Eine verfängliche Frage

Textdaten
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Titel: Eine verfängliche Frage
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aus: Die Gartenlaube, Heft 50, S. 873, 884
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[873]

Eine verfängliche Frage.
Nach dem Oelgemälde von Mathias Schmid.

[884] Eine verfängliche Frage. (Mit Illustration S. 873.) Die Meisterwerke, in welchen der Tiroler Mathias Schmid uns das Leben seines Volkes vorzuführen pflegt, haben größtentheils einen gewissen tragischen Zug. Rauhe Lebensschicksale sind es, die der Künstler mit erschütternder Wahrhaftigkeit uns vorführt.

Mitunter fällt aber doch auch der Sonnenschein reinen Frohmuthes in das Atelier unseres Künstlers. So auch in dem Bilde, welches wir heute unseren Lesern vorführen.

Wer in dem schönen Lande Tirol gewandert ist, dem werden die Menschen dieses Bildes bekannt vorkommen. Da sitzen sie beisammen in der Stube des Bergwirthshauses, Jeder mit seinem Kännlein vor sich. Sie sind nicht aus dem Orte; darauf lassen die Rucksäcke schließen, die neben ihnen liegen. Sie sind auf der Wanderung. Also sind’s vielleicht Mäher, die nach den hochgelegenen Bergwiesen hinaufklettern wollen. Oder – und das scheint noch wahrscheinlicher – es sind Bergführer, die eine Gesellschaft von Stadtleuten über die Stubaier oder Oetzthaler Ferner geführt haben und jetzt, mit ihren wohlverdienten Guldenzetteln in der Tasche, ins Heimatdorf zurückkehren. Unterwegs aber ladet ein Bergwirthshaus zur Ruhe: wie frisch ist der Trunk und wie hübsch das Töchterlein des Wirthes! Das haben die drei schneidigen Kameraden auch gewußt, der Alte so gut, wie die zwei Jüngeren. Der Alte vielleicht noch am besten; denn offenbar ist er’s, der das Gespräch führt; und eben hat er der schmucken Dirne irgend etwas gesagt, was ihr Seelenhirt vielleicht nicht hätte hören dürfen. Eine „verfängliche Frage“ war’s, die er gethan hat. Solcher verfänglichen Fragen giebt es viele, doch drehen sie sich alle um einen Punkt:

„Dirndl, hast schon ein’ Schatz? – Bist ihm auch treu? – Könnt’st nit noch ein’ brauchen? – Bin i’ Dir z’alt oder z’wüst?“

Das Mädchen hat die Augen gesenkt, eine Hand spielt mit der Nelke, die im Busentuch steckt; die andere mit der Schürze. Auf dem frischen Gesichtchen zeigt sich ein Gemisch von Scheu und List, von jungfräulicher Zaghaftigkeit und schalkhaftem Uebermuth. Und wenn sie jetzt den Mund aufthut, wird sie lachend eine Reihe blitzender Zähne zeigen und auf alle vier Fragen nach einander antworten:

„Schatz hab’ ich kein’; Treu’ bin ich Niemand schuldig; Einer is schon um zehn z’viel; und z’alt bist mir Du freilich, aber z’wüst sind mir alle Mannsleut’ mit einand!“