Allgemeines Deutsches Kommersbuch:321

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Schauenburg:
Allgemeines Deutsches Kommersbuch
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     3. Die Schuster und die Schneider, die pumpen uns die Kleider.
Und kommt der Wechsel endlich angeflogen, ach betrogen ist das arme
Volk ja doch.

     4. Und hat man ausstudieret, Collegia wohl testieret, so reist
man gleich in die Heimat seiner Lieben, doch geblieben ist des Burschen
flotter Sinn.


          715.     Der Fünfundsechziger.     (II. 10.)

     Gemütlich. Fr. Kücken.

     1. In luf=ti=ger Trink=ke=me=na=ten -- den Ort ge=
steht man nicht ein -- da prüf=ten drei spä=te No=
ma=den den e=del=sten pfäl=zi=schen Wein. Aus
röt=li=chen Rö=mern er=blink=te des Ries=lings fein
perlen=des Gold, des Höhensaums Reb=ge=länd winkte im
Mondschein den Trin=ken=den hold, des Hö=hensaums
Reb=ge=länd wink=te im Mondschein den Trinkenden hold.

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     2. Der erste, ein weitum gereister Philologus, spitzte den Mund:
„Das kochten uns Erdfeuergeister mit Äther und Sonne im Bund.
Drum flutet’s und glutet im Becher geistfunkelnd, sanft=rhythmisch und
voll, |: als sängen homerische Zecher ein ionisches Kneiplied in Moll.“ :|

     3. Der zweite, ein trockener Kenner und Deuter des römischen
Rechts: „Proficiat,“ sprach er, „ihr Männer, wir läppern allhiero
nichts Schlechts. Wer schaut nicht, wenn bacchisches Donum so gold=
klar im Kelchglase scheint, das Justum Aequum et Bonum in diesem
Römer vereint?“

     4. Der dritte, der putzte die Lichter, die mächtig heruntergebrannt,
und sprach: „Zwar bin ich kein ich kein Dichter und kunstlos und schlicht von
Verstand; doch nähert sich solch einem Schoppen mein Herz, dann über=
wallt’s ... ’s is halt e verflucht feiner Troppen, ich segne die Hügel
der Pfalz!“

     5. Derweilen ging drauß auf dem Damme spießtragend ein vierter
vorbei, der blies eine wundersame gewaltige Melodei: „Ihr Herren,
und lasset euch sagen, die Stadtgemeinde braucht Schlaf, die Glocke hat
eilf Uhr geschlagen, wer jetzt nicht zu Bett geht, zahlt Straf!“

J. V. Scheffel.


          716.     Dualismus am Rhein.

     Singw.: Ott Heinrich, der Pfalzgraf bei Rheine ec.

     1. In Rüdesheim sitz ich und trinke; doch sing ich kein Rheinlied
dabei, denn öffne den Mund ich zum Singen, so ist’s mit dem Trinken
vorbei.

     2. Und wank ich zum feuchtesten Gäßchen des Nachts wonnetrunken
hinaus, da sehen die rheinischen Berge entschieden romantischer aus.

     3. Am Himmel da stehen zwei Monde, zwei Rheinströme fließen
vorbei und zweistimmig höre ich singen von ferne die Lohoreley.

     4. Und stehen am Himmel zwei Monde, so hab ich zwei Herzen
am Rhein, das eine das schlägt für die Liebe, das andere schlägt für
den Wein.

Alfred Siefert. 1886.


          717.     Ein niuwez liet.

     ze singen im tône „wol ûf diu luft gêt vrisch unt rein.“

     1. Jr brüeder sult die büecher lân, diu niuwen unde alten, wir
wellen vrô ze walde gân unt küelen trunkes walten. Ahiu! wie singen
vogelîn uf grüener böume zwigen, wes solde ich ne vrœlich sin? Wes
solde ich den swîgen?

     2. Wir hân sô manchen sumertac studiert mit grôzem flîze, des ich
ne gern gedenken mac, ob man auch drump mich prîse. Wie süeze
lacht daz vaz mich an, ich bin dîn triuwer friedel. Hei! spilmann,
stim daz seitspiel an unt sing ein niuwez liedel!