Eine Humboldt-Feier unter Palmen

Textdaten
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Titel: Eine Humboldt-Feier unter Palmen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 43, S. 689–690
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1869
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[689] Eine Humboldt-Feier unter Palmen. Unter diesem Titel erhält die Gartenlaube eine ausführliche Schilderung des Festes, welches am 11. September dieses Jahres (man hatte äußerer Umstände halber schon diesen Tag wählen müssen) von den Mitgliedern der deutschen Colonie in Alexandrien mit Vertretern von fast allen Völkern Europa’s und einem guten Theil des Orients zu Ehren Humboldt’s begangen wurde. Es existiren gegenwärtig in Alexandrien fünf oder sechs deutsche Vereine und von dem jüngsten derselben, von dem Vereine „Schiller“, war die Idee zur Humboldt-Feier ausgegangen.

„Das Festlocal,“ schreibt man uns, „befand sich in einem großen Garten, dessen fruchtreiche Dattelpalmen einen riesigen Säulentempel bildeten, in welchem hohe feurigblühende Oleander, Granatbäume, Ghazia’s, Feigen, Oliven, Gummibäume bis in ihre höchsten Aeste hinauf zahllose buntfarbige Laternen schaukelten. Am Haupteingange des palmenüberragten, aus Steinen von Memphis und Theben erbauten Pavillons prangte in weithin leuchtender Flammenschrift der Name des Vereins ‚Schiller‘ und um ihn flatterten die riesigen Flaggen und Wimpeln des schwarzrotgoldenen Banners. Der lichtstrahlende Pavillon mit seinen hohen Portalen, mit seiner lianenumrankten, fahnengeschmückten Kuppel und mit den duftenden farbenreichen Blumenwänden glich einem Zauberpalast; von seinen dreißig Marmorsäulen aber prangten die Flaggen und Wappen der siebzehn hier vertretenen Mächte, der Halbmond des Ostens und das Sternenbanner der neuen Welt. Der Zudrang zum Feste war ein außerordentlicher; sämmtliche deutsche Vereine hatten ihre Betheiligung zugesagt und sämmtliche Consulate hatten die Einladung angenommen – je näher aber der Tag selbst gekommen war, desto mehr hatten sich die Bitten um Eintrittskarten auf Seiten der Angehörigen fremder Nationen gehäuft, wie der Islamiten aus der Türkei und Arabien und der langbärtigen Unterthanen des persischen Schahs.

Das Fest selbst begann um neun Uhr mit Ouverture und Chorgesang (‚Das ist der Tag des Herrn‘), woran sich die Festrede schloß, welche das Leben und Wirken Humboldt’s und seine Bedeutung für Fortschritt und Wissenschaft schilderte. Nach ihrem Schlusse wurde unter hundertstimmigen Hochs von drei Jungfrauen die lorbeer- und palmenumgebene Büste Humboldt’s enthüllt, Tempel, Saal und Garten erglänzten im bengalischen Licht und bunte Leuchtkugeln, sprühende Raketen verkündeten der Stadt Alexander’s, wie Deutsche auch in der Fremde noch das Andenken ihrer großen Männer zu feiern wissen. Nachdem der Beifallssturm sich gelegt hatte, folgte wieder Chorgesang (‚Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt‘), der Vortrag des schönen Gedichts von J. G. FischerDie neue Lehre‘ (der Gartenlaube entnommen), und unter endlosem Jubel das Absingen des ‚deutschen Liedes‘. Unter freiem, vom zauberhaften Mondlicht beleuchteten Himmel ward bald nach Mitternacht die Festtafel bereitet, an welcher sämmtliche Anwesende, die Damen [690] in europäischer Balltoilette, Theil nahmen; der Stadtgouverneur aber, durch Unwohlsein ferngehalten, war durch einen Pascha, sechs Beys und deren Gefolge repräsentirt. Zahlreiche Toaste und musikalische Vorträge würzten das Mahl, und ein sich anschließender Ball hielt die Gäste bis zum frühen Morgen in heiterer Stimmung beisammen.“