Einen eigenartigen Begräbnißplatz
[684] Einen eigenartigen Begräbnißplatz hatte sich der im Jahre 1824 verstorbene altenburgische Minister Geheimrath von Thümmel schon bei seinen Lebzeiten auserkoren. Dicht bei dem der von Thümmel’schen Familie gehörigen Rittergute Nöbdenitz steht eine riesige Eiche, deren Alter auf mehr als tausend Jahre geschätzt wird. Der Stamm derselben hat einen Umfang von 13 Meter, ist aber am Grunde mehrfach zerklüftet, so daß sein Inneres einen hohlen Raum von ziemlicher Ausdehnung bildet.
In demselben wünschte nun der Minister seiner ausdrücklichen Bestimmung gemäß dereinst beigesetzt zu werden. Als er das Zeitliche gesegnet, willfahrte man pietätvoll seinem Wunsche. Die Höhlung im Innern des Baumes wurde vertieft, ausgemauert, und dann bettete man die irdischen Ueberreste des Geschiedenen in diese von ihm selbst gewünschte Gruft.
Noch heute grünt mit jedem jungen Jahre auch der ehrwürdige Baum in alter Pracht. Mag diese Ruhestätte auch eine seltsame sein: unschön ist es gewiß nicht, unter dem Rauschen der Wipfel einer gewaltigen, tausendjährigen Eiche zur ewigen Ruhe gebettet zu sein. H. Meißner.