Entschluß
[36]
Entschluß.
Sie kommt in diese stillen Gründe,
Ich wag’ es heut mit kühnem Muth.
Was soll ich beben vor dem Kinde,
Das Niemand was zu Leide thut?
5
Es grüssen Alle sie so gerne,Ich geh’ vorbei und wag’ es nicht;
Und zu dem allerschönsten Sterne
Erheb’ ich nie mein Angesicht.
Die Blumen, die nach ihr sich beugen,
10
Die Vögel mit dem Lustgesang,Sie dürfen Liebe ihr bezeugen:
Warum ist mir allein so bang?
Dem Himmel hab’ ich oft geklaget
In langen Nächten bitterlich:
15
Und habe nie vor ihr gewagetDas Eine Wort: ich liebe dich!
Ich will mich lagern unter’m Baume,
Da wandelt täglich sie vorbei;
Dann will ich reden als im Traume,
20
Wie sie mein süßes Leben sey.
Ich will – o wehe! welches Schrecken!
Sie kommt heran, sie wird mich sehn;
Ich will mich in den Busch verstecken,
Da seh’ ich sie vorübergehn.