Der Kreuzthurmbrand im Jahre 1669 Eine Hinrichtung 1548 (1897) von Otto Richter
Erschienen in: Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900)
Johann Christoph Glaser, Kurfürstl. Sächs. Kriegsrath und Professor beim adeligen Kadettenkorps
  Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
[44]
Eine Hinrichtung 1548.
Dem namhaftigen Ambrosien Erich Amptschossern zcu Dresden unsern guten Freunde.

Unser freunthlich Dinst zcuvorn. Namhaftiger gutter Freundt. Uf ewer an uns gethane Frage sprechen wir Scheppen zcu Leiptzk vor Recht. Wurde Hans Schuman, dovon ewer Frage meldet, uf seinem bescheenen Bekentnis vor Gerichte freywilligk vorharren ader des sunst wie Recht uberweiset werden, das er seine eigene leybliche naturliche Mutter, welche schwangers Leybes gewest, vorsetzlich aus boßem Willen darumb, das sie einen andern Man genohmen und aus Nachlassunge des Erbherns die Muelh, darauf sein Vater gewohnet, behalten, als sie bey der Nacht in eyne Radestuben ihres naturlichen Stulganges gangen, inß Wasser gestoßen, das sie under ein Radth getriben und aldo umbkommen, so wirt derwegen ungeacht seines Vorwendens in einen Sack mit einer Katzen anstadt eines Affen und einem Haine[1], Hunde und Schlangen genehet und inß Wasser geworfen und ertrencket, von Rechts wegen. Zcu Urkunde mit unserm Insigel vorsigelt.

Scheppen zcu Leipzk. 

Montags Elizabet des XLVIII. Jhares der minder Zcal hat meyn gnedigster Churfurst Herzog Moritz eine Poyert[2] aufm Margkte bevohlen ufzcuschlagen und so balde der arme Sunder nach seinem Bekentnus vor peinlicher Anclage vorurtelt, solt ihn der Scharfrichter darauf fuhren, in einen lidern Sack stecken, dornach den Hundt, Katze, Hain und Schlange ann eine Stange binden und zcu ihm in den Sacken stecken, das idermenniglich hette sehen konnen, darnach den Sack feste zcubinden und vorpichen, nochmals auf die Schleiffe legen und zur Stadt auf die Elbbrucke furen, dornach in die Elbe werffen sollen. Weil aber bedacht, in solcher Peinlickeit in Vorzcweifelung mocht fallen, domit nicht Leyb und Sele ewiglich verlorn werden, ist solchs abgeschaft und entlich befohlen, das er auf eine Schleiffe gebunden, auf die vier Ecken des Margkts gefurt, daselbest hinden und forne mit Zcangen gerissen, dornach nauß uf die Brucke gefurt, in den lidern Sack gestackt, die obgedachte Thir zcu ihm neingethan und einen Stein, darnach den Sack zcugebunden und oben vorpicht, leczlich also in die Elbe geworffen. Ist der Sack ufgesprungen am understen Orte, der Hundt raußkommen kegen Aldendresden geschwommen und die Kacze auch raußkommen underm Blockhauße rauß geschwommen, das ander ersoffen. Got gnade seiner Sehlen.

          Actum Montag Elizabet 1548.

(Aus dem Criminalbuche der Stadt Dresden 1517–1558, Bl. 207.)


  1. Hahn.
  2. Bühne.