Ein selbstthätiger Schnurhalter

Textdaten
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Titel: Ein selbstthätiger Schnurhalter
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 3, S. 52
Herausgeber: Ernst Ziel
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1884
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[52] Ein selbstthätiger Schnurhalter. Vor Kurzem erhielten wir ein ziemlich umfangreiches Manuskript, welches den Titel trug: „Offener Brief an eine deutsche Hausfrau“ und mit folgenden Worten begann: „Gar häufig, verehrte Freundin, habe ich in den letzten Monaten Ihrer gedacht. Lebendig traten mir immer wieder der Schreck und Verdruß vor Augen, welche Ihnen durch das Herabstürzen eines Fensterrouleaus bereitet wurden. Zeigte der Schaden sich doch unersetzlich, da die zerschmetterten kostbaren Vasen und Blumentöpfe theuere Andenken waren – … Zum Glücke blieben die Kinder unverletzt.“

Fig. 1.   Fig. 2.

In diesem Tone behandelte der menschenfreundliche Verfasser recht ausführlich das Thema von den „kleinen Nadelstichen der allbekannten Rouleauxfatalitäten“, unter denen die Hausfrauen leiden, und pries schließlich im schwungvollen Lobliede die Vorzüge eines Schnurhalters, von dessen „Existenz er durch die Nummer 230 A des Central-Handels-Registers für das deutsche Reich“ unterrichtet wurde. Wenn auch der Beitrag des Herrn für die „Gartenlaube“ nicht geeignet war, so war doch der Kern des ganzen „offenen Briefes“ recht gesund und der erwähnte Schnurhalter in der That für’s Haus sehr empfehlenswerth, denn wir alle kennen sie aus Erfahrung, die „kleinen Nadelstiche der Rouleauxfatalitäten“. Die Anwendung dieses Schnurhalters läßt sich durch die nebenstehenden Abbildungen leicht erklären.

Wir bemerken da zunächst ein äußeres Gehäuse, und in diesem die eigentlich arbeitenden Theile, zwei in einander gesteckte, hülsenartige, leicht drehbar angeordnete Hebel, welche in herabhängender Lage (siehe Fig. 1) ein offenes bewegliches Maul bilden, in welchem die Schnur völlig frei auf- und niederspielt. Leitet man, nachdem das Rouleau die gewünschte Stellung erreicht hat, die Schnur etwas vom Gehäuse ab, sodaß das Maul sich schließt, und läßt sie dann los, so bringt der Zug der oberen Last dasselbe sofort in die in Fig. 2 wiedergegebene Stellung, und die Schnur wird nur durch den Druck der Hebel mit absoluter Sicherheit festgehalten.

Diese Wirkung des selbstthätigen Schnurhalters ist wirklich überraschend, da ein einziger Handgriff genügt, um ein Rouleau, eine Jalousie oder dergl. m. nach Belieben zu stellen. Das primitive Umwickeln oder das modernere Festschrauben der Schnur – sie sind also ein überwundener Standpunkt. Der billige Apparat, der von dem Patentinhaber D. W. Ernsting in Bremen, Wachtstraße 17, zu beziehen ist, kann in entsprechender Größe in allen den Fällen angewandt werden, wo an Schnuren, runden oder flachen Lederriemen, Ketten, Gurten, Seilen etc. hängende Lasten dauernd oder zeitweilig in beliebiger Höhe festgehalten werden sollen, seien es im Hause (außer Rouleaux und Jalousien) leichtere Gegenstände, z. B. Ventilationsklappen, Oberlichte, Vogelbauer, Deckenlampen, seien es an Bauten, auf Schiffen etc. schwere Lasten.