Textdaten
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Autor: Charles Baudelaire
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Titel: Einer Madonne
Untertitel:
aus: Die Blumen des Bösen. S. 78-80
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1901
Verlag: Bondi
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Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer: Stefan George
Originaltitel: À une madone
Originalsubtitel:
Originalherkunft: Les Fleurs du Mal
Quelle: Google-USA* und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Aus dem Zyklus: Trübsinn und Vergeisterung
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
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Bearbeitungsstand
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[78]
LVIII
EINER MADONNE
(GELÖBNIS-TAFEL IN SPANISCHEM GESCHMACK)


Madonna · meine gebieterin · dir will ich bauen
Verborgenen altar aus meiner nöten tiefe
Und in meines herzens finsterstem winkel graben
Weit von der weltlichen lust und dem spöttischen blick

5
Eine nische ganz mit azur und gold überzogen

Wo du dich · verwundertes standbild · erheben sollst.
Aus meiner geglätteten verse reinem metall
Verständnisvoll übersät mit kristallenen reimen
Will ich für dein haupt eine mächtige krone bereiten.

10
[79] Aus meiner eifersucht · sterbliche madonna ·

Will ich einen mantel dir schneiden barbarischer art
Schwer und starr und ausgefüttert mit argwohn
Und der wie ein schützendes zelt deine reize umschliesst
Mit perlen nicht sondern mit all meinen thränen bestickt.

15
Dein kleid soll mein verlangen werden das zittert

Und wogt · mein verlangen das steigt und sich senkt ·
Auf höhen sich schaukelt und in den thälern sich ausruht ·
Mit küssen den weissen und rosigen leib dir umhüllt.
Mit meiner verehrung bereit ich dir schöne schuhe

20
Aus atlas · gedemütigt durch deinen göttlichen fuss ·

Die ihn umschliessend in einer weichen umschlingung
Wie eine getreue form dem eindruck sich schmiegen.
Wenn ich es nicht trotz meiner emsigen künste vermag
Als schemel dir einen silbernen mond zu schneiden

25
So setz ich die schlange die in den geweiden mir nagt

(Dies ungeheuer mit hass und geifer geschwollen)
Dir unter die füsse damit du es trittst und verhöhnst ·
O siegreiche königin und an erlösungen grosse!
Dann siehst du meine gedanken · geordnet wie kerzen

30
Vorm blumigen altar der jungfrauenkönigin

Mit widerscheinen die blaue decke bestirnend
Und immerfort dich mit feurigen augen betrachtend ·
Und weil dich alles in mir bewundert und liebt
[80] Wird alles zu benzoë weihrauch oliban mirre

35
Und unaufhörlich · o weisser und schneeiger gipfel ·

Erhebt sich in dämpfen zu dir mein stürmischer geist.

Zum schluss · um ganz dich zu einer maria zu machen
Und um mit der liebe die grausamkeit zu vermischen –
O schwarze lust! aus den sieben entsetzlichsten sünden

40
Verfertig ich reuvoller henkersknecht sieben schwerter ·

Wolgeschliffene · und wie ein gefühlloser gaukler
Erwähl ich mir deiner liebe Tiefstes als scheibe:
Ich pflanze sie alle in dein zuckendes herz
In dein schluchzendes herz in dein rieselndes herz.