Bürgermeister
samt einem Trinkgeld wieder.

     8. Zu Frankfurt in den Parlamentigen konnt ich mich gar nicht
bändigen. Auf der Galerie brüllt ich wie ein Vieh, ward aber auf
Befehl des Herrn von Gagern hinausgefuhrwerkt.

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     9. Zu Mainz am Rhein beim Bingner Loch ließ ich Hecker
leben hoch; kamen auf der Stell aus der Citadell Preußen und schrieben
mir dies in mein Wanderbuch.

     10. Zu Anhalt in dem Köthischen war ich in schweren Nötigen,
kam der Fürst und Herr krampfhaft auf mich her und sprach: Pumpen
Sie mir um Gottes willen einen Silbergroschen!

     11. Zu Berlin in der Lindenstraß da schnitt ich eine wüste Grimass,
kam eine Reichskommissär grad des Wegs daher und behauptete nacher,
„Gestalten“ gesehen zu haben.

     12. Zu Hannover unter dem Stüve bekam ich schwere Hiebe, denn
mit einer Latern sucht ich nah und fern, konnte aber die deutschen
Grundrechte nirgends finden.

     13. Zu Wien in dem Österreich erlebt ich sonderbare Bräuch, packt
ein Sereschan mich beim Kragen an, zog sein Messer und sprach:
Herr Aula, Sie muß sterben!

     14. Zu Berlin, als General Wrangel kam, ich vom Hut die Feder
nahm; allda ward mir’s klar, daß futsch die Freiheit war, schnürte
drum meinen Ranzen und verzog mich geräuschlos über die Grenze.

     15. Zu Madras in dem Hindostan kam ich vor einer Kneipe an,
ging hinein und schrie: „Ist keiner von Böblingen hie?“ „„Nein, aber
von Ellwangen!““ rief ganz hinten ein alter Brahmine.

     16. Zu Grönland bei die Eskimo ward ich nicht meines Lebens
froh; bot mir einer an ein Glas Seehundsthran und sprach: Leben Sie
gefälligst hoch, deutscher Reichsbürger!

     17. Vom Goldland zu Kalifornien schied ich mit großen Zornigen,
grub da Tag und Nacht, hab’s doch zu nichts gebracht, weil ich an
jedem Blaumontag eine halbe Million versoffen.

     18. Zu St. Louis in Amerika ich auch den großen Hecker sah, als
er beim Frühstück saß und grad die Zeitung las, daß sie in Frankfurt
einen Erbkaiser gewählet hätten.

     19. Und jetzt nach diesem Leiden all sitz ich am Niagarafall und
denke bei dem Schaum: „O du schöner Traum von der deutschen
Einheit im Jahr acht und vierzig!“

H. H. H.


          803.     Die Löwen.

     1. Zwei Löwen gingen einst selband in einem Wald spazoren und
haben da, von Wut entbrannt, einander aufgezohren.

     2. Da kamen eines Tags daher des Wegs zwei Leute, edel, die
fanden von dem Kampf nichts mehr als beider Löwen Wedel.

     3. Daraus gehet nun für groß und klein die weise Lehr hervor:
Selbst mit dem besten Freunde dein im Walde nie spazor!“