Entwickelung der Formen der Hellenischen Tektonik

Textdaten
Autor: Karl Bötticher
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Entwickelung der Formen der Hellenischen Tektonik
Untertitel:
aus: Allgemeine Bauzeitung
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1840
Verlag:
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Wien
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: ÖNB ANNO TIF, Österreichische Nationalbibliothek
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: [1]
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]


Eine Abhandlung des Herrn Architekten Carl Bötticher zu Berlin, als Vorläufer und Einleitung eines diesen Gegenstand umfassenden größeren Werkes desselben Verfassers.

Allgemeines über die Strukturtheile des Hellenischen Architravbaues; über den Ausdruck ihrer Funkzion durch dekorative Formen und die symbolische Bedeutung dieser dekorativen Formen.

1. Die künstlerische Werkthätigkeit – Tektonik – erbildet die totale Form eines architektonischen Körpers, der Natur des betreffenden Materiales gemäß, aus einzelnen für sich bestehenden, zur Existenz und zum Zweckgebrauche der ganzen Baulichkeit nothwendigen, und dem entsprechend in der Räumlichkeit angeordneten und vertheilten Körpern.

2. Jedem dieser Körper ist bei der Konzeption des Ganzen von vorn herein eine gewisse struktive Funkzion – bauliche Dienstverrichtung – zugetheilt, die er von seiner örtlichen Lage oder Stellung aus beginnt, nach einer bestimmten Richtung hinwärts entwickelt, und in den vorgezeichneten Raumgrenzen beendet.

3. Nach ihrer tektonischen Vereinigung zu einer totalen Form erscheinen alle einzelnen Strukturtheile in einem Ausdrucke, welcher die besondere Funkzion eines jeden, deren Anfang und Beendung, so wie die wechselseitige Verbindung – Junktur – auf das anschaulichste und prägnanteste darstellt.

Besonders wird durch scharfe Hervorhebung des letzteren Ausdruckes – der Junktur – weil sie eben im Conflikte zweier Funkzionen liegt und diesen vermittelt, allen einzelnen Theilen ein inniger Zusammenhang und lebendiger Organismus angebildet.

Bemerkung zu 1. 2. Die bekannten Strukturtheile des Hellenischen Architravbaues, von denen jeder seine Funkzion nach einer bestimmten Richtung gegen den andern hinwärts entwickelt: z. B. die Dekkung stützende Säule – lothrecht nach dem Architrave anstrebend; das Decke und Traufstütze tragende Architrav – horizontal von einer Säulenaxe zur andern sich erstreckend; die auf dem Architrave ruhenden Deckenbalken – ebenfalls horizontal; die Bordziegel tragende Corona (γεῖσον) über dem Giebeltympanon – schräg von dem Forst sich nach der Traufe heruntersenkend; die das Stillicidium oder die Traufziegel tragende Corona dagegen – mit der Richtung der Ziegelbahnen nach vorn frei vorspringend. – Neben seiner materiell struktiven Funkzion, z. B. Stützen, Tragen, Decken u. s. f. hat ein Strukturtheil oft noch andre bauliche Anforderungen zu erfüllen; so soll z. B. die Säule nicht allein Deckung stützend fungiren, sondern hierbei auch vorzüglich noch Räumlichkeit öffnend erscheinen, die Wand nicht allein Deckung stützen, sondern zugleich Räumlichkeit bestimmt umschließen, u. s. f.

Zu 3. Die Junktur – der Verknüpfungsausdruck – ist es, welche einen naturgerechten organischen Zusammenhang aller mechanisch kombinirten Strukturtheile versinnlicht.

1. Was diesen Ausdruck von Funkzion, Verknüpfung, überhaupt Organismus anbetrifft, so findet sich in der Hellenischen Tektonik ganz das Ausdrucksprinzip der lebendigen Natur ausgesprochen: die Funkzion jedes Körpers durch folgerechte Form zu erledigen, und dabei diese Form in den Aeußerlichkeiten so zu entwickeln, daß sie die Funkzion ganz offenkundig verräth.

2. Form eines Körpers nämlich ist in der bildenden Kunst wie in der schaffenden Natur: Darstellung oder plastischer Ausdruck seiner Funkzion im Raume. Die Form verleiht dem baulichen Materiale die Eigenschaften seine Funkzion erfüllen zu können; umgekehrt kann aus der Form jedes Mal die Funkzion erkannt werden.

Bem. zu 1. Dies ist in der Hellenischen Tektonik nicht etwa Resultat eines tiefen zergliedernden Studiums der natürlichen Gebilde, sondern geht rein weg aus der Begabtheit des Hellenischen Stammes hervor.

1. Wenn an jedem Körper in der organischen Natur durch eine wirkliche Lebensthätigkeit – wirkliches Fungiren – die im Keime oder innersten Kerne angelegte Form nach und nach zu den erforderlichen Proporzionen entwickelt, die kleinsten Extremitäten [317] des weichen bildsamen Stoffes (besonders bei den Vegetabilien wahrnehmbar) entfaltet werden, und so durch die Funkzion und Wesenschaft die Form in lebensthätigem Ausdrucke gebildet, und durch die Form wiederum Funkzion und Wesen prononzirt wird: so kann die Tektonik einen solchen Wesenschaft und Thätigkeit der Funkzion verrathenden Ausdruck, in den Aeußerlichkeiten des todten anorganischen Materiales woraus sie ihre Körper bildet, nicht anders als scheinbar und von außen angebildet erzeugen, indem sie sich zuerst für die vorgeschriebenen (1 §, 2) Raumgrenzen – Körperproporzionen – einen Körperkern oder eine Kernform in einem solchen Formenschnitte – Schema – vorbereitet denkt, welcher in seiner Nacktheit schon die tektonische Funkzion vollkommen erledigt, sodann aber diesem Kerne solche Extremitäten attribuirt, oder denselben gleichsam mit einer aus solchen Formen gebildeten Hülle bekleidet, welche seine Wesenschaft und Funkzion in allen Beziehungen auf die prägnanteste Weise erklären.

Dies ist die dekorative Karakteristik, die Ornamenthülle des Kernschemas vom Strukturtheile.

2. Diese dekorative Bekleidung und karakteristische Attribuzion der Kernform fungirt deshalb auch nie materiell oder struktiv, sondern hat nur den Zweck die Funkzion und Wesenschaft zu versinnlichen, welche der ganz allein fungirende Kern physisch verrichtet. Sie ist symbolisch, weil überhaupt die Funkzion und Wesenschaft des Kernes durch Zeichen – Formenschematen – erklärt wird, welche die Sache vollkommen bezeichnend erscheinen; mag sie nun bloß das Gefühl dem inneren Wesen derselben folgerecht gestalten, oder mögen sie durch Vergleich mit einem wahrgenommenen Objekte entstanden sein.

3. Außer der Funkzion des Strukturtheiles soll die dekorative Karakteristik zugleich seine Verknüpfung – Junktur – mit der angeschloßenen Funkzion, die wechselseitige statische Wirkung Beider auf einander, und so weiter gehend die Totalität des Werkes wie aus einem einzigen Formenorganismus entwickelt, darstellen.

4. Nach solcher Ansicht verfährt die antike Tektonik mit sehr richtigem Sinne so, daß sie die dekorative Bekleidung, als struktiv nicht nothwendig, von dem struktiv Nothwendigen ganz wahrnehmbar sondert, und sie wie angelegt darstellt, dadurch eben das Wirkliche vom Scheinbaren trennt, und die Dekorazion als das was sie in der That nur sein soll, als Funkzion und Wesenschaft symbolisirende Hülle des wirklich fungirenden Kernes vor Augen legt. Dadurch wird nicht allein dem ursprünglichen Verständniß beider Theile entsprochen, sondern es erwächst auch materiell für die Konsolidirung der dekorativen Bekleidung noch ganz besonders der große Vortheil, daß die oft sehr zarten Ertremitäten in welche sie endet, vor zerstörenden Wirkungen, welche die verschiedenen Strukturtheile in ihrer mechanischen Kombinazion als materielle Massen auf einander äußern würden, vollkommen gesichert sind.

Bemerkung. Dem entsprechend werden wir im Verfolge unserer Betrachtungen zuerst die Funkzion und Form des Kernes feststellen, sodann folgerecht aus dieser die symbolisirende dekorative Hülle entwickeln.

Bem. zu 2. Der Kern jedes Strukturtheiles, aller dekorativen Attribuzion entblößt, ist in seiner nackten Körperlichkeit vollkommen schon fähig alle baulichen Funkzionen zu erfüllen; es ist durchaus nicht nachzuweisen, daß irgend einer der dekorativen Ausdrücke in der Hellenischen Architektur statisch wirklich fungirend und für einen solchen Zweck angelegt sei. Es ist weder Basis noch Kapitäl der Säule, weder Sparrenkopf noch Mutulus, weder Zahnschnitt noch irgend ein Glied der Corona struktiv nothwendig und in solchem Sinne begründet; auf eine Vermehrung der Kohärenz oder Statik durch dekorative Bekleidung ist wohl nirgends gerechnet worden. Diese Grundsätze machen daher auch die Bekleidung der Kernform durch Putz, Stuck, Mosaik, Bronze u. s. w. möglich.

Nur ein Beispiel, um die bloß symbolische Natur der dekorativen Ausdrücke zu erweisen. Wären die Mutuli und Zahnschnitte der Dorischen, Korinthischen und Ionischen Corona des Stillicidiums struktiv, zur Existenz derselben nothwendig, so dürften sie unter der Corona über dem Giebeltympanon, weil diese ein und dieselbe Ausladung und Höhe hat wie die erstere, durchaus nicht fehlen. Da aber letzteres doch eben der Fall ist, so kann kein struktiver sondern bloß ethischer Beweggrund solches Verfahren rechtfertigen, und [318] es wird wirklich durch eine ganz andre Funkzion, Wesenschaft und Richtung der Entwickelung, welche die Corona über dem Tympanon hat, die bloß symbolische Bedeutung dieser Mululi und Zahnschnitte sehr offen herausgestellt.

Jedoch kann ein dekorativer Formenausdruck, welcher an seiner Oertlichkeit einen rein symbolischen Zweck hat, zu einem wirklich statisch fungirenden Elemente umgewandelt werden, wenn man ihn in einem so bedeutenden Volumen Materials und schicklicher Formennüanze bildet, daß er Kohärenz und Statik genug erhält um zu fungiren; wie die Verwendung des Korinthischen Mutulenschemas zur Aufsetzung von Statuetten und Büsten vor Wänden und Säulen deutlich zeigt. Hinwiederum lehrt uns dieses Beispiel sehr überzeugend, was das Schema eines solchen frei vorspringenden fungirenden Mutulus an seiner Oertlichkeit als Bekleidung der Corona, dieser Corona symbolisch für einen Ausdruck in Bezug auf ihre Funkzion verleiht.

Es ist wohl überflüßig zu bemerken, wie, wenn hier von Kernform und deren dekorativer Bekleidung die Rede ist, nur gemeint sein kann, daß die letztere nicht alle Mal technisch erst angefügt werden soll, wie bei Putz, Metall u. s. f. sondern daß, wenn Kern und Hülle aus einem Volumen gearbeitet werden, wie bei Sandstein, Marmor u. dergl., die ganze Körperlichkeit des Strukturtheiles so angelegt wird, daß die dekorativen Ertremitäten aus dem Volumen ektypirt werden können, und dennoch das als nothwendig anerkannte Schema des Kernes vorherrschend festgehalten werde.

Zu 4. Die formelle, technisch oft ganz unerläßlich nothwendige Trennung der dekorativen Ertremitäten eines Strukturtheiles von anschließenden sie unmittelbar berührenden Strukturtheilen ist überall bestimmt ausgesprochen, zeigt sich aber oft nur in der technischen (geometrischen) Zeichnung, wie z. B. das Skamillum über und unter der Säule, die gewöhnlichen Einschneidungen – Stege – zwischen den tragenden und auflastenden Theilen; die Vorladung (ἐκφορά) der Glieder über die Vorderfläche des fungirenden Kernes , ist unerläßlich nothwendig, um sie vor aller zerstörenden Berührung der aufgelegten Strukturtheile zu schützen. Schon solche nothwendigen materiellen Rücksichten weisen darauf hin, wie kein einziges der ausladenden kleinern Glieder struktiv sein könne.

1. Ohne dekorative Hülle betrachtet, hat die Hellenische Tektonik nach einem gesunden praktischen Gefühle, den Kern jedes Strukturtheiles von vorn herein in einem Schema – Profil und Axenschnitt– aufgefaßt, welcher seine Funkzion für sich, so wie seine mechanische Kombinazion mit allen anschließenden Theilen zu einem Ganzen, technisch am praktikabelsten und statisch am solidesten erledigt. Deshalb fügt sich die dekorative Bekleidung strenge diesem auserkannt zweckerfüllenden Formenschnitte des Kernes an und entwickelt seine Wesenschaft erklärenden Symbole auf seiner Mantelfläche, ohne damit die bedingte Grundform zu verwischen.

2. Dieser Formenschnitt des Kernes ist für die meisten Funkzionen nach stetigen geometrischen Lineamenten, seltener nach wechselnder vegetabilischer Entfaltung aufgefaßt. Daher denn auch seine dekorative Bekleidung mehr die erstere als die letztere Grundform entwickelt, und es ist nun Aufgabe derselben, diese bestimmte Form des Kernes mit solchen Formensymbolen zu bekleiden, welche seine Wesenschaft und Funkzion vollkommen verrathen.

3. Da jedem Kern (nach 1. §. 2 und 3) ein gewisses räumliches Maaß, innerhalb welches er seine Funkzion beginnt, entwickelt und beendet, ferner auch eine gewisse Richtung, nach der er sie entäußert, vorbestimmt ist, so wird die dekorative Bekleidung diesen Bedingungen entsprechen müssen; sie wird durch entsprechende Symbole den Beginn der Funkzion je nach deren Wesenschaft markiren, sie ununterbrochen in den Lineamenten nach der gesetzten Richtung hin entfalten, und erst am Ende des Maaßraumes abschließen.

4. Dies ganz einfache in der Natur der Sache liegende Gesetz wird jeder subjektiven Willkühr in Hinsicht auf ein beliebiges Hemmen, Absetzen und Zertheilen der dekorativen Bekleidung und ihrer Formenlineamente während des Weges, welchen sie vom Beginn bis zum Ende zu durchmessen hat, einen Zügel anlegen, und es wird durch ein solches Beginnen, inniges Zusammenfortgehen und Aufhören der dekorativen Formenlineamente mit dem Beginne, der Richtung und Funkzionsdauer der Kernform, die Ruhe der Form und das klare Verständniß ihrer Bedeutung hergestellt.

5. Hat die Kernform in ihrer ganzen Maaßdauer, oder auf allen Punkten ihrer Ausdehnung, ein und dieselbe Funkzion, so wird dieselbe in der dekorativen Bekleidung ohne Unterbrechung [319] stetig symbolisirt. Hat dagegen die Kernform nicht stetige Funkzion, sondern Hemmungen oder stetig wiederkehrende Unterbrechungen, so wird die dekorative Bekleidung diese Nüanzen in der Entwickelung ebenfalls streng anzeigen und entwickeln.

6. Der Schluß oder die Beendung der dekorativen Hülle ist zweierlei Art. Entweder ist er ganz frei und selbstständig beendend, oder er endet zugleich verknüpfend, d. h. mit Rücksicht auf eine weiter anschließende Funkzion.

7. Schließt sich weiter hin keine Funkzion an, so wird der dekorative Ausdruck als in der Form frei beendend symbolisirt.

8. Schließt sich aber eine Funkzion an, so wird die Endung der vorigen aus Schematen gebildet, welche ganz deutlich den Begriff erwecken, als stimmen sie sich, wie ein fügsamer nachgebender Stoff, je nach der Wirkung, welche die anschließende Funkzion ihrer Wesenschaft nach auf sie macht.

9. Obgleich die so gestimmte unfreie Endung die Anknüpfung einer folgenden Funkzion vermuthen läßt, so wird diese Anknüpfung doch erst vollkommen hergestellt, indem man der Endung einen dekorativen Ausdruck folgen läßt, welcher entschieden schon die Entwickelung und die Wesenschaft der folgenden Funkzion ausspricht, in diese hinüberleitet und so den Gedanken der organischen Verknüpfung – Junktur – beider Strukturtheile vollendet.

10. Die Wesenschaft und Entwickelung der anschließenden Funkzion bestimmt den Ausdruck – Formenschema – der Junktur.

11. Ist die Wesenschaft und Entwickelung der anschließenden Funkzion eine allgemeine, so wird auch das Schema der Junktur diese allgemeiner symbolisiren.

12. Ist dagegen die Wesenschaft jener eine spezielle, singuläre, besondere Richtung einschlagende, so wird die Junktur in einem Schema gebildet, welches die Besonderheit prägnant anzeigt.

13. Dasselbe Ausdrucksgesetz, das für die Endung einer Funkzion, gilt auch für den Beginn derselben, je nachdem die Funkzion selbstständig und frei entspringt, oder auf schon existirende Funkzionen gegründet, und deshalb mit ihnen als verknüpft demonstrirt werden muß.

14. Ist die Wesenschaft einer Funkzion von der Art, daß sie der ursprüngliche erste Beginn ist, worauf alle weiterhin fungirenden Theile gegründet sind, so wird die Dekorazion diesen Gedanken folgerecht ausdrücken, indem die Lineamente und Ausdrücke, welche ihre Richtung versinnlichen, sogleich am Ursprunge der Kernform ohne Vorbereitung beginnen und die Form weiter entwickeln.

15. Ist aber eine Funkzion von der Beschaffenheit, daß ihre Existenz von einer anderen schon vorhergehenden Funkzion abhängig und auf dieser gegründet ist, so wird die Dekorazion eine solche Abhängigkeit und nothwendige organische Verknüpfung mit der vorhergehenden Form symbolisiren.

16. Die Anfänge, Endungen und Junkturen besonders sind es, an denen sich sinnbildlich die Wirkung, welche der Strukturtheil dem Gedanken nach sowohl leistet als auch von dem angeschlossenen zu erleiden hat, am schärfsten ausspricht, weil sie den Konflikt beider darstellen, und zur Darstellung desselben Symbole gewählt werden, welche in ihrem Schema eine Fügsamkeit und Nachgiebigkeit gleich der eines elastischen Stoffes demonstriren, und daher als am geeignetsten zum Ausdrucke des statischen Lebens und Wirkens beider Funkzionen an diesem Orte erkannt sind. Dabei wird denn zugleich sehr naturgerecht der Begriff von der größeren oder geringeren Potenz, welche die aktive –stützende, tragende u. s. f. – Funkzion zur Bewältigung der passiven – gestützt oder getragen werdenden – Funkzion anwenden muß, durch eine Formenproporzion und ein Profil-Schema des Symbols dargestellt, welches dem Begriffe folgerecht entspricht.

In der Wahl der Symbole und ihres proporzionalen Formen-Ausdruckes an der Oerrlichkeit des Konfliktes liegt daher am schärfsten der innere Begriff von der statischen Proporzion beider Funkzionen ausgesprochen.

Bemerk. zu 2. Daß im Allgemeinen der Kern im Profilschema mehr nach geometrischem und in der Axenentwickelung stetig parallelem Ausdrucke, als nach vegetabilischem wechselnden konzipirt ist, liegt [320] in der Natur seiner Funkzion. Jedes Kernschema aber wird von der dekorativen Bekleidung aufgefaßt und unverwischt hervorgehoben werden müssen, mögen die symbolischen Elemente seiner Bekleidung aus geometrischen oder organischen Formen gebildet sein.

Zu 3. Durchgehends als Gesetz für die dekorative Bekleidung und aller ihrer Lineamente und Ornamentschematen in der Antike wahrzunehmen. Die dekorative Bekleidung zeigt ganz bestimmt den Beginn der Funkzion an, entwickelt sie durch die gesetzte Raumgröße, und schließt sie eben so bestimmt nach dem Erforderniß ihrer Wesenschaft ab.

Zu 4. An den Gebilden der organischen Natur, besonders (für diese Stelle) den Vegetabilien, weiset sich im Ausdrucksprinzipe eine wunderbare Uebereinstimmung mit den antiken tektonischen Gebilden in Hinsicht auf Organisazion und Ausdruck von Funkzion durch Form aus. Jeder besonders fungirende Theil am Vegetabil ist in Form und Lineamenten ununterbrochen bis zur Abzweigung eines anderen Theiles entwickelt; erst kurz vor dem Beginne dieses folgenden, je nachdem er bedeutender oder unbedeutender in der Funkzion erscheint, treten Knotungen, Schwellungen, neue Ansätze oder neue Abzweigung anzeigend auf, welche jedes Mal so geformt sind, daß sie als Ursache der folgenden Theile oder als nach deren Ansatz gebildet erscheinen, daher die vorige Form beenden, die neue beginnen. Jede letzte Beendung eines Theiles erscheint aber dagegen, auch ohne mögliche Weiterführung, in Form und Funkzion beendet und abgeschlossen.

Zu 5. Hat der Strukturtheil von Anfang bis Ende ununterbrochen gleiche Funkzion zu leisten, so drückt dies die dekorative Bekleidung seines Kernes eben so folgerecht aus, als wenn die Funkzion nicht stetig dieselbe ist, sondern Nüanzen oder rhythmisch wiederkehrende Unterbrechungen, Hemmungen – Cäsuren – hat; z. B. deuten die Saumglieder des Ionischen Architravs oder sein Konflikt mit dem Friese – welcher letzterer als ein stetiger kontinuirlicher Theil darauf beginnt – eine stetige an allen Punkten gleiche Wirkung des Frieses auf das Architrav durch stetige ohne Nüanze und Unterbrechung auf dem Saume des Architravs entwickelte Glieder-Symbolik an, d. h. durch Kymatien, welche in der ganzen Länge desselben ebenmäßig stetig überfallen. Dagegen spielt die in Zwischenräumen wiederkehrende Regula mit Tropfen am Saume des Dorischen Architravs sehr karakteristisch auf Nüanzen in der Funkzion des Frieses, mithin auch des Architravs, an, und zwar hier auf die Momente der Triglyphen und deren Aufsatz auf das Architrav. In ganz gleicher Weise und aus ähnlichen Ursachen sondert sich die dekorative Karakteristik der Dorischen Corona des Stillicidiums in einzelne, auf Momente in der Funkzion der Corona deutende, größere Ausdrücke – die Mutulen; wogegen diese Corona im Ionischen, ganz folgerecht ihrer wesentlich veränderten Funkzion, eine stetige Karakteristik trägt. (Welche? vergleiche späterhin am Orte im ersten Buche.)

Solche Rücksichten auf die Wesenschaft einer Funkzion verbieten es willkührlich zu dekoriren und mit den dekorativen Elementen zu nüanziren wie man will, und machen die feinste Berücksichtigung der Wesenschaft der Funkzion nothwendig, um dieselbe bewußt und gesetzlich herauszuheben. In der Hellenischen Tektonik sind stetige Funkzionen auch stetig symbolisirt; Abweichungen oder Hemmungen dagegen aber auch ganz augenscheinlich in der Dekorazion angezeigt.

Zu 7. Wie z. B. die Stele durch Cippus oder Palmettenkrönung beendet ist; oder der Ionische Rinnleisten, Thür- und Fensterkrönungen u. s. f. frei endend karakterisirt sind durch krönende Palmetten und Kelchgruppen auf Karnießprofile; oder wie die Stirnziegel und Forstziegel der Deckziegel durch aufrechtstehende Palmetten als frei endend erscheinen.

Zu 8. Die Endung einer Funkzion wird gestimmt nach der Wirkung, welche die anschließende Funkzion dem Gedanken nach auf sie ausübt. So z. B. symbolisirt ein Kymatium oder eine belastet überfallende Blattkrone, als Endung der stützenden oder tragenden Theile sehr anschaulich die Wirkung des Stützens. Sowohl in der Endung als auch in dem Beginn der dekorativen Form, weil sie eben den Konflikt mit der anschließenden Funkzion versinnlichen, muß daher auch am schärfsten vor anderen Stellen das Maaß der statischen Wechselwirkung beider Funkzionen dargestellt werden durch ein solches Schema der Symbole, welches ganz proporzional die Größe dieser Wirkung ausspricht. So karakterisiren die leicht überfallenden Akanthosblätter und Ranken des Korinthischen Kapitäls sehr treffend ein leichtes Tragen und kaum beschwertes Belastetsein; das schwer überfallende Kymatium des dorischen Kapitäles dagegen, eine stark abgestützte Auflagerung des schweren Gebälkes.

Zu 9. Die Endung des dekorativen Formenausdruckes soll die Thätigkeit der Funkzion als beendet und als aus dem Konflikte mit der anschließenden hervorgehend darstellen. Die diesem Konflikte folgende Junktur soll die Wesenschaft der abgeschlossenen Funkzion mit der folgenden verknüpfen. Sie wird gebildet, indem man jeder ihrer Wesenschaft nach – stützend, deckend – vollkommen beendeten Form (8) einen Ausdruck folgen läßt, welcher diese Wesenschaft aufnimmt und mit der Wesenschaft der anschließenden Funkzion [321] vereinigt; weswegen sie auch ein Produkt beider ist, zwischen ihnen liegend, so viel von der Wesenschaft der einen wie von der anderen an sich trägt, und also zur Junktur wird.

Daher zu Junkturen nicht endende – wie das Kymatium oder der Blätterkrater – sondern unmittelbar verknüpfende Ausdrücke wie der Abakus, oder auch wohl der Torus, angewandt sind.

Zu 11. Eine solche allgemeine Wesenschaft und Entwickelung wird z. B. im Ionischen den als integrirenden Theil (Substrukzion) aufgefaßten Plinthenstufen beigelegt. (Siehe unten Anmerk. zu 14 und 15.) Deshalb ist die Junktur der Säule mit den nach allen Seiten horizontal sich ausbreitenden Stufen entweder durch einen horizontal kannelirren Torus, oder noch schärfer durch einen schon das Schema der Stufen an sich tragenden Abakus symbolisirt.

Zu 12. Eine Funkzion, welche in ihrer Wesenschaft, daher auch in den Lineamenten ihres Kernschemas, eine singuläre Entwickelung und Richtung hat, wie z. B. das Architrav von einer Säulenaxe zur anderen sich erstreckend, ist mit der Säule jungirt durch ein Formenschema – horizontaler Abakus – welches sogleich den Begriff von solcher Entwickelung ausdrückt. An der Dorischen Säule ist dies sehr kurz und allgemein, dagegen an der Ionischen sehr speziell und mächtig durch den großen nicht quadratisch, sondern oblong im Grundrisse, nach der Richtung und der Wesenschaft des Architravs gestimmten Volutenabakus. Durch eine solche scharfe Verkündigung des Wesens vom Architrave entsteht daher Vorder- und Seitenansicht des Ionischen Kapitäles für jede mittlere Säule; und für jede Ecksäule, auf der sich das Architrav wendet, entstehen zwei Vorderseiten. Die Polster statt der Volutenansicht nach der Fronte gekehrt, würde ein sonderbarer Widerspruch und eine Verdrehung des Organismus sein.

So einfacher und nahe liegender Symbolik halber wird in der Hellenischen Tektonik weder Torus, Rundstab noch Abakus eine Funkzion frei endend karakterisiren, sondern nur verknüpfend; zumeist aber der Abakus, welcher stets Auflagerung oder Aufschichten eines folgenden Theiles ganz klar andeutet.

Zu 14. 15. Es stellen sich in der Hellenischen Tektonik für die Basirung aller Strukturtheile auf dem Boden – frei stehende Stützen und Wände – zweierlei Anschauungsweisen heraus, welche eines der bedeutendsten Merkzeichen geben, wodurch sich die Dorische Kunst von der Ionischen unterscheidet.

Die Dorische Kunst hat nämlich, entgegengesetzt der Ionischen, keine die freistehende Stütze und Wand mit den untergebreiteten Sockelstufen verbindende oder verknüpfende Junktur. Sie faßt die Stufen nicht als wesentlich nothwendige Funkzion, sondern betrachtet sie als bloße ebenende Schichtung – Plateau – als Abmarkung des gewachsenen mütterlichen Bodens, aus dem, innerhalb der abgemarkten Grenzen, alle Funkzionen gemeinschaftlich entspringen; daher kann sie, solchem Gedanken folgerecht, den aus dem Boden aufsteigenden Theilen keine Junktur geben, welche, wie im Ionischen, dieselben erst mit dem Boden verknüpfte. Sie symbolisirt die Säule als einen dem Boden unmittelbar entsteigenden vegetabilischen Stamm, welcher rasch dem zu stützenden Gebälke zueilt; daher weder Andeutung eines Konfliktes noch einer Vorbereitung oder Junktur – Basirung – derselben am Boden, sondern im Gegentheil eine scharfe unmittelbare Entwickelung oder Erhebung aus dem Boden in der Kannelirung demonstrirt ist. Die Wand ist ebenfalls gedacht als aus dem Boden sich erhebender, aber allmählig nach dem Gebälk sich in die Höhe schichtender Theil, der, im Gegensatz zur frei isolirt in die Höhe springenden Säule, ganz vornehmlich dabei seine besondere Funkzion, Räumlichkeit zu umschließen, erledigen muß, deshalb ganz treffend durch sanften vorherrschend horizontalen Fugenschnitt, dem Schema des Planes folgend, karakterisirt ist. Erst unter dem Gebälk nähern sich – wegen gleicherer Funkzion, die sie nun zu erledigen haben – Säule und Wand wieder einander im Ausdrucke an. Daher auch die Wand keine Junktur mit den Plinthenstufen hat. Ein verkehrt – nach aufwärts – umschlagendes Kymation nebst Rundstab und Riem darüber, welches sich an Attischen Werken Dorischen Styls findet, ist Ionische Zuthat und keine Junktur, karakterisirt die Wand eben recht prägnant als (wie sie Ionisch gefaßt wird) aufgesetzten Theil.

Ganz entgegengesetzt dieser Dorischen Ansicht faßt die Ionische Kunst jene Strukturtheile, vornehmlich den Säulenstamm, als isolirte und einzeln gewonnene Theile, welche auf den Sockelstufen ihrer Wesenheit nach erst vorbereitet, lokalisirt und aufgesetzt werden, daher als organisch mit dieser Vorbereitung verknüpfte symbolisirt werden müssen. Daher die Basis; welche in ihrem Schema nicht allein den Konflikt der zwischen Sockelstufen und Architrav eingespannten Säule mit den Stufen, sondern auch die Junktur mit denselben auf das überzeugendste vor Augen stellt. (Siehe die flüchtige Angabe der Symbole 5 §. 10.)

Daß die Dorische Säule und Wand in obiger Weise originirend gedacht worden sind, dafür zeugt sehr schlagend der Mangel an Junktur bei ihrem Beginne mit den als unwesentlichen Theil gefaßten Stufen. Daß aber, wenn eine Funkzion [322] als der anderen Existenz gebend angesehen wird, wie z. B. das Architrav den die Traufplatte stützenden Triglyphen, ein solcher Gedanke im Dorischen auch ganz bestimmt ausgesprochen ist, beweiset im vollsten Maaße die Lokalisirung, Junktur und Wesenschaftsandeutung der Triglyphen durch die Tropfenbändchen am oberen Saume des Architravs.

1. Es handelt sich jetzt darum, nachzuweisen, durch welche Symbole die dekorative Bekleidung gebildet, oder durch was für Formenausdrücke die Funkzion des Kernes äußerlich demonstrirt wird.

2. Hierfür stellen sich in der Hellenischen Tektonik zweierlei Ausdrucksweisen heraus. Entweder wird die dekorative Bekleidung aus Formenschematen gebildet, welche einem Wahrgenommenen gleiche Funkzion Leistenden analog sind; oder wenn dies nicht geschehen kann, so bildet die innere Empfindung aus der Wesenschaft der Funkzion selbst solche Schematen, welche diese verkündigen.

3. Die Wahrnehmung nämlich, daß irgend einem Körper der organischen Natur, oder einem zum Gebrauche im Leben dienenden Gegenstande, eine Wesenschaft und Funkzion eigen ist, welche am Strukturtheile ausgedrückt werden soll, faßt die Tektonik auf, und bekleidet technisch schicklich den Kern des Strukturtheiles in dem Schema jenes analog fungirenden Vorbildes, und symbolisirt durch solchen Vergleich die Wesenschaft und Funkzion des Theiles auf die prägnanteste Weise.

4. Solche Weise gehört zu dem Formenausdrucke nach einem wahrgenommenen Analogon. Kann aber kein Objekt wahrgenommen werden, welches, schon in gleicher Eigenschaft fungirend, als Organ der Funkzion benutzt werden könnte, so bestrebt sich die innere Empfindung aus der Wesenheit der Funkzion heraus solche Formenelemente der dekorativen Bekleidung zu bilden, welche eben so verständlich wie jene einem Wahrgenommenen entlehnten, die Funkzion verkündigen. Dies ist besonders für die anorganischen oder nach geometrischem Schema konzipirten Kernformen (4. §. 2.) der Fall.

5. Hierbei ist es natürlicher Weise nicht immer möglich, gerade nur nach einem einzigen Vorbilde die ganze Körperlichkeit des Kernes kontinuirlich zu bekleiden, sondern es werden oft verschiedene Symbole beider Gattungen (1 und 2) zum ganzen Ausdrucke vereinigt werden müssen. Denn da, wie wir schon oben (1 §, 3 und 4 §, 6 bis 9) angedeutet haben, außer der Funkzion für sich, jeder Strukturtheil auch eine Verbindung mit angeschlossenen Theilen erhalten soll, so wird, wenn sich dafür kein Vorbild finden läßt, welches diese Anforderung zugleich ausdrückt, der Kern in seiner ganzen körperlichen Ausdehnung dekorativ aus mehreren, den totalen Ausdruck herstellenden Formensymbolen entwickelt werden müssen; wobei es ganz gleich ist, ob dieselben verschiedenen Vorbildern entnommen, oder aus dem inneren Begriffe der Sache selbst entsprungen sind. Dies geschieht in der antiken Tektonik mit dem feinsten Sinne für Ausdruck aller Nüanzen der Funkzion und der schicklichsten Formenverschmelzung von oft ganz heterogenen Symbolen.

6. Alle Formenschematen der Symbole begreifen wir unter dem allgemeinen Namen architektonischer Ornamentschematen; alle prominirenden, aus einer Reihe einzelner Schematen gebildeten, Anfang, Endung, Junktur darstellenden Symbole aber, unter dem Namen architektonischer Gliedermembra.

7. Die Ornamentschematen haben stets einen gewissen Rhythmus im Ausdrucke, eine stetige Wiederkehr in Maaß und Form, so zu sagen ein Metrum des Gedankens, und, je nach der Größe dieses Gedankens, eine oft auf Axenpunkte korrespondirender und prominirender Ausdrücke bezügliche Theilung – Cäsur. Dies ist nicht etwa Resultat eines theoretischen Kalküls, sondern liegt, gleich der Metrik des Verses, im natürlichen Takte der Hellenen jeden Gedanken in möglichst abgerundeter, in sich vollendeter Form (σχῆμα) auszudrücken, und alle in einer gebundenen und melodischen Weise an einander zu reihen. Dies ist die Metrik des tektonischen Ornamentes, die gesetzliche Beschränkung und ebenmäßige Unterordnung jeder einzelnen Elementarform unter den Ausdruck der Gesammtheit, wodurch allein Klarheit und deutliches Verständniß der Form hervorgebracht wird.

9. Keine andere fremde oder spätere aus ihr entstandene Kunst, hat wie die Hellenische (die Römische ist ihre Schlußepoche) in einer so ursprünglichen und naiven Symbolik die Funktionen der Strukturtheile [323] dekorativ ausgedrückt, ist so reich an Erfindung dieser Abdrücke, weiß dieselben so naturgerecht und schicklich plastisch bildnerisch aufzufassen und örtlich zu organisiren, dabei aber immer sehr weise Haus zu halten mit der Verwendung dieser Elemente, auf daß die dekorative Bekleidung der Funkzion und Wesenschaft des Kernes ebenmäßig entspreche, das Mittel nicht zum Zwecke werde oder durch Ueberfülle Faßlichkeit und klare Wahrnehmung verhindere. Es ist keine Nüanze der Wesenschaft vergessen worden zu symbolisiren, aber es ist auch nicht der kleinste Ausdruck übrig oder zu viel, willkührlich oder am unrechten Orte, sondern es sind alle symbolischen Theile naturgemäß; daher das allgemein Gesetzliche, alle subjektive Willkühr Ausschließende dieser Symbole. Das ursprüngliche Schema des Kernes, als auserkannt nothwendig, wird niemals von den Ornamentschematen verdeckt und unkenntlich gemacht, sondern letztere erscheinen in allen Fällen nur als dekorative Attribuzion, als Funkzion andeutende Umkleidung des fungirenden Kernes, sich dem Schema desselben anschmiegend.

10. Wir wollen an dieser Stelle die symbolische Bedeutung und die lokale Verwendung der antiken dekorativen Formensymbole ganz in der Kürze erwähnen, dieselben werden sammt allen ihren Varianten bei der speziellen Entwickelung der Strukturtheile, im Verlaufe unserer Abhandlung näher betrachtet werden. Nur noch ein Mal die Bemerkung, das[s] mit wenigen Ausnahmen alle diese Ornamentschematen stets als wie zu einer Hülle oder Binde aufgereiht erscheinen, welche der Kernform angelegt ist, und ganz und gar der ursprünglichen Meinung einer, der Kernform je nach deren Funkzion, Ausdruck und Verständniß verleihenden symbolischen Umkleidung entsprechen.

Eine unbefangene und vorurtheilsfreie Betrachtung wird eine solche Ausdrucksweise leicht erkennen. Denn bald erscheint das Schema eines Blattes, eines Blumenkelches , einer Palmette u. s. f. in stetiger Wiederholung zu einer krönenden Binde (στέφανος) gefaßt und dem Körpertheile aufgesetzt, freie krönende Endung andeutend, z. B. die aufrechtstehenden Rinnblattschematen, Lotosknospen u. s. f., woraus krönende Kehlen zusammengesetzt sind; Akanthosblätter, Palmetten, Kelche, wodurch Karniße gebildet werden. – Oder es sind solche Blätterschematen zu einer Binde gereiht, welche, um ein größeres oder geringeres Belastetsein durch einen aufgelegten Theil auszudrücken, in den Spitzen schwerer oder leichter überfallen, wie z.B. die Kymatien oder Wellen (von κῦμα, überfallende Woge, Welle) und Viertelstäbe Kränze an einander gereiheter Blätter sind, deren Herz oder Eiförmige Spitzen belastet überneigen; oder wie die Dorischen überfallenden Karniße – sogenannte unterschnittene Wulste – welche weiter nichts als Blattkränze sind, deren einzelne schwergeformte in den Spitzen breit und gerad abgeschnittene Blätter belastet überfallen. – Ein Umgürten, Umbinden ist versinnlicht durch Binden, Tänien, Streifen, Frucht- und Perlenschnüre, Corden u. s. f., wie die Corsä des Architravs, der Balken, Thür- und Fenstereinfassungen. – Ein Vortreten, freies Schweben und Gestütztwerden der Traufziegel durch die Korona des Stillicidiums, ist an derselben durch ein Band aufgereiheter Mutuli (mit und ohne Akanthosblätter) Zahnschnittbänder, durch herabhängende Tröpfchen, Pinienzapfen, hängende Rosetten und Blüthenglocken symbolisirt. – Ein Zusammenfügen, eine Vereinigung für sich bestehender Formen, z. B. des Säulenschaftes mit dem Abakus des Kapitäles oder mit dem Plinthus, symbolisiren geschlungene Bänder und Rieme des Torus. – Eben so werden Symbole, die verschiedenen Vorbildern entnommen sind, durch Rieme und Enkarpi angefügt karakterisirt, z. B. die Palmettenbinde des Attisch-Ionischen Säulenhalses; das Kymatium (ἐχῖνος) der Ionischen und Dorischen Säule, welches bei ersterer durch Enkarpi, bei letzterer durch Riemstreifen umgeheftet erscheint; die Kymatien, welche die Saumglieder von Friesen und Balken bilden. – Eine beginnende Schichtung und Auflagerung heterogen in der Richtung entfalteter und geformter Theile, z. B. des Architravs auf die Säule, der die Corona stützenden Friestheile auf das Architrav, oder den Aufsatz der Säule auf die Plinthenstufen, drückt ein Abakus aus, entweder plattenähnlich, oder zu Voluten und Polster ähnlichem Schema gebildet; welche Form daher niemals frei beendend, sondern mit Hinweisung auf Anknüpfung folgender Theile verwendet erscheint. – Die Richtung der Entwickelung einer Funkzion wird ausgedrückt durch Lineamente, Kannelüren, Streifen, Bänder, Vegetabilien u. s. f., welche sichtbar die Form [324] nach der bestimmten Richtung hinwärts leiten. – Das Ueberdecken der Lakunarien durch Schalen oder Paterenähnliche Deckel – Kalymmatien – welche von einem Mittelpunkte aus fungiren und frei schwebend erscheinen, ist durch sternenähnliche oder rosettenartige Schemata versinnlicht. – Das lothrechte selbstständige Stützen der Säule ist in ihrer Bekleidung ausgedrückt durch Bildung derselben im Schema eines Doldenartigen Pflanzenstängels, welcher in einem sich öffnenden Blattkelch endet, dessen einzelne Blätter belastet und in den Spitzen sich überneigend – Kymation und Krater – erscheinen.

Bemerk. zu 3. 4. Auf feste Vorbilder (Wahrgenommenes) lassen sich zurückführen: reiner Säulenstamm, Kymation, Blätterkrater, Enkarpi, Palmettenbänder, geschlungene Bänder und Rieme des Torus u. s. f. Zu Symbolen, welche ohne festes Vorbild, rein aus dem inneren Begriffe der Wesenschaft einer Sache gewonnen worden, sind zu rechnen: der Abakus, die Mutuli, Tropfen, Mäanderbänder, Zahnschnitte u. s. f.

Zu 5. Das Organisiren und Verschmelzen aller Heterogeneia, die verschiedenen Gegenständen Behufs der Dekorazion entlehnt sind, sehen wir in der vollendetsten Schönheit allein schon an der Säule der Ionisch–Attischen Kunst.

Zu 6. Vitruv und dem allgemeinen Gebrauche folgend haben wir große kontinuirliche Theile einer Funkzion, z. B. den reinen Säulenstamm ohne Kapitäl und Base, den Theil des Architravs ohne Saumglieder u. s. f. nicht Glieder genannt, obgleich jeder einzelne Strukturtheile in seiner Totalität ganz eigentlich ein Glied ist.

1. Wir bemerken in der Hellenischen Antike zweierlei Weisen, nach welchen künstlerisch-technisch die Ornamentschematen der dekorativen Hülle realisirt sind: die Realisazion durch Skulptur und durch Malerei. Beide oft an einem und demselben Werke abwechselnd gebraucht.

2. Was überhaupt das Wesen der Farbe betrifft, so ist sie durchaus lyrischer Natur, sie wirkt musikalisch, und drückt, abgesehen vom Schema des Ornamentes, die geistige Stimmung eines tektonischen Werkes aus. Deßhalb soll auch durch jede Färbung im Gemüthe des Beschauers eine Stimmung erregt werden, die im Allgemeinen mit der Gefühlstendenz und ethischen Zweckbestimmung des Werkes im Einklange steht.

3. Ist es Absicht, die einzelnen Ornamentschematen, welche in ihrer Vereinigung ein Glied (5 §., 3) [offenbar ist 5 Satz 6 gemeint] bilden, nur durch Malerei auszudrücken, so wird das Profil dieses Gliedes glatt protypirt, sodann werden auf dasselbe die Schematen aufgemalt.

4. Sollen aber die Schematen plastisch dargestellt werden, so wird das Profil plastisch so vorgelegt, daß die einzelnen Schematen daraus ektypirt werden können.

5. Streng genommen wird durch den plastischen Ausdruck – Skulptur – der Ornamentschematen auf dem Gliede, alle weitere Vollendung durch Malerei überflüssig. Aber auch nur in dem Falle, daß die Ornamentschematen plastisch prononzirt sind, wird der gemalte Ausdruck überflüssig, keinesweges aber darf er unterbleiben, wenn dem nicht so ist. Weil ja sonst ganz natürlich die Vollendung, das eigentliche Verständniß dessen, was man mit dem glatt vorgelegten Profile sagen will, der naturnothwendige Zweck desselben verloren geht.

6. Zwar finden sich beide Weisen abwechselnd an einem und demselben Werke vereinigt, jedoch nimmt man wahr, daß die erstere im Laufe der Kunstentwickelung nach und nach mehr auf die Oertlichkeiten zurückweicht, wo sie vor den Einwirkungen des Klimas besser geschützt ist, und dauernder bestehen kann. Denn es leidet wohl keinen Zweifel, daß eine plastische Prononzirung der Ornamentschematen die bloß gemalte bei weitem an Dauer, Realität und sinnlicher Begreifbarkeit überwiegt, und daß dieselbe in Fällen, wo nothwendige Rücksichten eine Färbung nicht dulden, ganz allein zum Ausdrucke dienen kann.

7. Der plastische Ausdruck (4), als eine sinnlichere materielle Auffassung und Nachbildung eines Schemas in sich begreifend, bedingt daher im Einzelnen oft einen solchen von der ersteren Weise verschiedenen Ausdruck vom Profile des Gliedes, daß gewisse Nüanzen der durch Malerei hergestellten Schematen bei ihm ganz verschwinden, welche den Gesetzen der Skulptur mehr entsprechen.

8. Finden sich die plastisch dargestellten Schematen auch noch zugleich gefärbt, so ist die Färbung wohl nur in einer sehr mäßigen Anwendung gebraucht, oder aber das Relief besonders zur Aufnahme derselben technisch aufgefaßt, und es herrscht hierbei wohl die Absicht [325] vor, einen schönen Lokalton des Materiales durch pikante und reizend kontrastirende Farbentöne, die deßwegen aber in sehr mäßigen Quantitäten vorhanden sein müssen, anmuthiger und lebendiger zu erhöhen. Anderweitig wird eine Färbung der plastischen Ornamentschematen nothwendig, wenn sie entweder aus eintönigen Lokalitäten in reich gefärbte hinüberleiten oder zwischen reich gefärbten mitten inne stehen.

Es wird kaum nachzuweisen sein, daß man bei einem günstigen und schön gestimmten lokalen Tone des Materiales dasselbe ganz und gar mit Farben übertüncht habe, welche in solcher Ausdehnung angewandt, roh, unzweckmägig für die Dauer und gerade zu dem Sinne der alten Kunst, die dem realisirten Werke die größtmöglichste Dauer zu geben sich bestrebt, zuwider sein würde.

9. Es bekundet sehr treffend den lyrischen Karakter der älteren und besonders der Dorischen Kunst, daß sie eine größere Neigung zur Färbung hat als die spätere Römische Epoche, und daher sowohl an äußeren wie an inneren Oertlichkeiten alle Ornamentschematen auf der glatten Oberfläche der protypirten Glieder durch Malerei, und niemals durch Skulptur darstellt. Die Glieder werden hierfür im Profile glatt angelegt, und karakteristisch vollendet durch Aufmalung der einzelnen Schematen, in der einfachsten nur andeutenden Weise ohne Licht und Schatten, oder ohne das Schema durch optisch täuschende Relevazion real verwirklichen zu wollen. Deßwegen die Dorische Kunst auch Gliederschematen hat, welche in der Ionischen und Korinthischen durch ganz andere Nüanzen an gleicher Oertlichkeit, und sehr oft durch eine größere Zahl Glieder realisirt werden.

In der Ionischen und namentlich Korinthischen Kunst dagegen, je mehr hier die Technik der Skulptur vorwärts geht, je mehr sinnlich prägnante Formen statt bloß symbolischer Andeutungen bezweckt werden, je mehr sich die dekorativen Glieder und Symbole häufen und verkleinern, weicht die gemalte Karakterisirungsweise immer mehr auf ebene glatte Flächen, von äußeren Theilen auf innere Lokalitäten zurück, der realer und sinnlicher karakterisirenden Skulptur am Aeußeren Platz einräumend, und entfaltet sich hier in eigenthümlicher Fülle und Selbstständigkeit. Indem das Genügen an der früheren einfachen naiven Andeutung der Symbole immer mehr entschwindet vor dem zunehmenden Bestreben nach sinnlich realer Darstellung derselben, werden ihre Schematen immer plastischer und auf wahrgenommene vegetabilische Vorbilder zurückgeführt. Es bildet sich eine Zeit, in der durch das Raffinement der Malerei die Schematen glatter Glieder oder gar ganze Glieder mit ihren Schematen scheinbar plastisch durch optische Täuschung auf glatten Flächen hervorgebracht werden, in der überhaupt, aus Rücksicht auf leichtere Realisazion und durch die übergroße Neigung zu natürlich Reizendem und Phantastischem, für die Dekorazion innerer Räume die Skenographi und Rhopographie verwandt wird, welche solche Gegenstände, die zur Symbolik der Lokalität dienen sollen oder der Prachtliebe wünschenswerth sind, die plastisch aber nicht wohl realisirt werden können, durch optische Malerei auf glatten ebenen Flächen hervorbringt, und so der Lust und Phantasie, oft aber auch der Willkühr, ein freies Feld eröffnet, Natur, Poesie, Mythos und Historie für ihre Zwecke auszubeuten.

10. Dadurch aber eben, daß sich im Laufe der Kunstentwickelung nach und nach die sinnlichere Darstellungsweise immer mehr geltend macht, tritt der Begriff der Dekorazion als Formensymbolik in den Hintergrund, wird nach und nach ganz dunkel und bloß prunkender Schmuck. Die Zeit der Erfindung architektonischer Symbole ist vorbei. Man bildet die vorgefundenen Motive rücksichts der Form zwar auf die edelste und schönste Weise, jedoch nur immer mehr nach sinnlich Wahrgenommenem weiter, und ehe noch Alexandrinische Prachtliebe die Tektonik dem Materialismus, und Römische Ueppigkeit sie dem Schwulste entgegenführt, ist längst alles ursprüngliche Verständniß ihres Ornamentes als Symbol körperlicher Funkzion verschwunden, und bedarf zur Zeit des Architekten Iktinos eben so der Exegese, als schon lange vorher die Ueberlieferungen des Mythos ihrer bedurft haben; ohnerachtet Wunderwerke in Hinsicht der Ausführung entstehen. Die Erfindung hat ihren Bilderkreis vollendet, das Symbol wird zum Fleisch. Bald nach Uebersiedelung Griechischer Kunst nach Rom tritt sehr merkbar und plötzlich aus Mangel an Verständniß an die Stelle der bewußten frei von Innen herausbildenden Symbolendarstellung eine Anwendung der Schematen nicht nach ihrem symbolischen Leben, sondern nach prunkenden Effekten, so daß die Theorie schon im Römischen Vitruv gerade [326] das Geistigfreie und Edle an den herrlichen Vorbildern der Hellenischen Kunst nach handwerksmäßigen Rezepten anzuordnen sich bemüht. Daher ist es nicht zu verwundern, wenn Vitruv die sonderbarsten, aus dem ganz verloren gegangenen Verständniß entspringenden Hypothesen über den Ursprung und die Zweckbedeutung der dekorativen Formen aufstellt, und durch seine Auktorität die Erkenntniß ihrer ursprünglichen Bedeutung für lange Zeiten dunkel macht.

Da wir indeß durch Entwirrung mehrerer von seinen Korrupzionen zu Aufschlüssen über Manches und uns ganz Dunkle gelangen, so werden wir späterhin das von ihm Ueberlieferte klar zu machen suchen und zur Benutzung ziehen.

Bemerk. zu 1–9. Daß in den Anfängen der Kunst jede Art Symbolik, also auch die Färbung, greller, härter und in bedeutenderer Masse gewesen, ist wohl anzunehmen. Denn so gut wie die Form muß sich erst nach und nach das Farbengefühl mildern und sittigen. Daß die Farbe Anfangs auch konvenzionell–symbolisch gewesen, wird nicht geläugnet. So waren Schwarz, erdfarbenes Grau und dem ähnliches Violett, das düstere Zypressengrün, überhaupt alle schweren, trüben Farben, Trauerfarben; Roth, besonders saffranfarbenes, die freudige Farbe des weingebenden Dionysos, deßhalb auch die roth angestrichenen Dionysoshermen. Ob diese Farbensymbolik so typisch bei allen Monumenten für gewisse Lokalitäten angewandt wurde, daß z. B. die Triglyphen stets blau, die Tropfen roth, ist sehr fraglich. Man kann annehmen, daß die lyrische Wirkung der Farbe, welche heiter und ernst, prächtig und mäßig, grell und sanft stimmt, die Anwendung und konvenzionelle Bedeutung derselben hervorbrachte, wie es eben so mit den Tonarten der Musik wohl der Fall gewesen ist. Die Alten scheinen jede tiefe gesättigte Farbe Purpur genannt zu haben; so spricht Homer von purpurschwarzer Nacht, purpurblauen und purpurbraunen Wogen.

Wie in vielen Dingen bei Vorwürfen von heut zu Tage auf ganz gleiche Umstände und Rücksichten vor Zeiten zu schließen ist, so ist dieß sicher der Fall mit der Polychromie in tektonischer Anwendung. Wenn, wie gesagt, die fortschreitende Kunst das Rohe älterer Färbung gesittigt hat, und nicht die Farbe der konvenzionellen Bedeutung, sondern der wirksamen Stimmung nach anwendet, indem sie den Sinn anziehen, locken und die Seele für die Anschauung stimmen will – so wird sie so zu sagen eine völlige Farbentüncherei des ganzen Bauwerkes namentlich am Aeußeren nicht gestatten; sie wird vielmehr die Töne in ihren Wirkungen und Quantitäten so neben einander verwenden, als es für Ausführung praktikabel, für den ebenmäßigen Ausdruck des Maßstabes der Körperlichkeit und Maaßbestimmung der Räumlichkeiten oder des ganzen Werkes, namentlich für solide Dauer der Malerei schicklich ist. Dies gilt wohl für alle äußere Färbung an den Bauwerken. An den uns überkommenen Monumenten in Hellas, besonders denen aus Marmor gebauten, ist gewiß Farbe und Form sehr fein im gegenseitigen Verhältnisse abgewogen worden; die gemalten Ornamentschematen glatter Glieder oder Flächen wohl sehr mäßig in der Farbe auf den vorherrschenden Lokalton aufgesetzt, nie die Profilform zerstörend, und stets an geschützten Lokalitäten angelegt. Die schwach vorgerissenen einfachen Konture der Ornamente weisen auf eine große Einfachheit der Töne hin, ihre durchgängige Existenz aber auf allen glatt vorbereiteten Gliedern beweiset zur Genüge, wie sie eine zum Verständnisse des Ausdruckes ganz unentbehrliche Bedingung waren. Wie mancher uns dunkle Formenausdruck würde sogleich verständlich werden, wenn der Ruin nicht dessen erklärende gemalte Charakteristik vermischt hatte. So würde der Ausdruck des Echinus der Dorischen Säule gleich als Kymatium zu erkennen sein, wenn die eiförmigen Blätter an demselben nicht verlöscht worden wären. Gerade für die Restaurazion solcher Ausdrücke aber sind es die sinnlich realeren, plastischen, wenn auch oft schwülstigeren Skulptur–Ueberlieferungen der Römischen Kunst, welche uns das Verständnis eröffnen. Mag immerhin das Ursprüngliche der meisten Hellenischen Symbole von derselben nicht verstanden worden sein, mag der verschlossenere und gröbere Sinn dieses Volkes bloß prunkend damit umgehen, so ist es eben seine Ueberlieferung der durch Mangel an Erfindung im Allgemeinen festgehaltenen Formen und Ausdrücke der Hellenischen Kunst, welche das Studium der Römischen Antike so anziehend, so unerläßlich nothwendig macht; da gewisse Gedanken und Bildungen der Hellenischen Tektonik, die ganz und gar verschwunden sind – wenn auch verderbt – in der römischen Kunst aufbewahrt worden, und uns denSchlüssel leihen zur Ergänzung und zum Verständnisse ihres ursprünglichen Zweckes.

Die bemalten Reliefornamente in Pompeji zeigen nur, daß man den kalten weißen Stuck gefällig abtönen, und einen Einklang mit den überreich gefärbten Wänden halbdunkler Räume herstellen wollte. Doch sind diese starkfarbig abgegründeten Ornamentschematen großentheils schon der Zeit angehörig, in der man Figuren plastisch skizzirte, ihr Beiwerk aber, Flügel, Gewand, Attribute, [327] gemalt auf dem Grunde darstellte. Sie beweisen auch durch die unpräcisen Konture, welche von dem Abgründen durch Farbe unvermeidlich entstehen, das Unpraktische einer totalen Anmalung.

Für die Anwendung der Farbe zur Dekorazion geschützter und innerer Lokalitäten öffnet sich dagegen ein so weites Feld als wir es eben in den Trümmern zu Rom, Pompeji und Herkulanum kultivirt sehen.

Da lebendige vor Augen stehende Beispiele am meisten überzeugen, so wollen wir nur für diese Stelle einiger Werke Schinkels, z. B. der Eingangshalle zum Atrium des Albrechts Palais und der Portikus des Museums zu Berlin erwähnen, um darauf hinzuweisen, wie trefflich ein unbemaltes, aber in einem schönen Lokalton gehaltetenes Aeußere nach und nach mit einem reichen Farbenschmucke geschützter Lokalitäten vermittelt werden könne.

Zu 10. Die Skenographie benutzt alles, was das Bereich der Kunst nur aufzufassen im Stande ist, und zieht alles irgend nur Darstellbare in ihren Kreis. Wir können aus den Trümmern der Villen und Bäder Roms und den Privatgebäuden Pompejis und Herkulanums einen Begriff gewinnen, wie die Skenograpbie zur Dekorazion innerer Räumlichkeiten verwendet wurde; wo wir denn wohl Vitruvs pedantische Relazion sehr getreu finden, aber zugleich auch erkennen, in welchem hohen Grade er von dem Verständnisse aller und jeder architektonischen Symbolik entfernt geblieben, wie sehr verdächtig daher seine Auktorität für die Erklärung der dekorativen Formen sein muß.

1. Alle Formenschematen, welche in das Bereich der vorhergehend behandelten dekorativen Karakteristik gehören, dienen bloß dazu, die Aeußerlichkeiten des Kernschemas aller Strukturtheile ihrer Funkzion analog darzustellen, also nur Strukturform dekorativ zu entwickeln.

2. Neben dem Ausdrucke einer Formensymbolik kann jedoch in gewissen Fällen ein solches Ornamentschema zugleich auch ein auf moralische Tendenz anspielendes Symbolon sein, welches im Kulte oder Lebensgebrauche diese Bedeutung konvenzionell gewonnen hat. Doch ist eine symbolische Bezeichnung auf letztere Weise durchgehends an kleineren Bildungen der Tektonik, an Geräthen, Möbeln, Gefäßen u. s. f. mehr zu bemerken, als an Monumenten der großen Architektur.

3. Die einzelnen Ornamentschematen der dekorativen Bekleidung eines Strukturtheiles – folgerecht aus dem Wesen seiner Funkzion und dem Schema der Kernform hervorgegangen, und durchaus nur ein Mittel die Funkzion, deren Richtung, Beendung, Verknüpfung symbolisch darzustellen – sind deßhalb gesetzlich bestimmt, und niemals willkührliche Verbrämung eines Körpertheiles. Alle anderweitige Versuche ihren Ursprung und ihre Bedeutung aus weitliegenden, künstlich spekulirten Gründen herzuleiten, vielleicht gar als aus der Kunst fremder Stämme erborgt zu fassen (wie bei Stackelberg und Anderen) sind ganz und gar von dem Wesen der Sache fern, mit dem gefunden, scharfen und natürlichen Darstellungsvermögen der Hellenen durchaus nicht übereinstimmend, und lassen sich auch als vollkommen ungenügend erweisen. Am wenigsten haltbar und in der tektonischen Praxis ganz unbegründet ist die Hypothese Vitruvs, nach welcher sie für in den Steinbau herüber gezogene Ueberbleibsel oder Nachahmung von Strukturformen eines früher vorangegangenen Holzbaues erklärt, und dadurch zu todten, ohne allen inneren Grund nachgeahmten Schematen einer ganz anderen Tektonik herabgewürdigt werden.

Bemerk. zu 1. Ornament und Dekorazion möchte schicklicher sein als der Name Verzierung; Arabeske und Grotteske beseitigen sich von selbst. Da ornare, mit allem Nöthigen ausrüsten, mit allen Eigenschaften begaben, und decorare, mit angemessener Würde begaben, den Gedanken einer bloß willkührlichen Verzierung und prunkenden Schmückung ausschließen. Von den Hellenen ist uns für das Ornament als Formensymbolik kein Ausdruck bekannt; ἀνθέμια sind bei den Alten nur die Ornamentschematen, welche aus Palmetten, Kelchen und Blumen gebildet sind, wie z.B. das Palmettenornament am Ionischen Säulenhalse; eben so bezeichnen φυτάρια und ζωδάρια nur Pflanzen- und Thierbildungen.

Zu 2. Solche Gegenstände, welche im Leben eine konvenzionelle Bedeutung haben, sind unter anderen die Meereswelle, Lorbeer, Myrthe, Olive, Palme, Lotos u. s. f.

Zu 3. Bei einem Nazionalstamme wie der Hellenische, dessen Individualität so ursprünglich und dessen Kunstentwickelung so selbstständig aus der Konzentrirung und Ausbildung seiner innersten Lebensinteressen hervorgeht und welcher vermöge seiner hohen geistigen Kraft und Begabtheit eine ganz unerschöpfliche Quelle von Mitteln zum Ausdrucke in sich erzeugt, daß er gar keiner fremden Aushülfe bedarf, ist deßhalb die Aufnahme [328] fremder oder barbarischer Formen Behufs des plastisch bildnerischen Ausdruckes eines Gedanken ganz unmöglich. Eine solche Aufnahme und Verarbeitung fremder Vorbilder kann nur möglicher Weise in der Schwächung der Nazionalität, also immer schon in späteren Zeiten oder in Kolonien geschehen, welche von ihrer nazionalen Selbstständigkeit losgerissen, durch einen zu überwiegenden Einfluß der fremden Konjunkturen bezwungen, und sich ihnen hingebend, barbarisirt worden. Wenn man freilich aus oberflächlichen und zufälligen Aehnlichkeiten, die man in Gebilden fremder wenn auch der Sage nach älterer Stämme antrifft, auf Aufnahme und Übertragung derselben in Griechische Bildungen schließen will, so spricht man gerade den geistig potenzirtesten Hellenen ihre Individualität und Begabtheit ab. Jede Aufnahme fremder nicht Stammverwandter Ideen und Gebilde tritt wohl stets erst ein, wenn der angestammte ursprüngliche Bildungskreis nach inneren Gesetzen entwickelt, ausgearbeitet und selbstständig vollendet ist. Faßt man die Summe der Ausdrucksfähigkeit und bildnerischen Potenz des Hellenischen Stammes, so wird sich die Annahme ursprünglicher vorherrschender Einwirkungen, sei es aus Aegypten oder dem Oriente, auf den Ausdruck ursprünglicher Gedanken und Formen, als ganz und gar nicht zuläßig herausstellen. Die Anschauung selbst beweiset ja, um wie viel reicher die Hellenische Tektonik an Ausdrücken ist, welche eben das Organische, Originale und Individuelle des Stammes karakterisiren; ja man kann sagen, das Wesenschaftliche und Große sind – was gerade der Kunst anderer Stämme fehlt. Wo aber die Hauptelemente sind, finden sich verbindende und untergeordnete Ausdrücke von selbst; gerade diese untergeordneten Ausdrücke aber werden am meisten als fremd entlehnt betrachtet und darüber das sie bestimmende eigene große Motiv übersehen.

Alles bisher Gesagte, als auf die Monumente gegründet, wird sich in den beiden folgenden Büchern durch die speziellen Beispiele belegt, ganz überzeugend bethätigen. Fassen wir es zusammen, so ergeben sich daraus folgende allgemeine Sätze:

1. Alle dekorative Karakteristik eines Strukturtheiles ist nur eine sinnliche Demonstrazion, um seine Funkzion, Wesenschaft, Art und Weise wie und wohin sich seine Funkzion entwickelt, Beginn, Beendung und Junktur, kurz den Organismus des Ganzen wie des Einzelnen, anzuzeigen; nach dieser Ansicht gestaltet sich von vorn herein die ganze örtliche Anlage der dekorativen Symbolik auf dem Kerne eines Strukturtheiles, so wie deren einzelne Ornamentschematen, mögen diese nun durch Plastik oder Malerei möglich gemacht sein.

Jeder größere Strukturtheil zerfällt in einen kontinuirlichen oder stetigen Theil, und in kleinere prominirende Theile oder Gliedermembra.

2. Die Dekorazion des stetigen Theiles kann natürlich nur dessen Richtung oder Entfaltung und zwar als stetig karakterisiren. Seine Schematen dürfen nicht so dominirend sein, daß sie die großen Lineamente des Kernschemas zerschneiden und hemmen. Dasselbe gilt sowohl für die Relevazion der plastischen als für die Tonstärke der gemalten Schematen.

Dies folgt im Allgemeinen aus der Natur des stetigen Theiles, verbietet aber durchaus nicht reichere, einem kostbaren Materiale oder einer luxuriöseren Zwecktendenz analoge Nüanzirungen.

3. Besonders scharf und prominirend dagegen werden die Theile oder Symbole – Glieder, membra – erscheinen, welche im Konflikte zweier Funkzionen liegen und den Zweck haben, hier Beginn, Wendung der Entwickelung, Endung, Junktur, und zwar in allen Nüanzen, welche solche Ausdrücke etwa prägnanter und begreiflicher versinnlichen können, darzustellen.

Ferner folgt daraus:

4. Da jedes Glied an seiner Oertlichkeit einen bestimmten Gedanken ganz offenkundig aussprechen soll, so werden zu ihm nur solche Symbole gewählt werden dürfen, welche allgemein bekannt und so zu sagen ganz augenscheinlich diesen Dienst verrichten. Daher an gewissen Oertlichkeiten in den Hellenischen Werken typische Symbole; weil an diesen Oertlichkeiten gewisse Gedanken stets wiederkehren, und das die größte Prägnanz besitzende Symbol typisch werden muß. 5. Kein plastisch glatt protypirtes Symbol – Glied – ist an sich verständlich; weil es nur die technische Anlage, gleichsam der vorgearbeitete Kern aller aus oder auf ihm zu entwickelnden einzelnen Elemente ist, die zusammen ja eben das eigentliche Symbol bilden, welches einen Gedanken (3) demonstriren soll. Der Ausdruck dieser einzelnen Schematen darf daher nicht fehlen, sei er so einfach er wolle, und möge er durch Malerei oder Skulptur bewirkt werden.

[329] 6. Da jedes glatt protypirte Glieder-Profil, wenn es durch Malerei karakterisirt werden soll, zur Aufnahme einer bestimmten Gattung Schematen geformt ist, so muß jede einzelne Nüanze dieser Gattung vollkommen dem Profile entsprechen und sich im Lineamente innig dem Gliede anschmiegen und verbinden. Es würde ein Widerspruch in Profil und karakterisirendem Symbole entstehen, wenn letzteres einer ganz anderen Gattung angehörte, oder gar eine willkührliche Bezeichnung des ersteren wäre.

7. Der proporzionale Ausdruck eines Gliedes in Höhe und Profillinie ist in der Antike nie mathematisch verzeichnet und bestimmt, sondern geht rein weg aus der Fähigkeit und dem geläuterten Gefühle des werkthätigen Individuums hervor, den Begriff von der größeren oder geringeren mechanischen Funkzion, welche der Kern des Strukturtheiles an der Oertlichkeit des Gliedes zu leisten hat, durch einen stärkeren oder schwächeren Ausdruck – Profilschema – des Symbols, entsprechend zu versinnlichen.

Faßt man die Summe alles bisher Gesagten, so liegt in ihr nicht nur das Prinzip für den totalen dekorativen Ausdruck eines Strukturtheiles, sondern auch das Geheimniß der Folge und Kombinazion aller einzelnen Glieder zu ganzen Gesimsen klar aufgeschlossen.

Bemerk. zu 2. So ist z. B. an der Säule der reine Stamm der kontinuirliche Theil, Base und Kapitäl sind membra; daher der Stamm durch kontinuirliche einander ganz gleiche Schematen, gewöhnlich Kannelüren, dekorirt ist. Doch wird er je nach der Zweckbestimmung oder der Oertlichkeit auch als reicherer Pflanzenstängel, ähnlich den Kandelaberstämmen oder palmenstammartig, karakterisirt. Bei einer bloß aus Malerei oder gar Mosaikbekleidung bewirkten Karakteristik der Säule hat die Erfindung natürlich ein freieres Feld, ohne die Konture der Säule zu stören, die lieblichsten Elemente aus dem Reiche der Vegetazion zur Karakteristik zu verwenden; wie an den vor kurzem zu Pompeji aufgefundenen mit Mosaik bekleideten Säulen sich zeigt. So halten wir auch die Behandlung und Skulptur der Platten und Bruchstücke von Säulen beim Tholus zu Mykene, welche unstreitig einer viel spätern Epoche als der Tholus angehören, als eine Vorarbeit zur Einfügung von Mosaik; wenn auch vielleicht aus Mangel derselben die Inkrustazion durch starke Farbe ersetzt wurde. Gewiß wird eine ähnliche Absicht von gemalter Karakteristik und dergleichen bei den Säulenstämmen, welche uns glatt überkommen sind, an denen sich aber die Glätte des Schaftes als mit Absicht begrenzt zeigt, zu Grunde gelegen haben.

Zu 4. So kann deshalb ein Symbol, wie z. B. der Torus, welcher in seinem Schema und mit seinen geflochtenen Bändern und Riemen sowohl Konflikt zweier Theile als auch Junktur derselben anzeigt, nicht an einer Oertlichkeit gebraucht werden, wo man freie Beendung und Krönung ausdrücken muß. Dies eine Beispiel zeigt schon wie die Anwendung und Kombinazion der Glieder nicht eine beliebige Kombinazion von Profillinien sei, sondern wie jedes Glied die Wesenschaft seiner Oertlichkeit symbolisiren muß, daher auch der Größe der Wesenschaft proporzional im Profil wird sein müssen.

Eine Wiederkehr gleicher Symbole an gleicher Oertlichkeit, oder für gleiche Wesenschaft an der Oertlichkeit, ist keine Armuth, sondern liegt einzig darin, daß das gebrauchte Symbol vor allen seinen Nüanzen gerade am deutlichsten und offenbarsten die Wesenschaft erklärt. Jedoch sind, sobald es der technische Maßstab oder das Verhältniß zu den übrigen Gliedern erlaubt, je nach Räumlichkeit und Zweck, alle Nüanzen einer Symbolgattung anzuwenden, so lange sie den bestimmten Gedanken noch aussprechen.

Zu 5. Es ist ein Mangel an Erkenntniß ihrer symbolischen Bedeutung, wenn durch ein bloßes mechanisches Zusammenzeichnen von Profilformen eine Kombinazion von Gliedern hergestellt wird, und dabei die einzelnen symbolischen Schemata jedes Gliedes, deren Summe doch nur das Glied ist, als luxuriös und für willkührliche Bereicherung des Gliedes gehalten werden, welche man je nach Belieben und Umständen hinzufügen oder weglassen könne.

1. Eine andere Gattung der dekorativen Symbolik, welche indeß gar nichts mit Entwickelung körperlicher Form der Strukturtheile zu schaffen hat, ist die lebenvolle Symbolik der mythischen und historischen Bildnerei, welche nur ethische Tendenzen des Kunstwerkes erläutert und auf gewissen durch die Lineamente der vorigen Gattung geschaffenen Oertlichkeiten ausgesprochen erscheint.

2. Jedoch überträgt die Hellenische Kunst in einzelnen Fällen, wo es für die Natur des Gegenstandes besonders karakterisirend und einer soliden Struktur [330] angemessen ist, menschlich Figürlichem und selbst thierischen Gebilden eine mechanisch struktive Funkzion, vermittelt auf eine geistreiche Weise ihren Organismus mit den tektonischen Formen, und stellt durch solche Symbolik körperliche Funkzion und zugleich moralische Tendenz auf das lebendigste heraus.

Wir werden in unserer Abhandlung das nothwendig zur Tektonik Gehörige dieser Symbolisirungsweise an den betreffenden Orten mit einverleiben.

Bemerk. zu 1. Diese lebenvolle Symbolik der mythischen und historischen Bildnerei, Reliefzüge, Statuengruppen, Masken u. s. f. erscheint in der Regel auf Lokalitäten ausgesprochen, die von Struktur-Lineamenten gebildet werden, z. B. Tympanon des Giebels, Metopen, Fries, Akroterien, Tympanen der Thürflügel, zwischen den Ranken und Blättern der Kapitäle u. s. f.

Zu 2. Dies geschieht bei Werken, wo der Zweck des Symbolisirens der moralischen Tendenz sehr über wiegend, aber unbeschadet der struktiven Realisazion ausgesprochen werden kann. Es geschieht aber auch vornehmlich an kleineren Werken der Tektonik, deren Funkzion und besonderer Gebrauch recht lebendig symbolisirt werden soll: wie die Panathenäischen Jungfrauen des Pandrosium, die Kolosse (Giganten?) am Zeus-Tempel zu Akragas. Eben so sind menschliche Figuren, Thiere oder Organe derselben, besonders als Stützen und Füße der Geräthe und Möbel, auf die geistreichste Weise mit der tektonischen Form organisirt, um bei diesen Gegenständen, oft neben symbolischer Tendenz auf Kult und ähnliche Bestimmung, zugleich das Bewegliche, Wandelbare des Geräthes zu karakterisiren.