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Titel: Eine Schlangen-Pyramide
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aus: Die Gartenlaube, Heft 11, S. 176
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1862
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[176] Eine Schlangen-Pyramide. Ein Reisender in Südamerika war Zeuge eines sehr seltenen, scheußlichen Schauspiels. Derselbe reiste in den Savannen von Izacubo in Guyana. Die Reisegesellschaft bestand aus zehn Personen zu Pferde, von denen zwei Schwarze voraus ritten. Einer derselben kam in vollem Galopp zurück und rief: „Herr, kommen Sie und sehen Sie die Schlangen alle auf einem Häufen.“ Dabei zeigte er auf eine Masse in einer sumpfigen Stelle der Savanne, die wie eine Waffenpyramide aussah. Einer der Gefährten des Reisenden rief: „Das ist sicherlich eine der großen Schlangenversammlungen, die nach einem Sturm stattfinden, von denen ich oftmals gehört, sie aber niemals gesehen habe. Kommt, wir wollen vorsichtig näher reiten.“ Die Reisenden blieben in einer Entfernung von zwanzig Schritt, da es unmöglich war, die entsetzten Pferde näher heran zu bringen. Plötzlich kam Leben in die Pyramide, und schreckliches Zischen tönte daraus hervor. Tausende von Schlangen, spiralförmig um einander geringelt, streckten aus diesen, gräßlichen Häufen ihre Köpfe hervor und zeigten ihre furchtbaren Fangzähne und feurigen Augen. Der Reisende hatte große Lust umzukehren, aber als er sah, daß der Haufen beisammen blieb und mehr zur Vertheidigung als zum Angriff geneigt schien, ritt er rings herum, um die Schlachtordnung der Schlangen zu recognosciren, die dem Feind von allen Seiten Front bot. Vermuthlich fürchtete diese Schlangenart irgend einen Feind, vielleicht eine große Schlange oder einen Kaiman, und vereinigte sich, um diesem Feind in Masse besser widerstehen zu können. Ein solches Schauspiel ist noch niemals von einem Reisenden berichtet worden.