Ein neuer amerikanischer Industriezweig

Textdaten
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Autor: D.
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Titel: Ein neuer amerikanischer Industriezweig
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 45, S. 764
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1876
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[764] Ein neuer amerikanischer Industriezweig. In Amerika haben sowohl die täglichen wie die wöchentlichen amerikanischen Zeitungen sehr große Auflagen, und man verlangt daselbst, daß broschirte Zeitschriften aufgeschnitten seien, ebenso die Bücher nur gebunden (oder wenigstens steif broschirt) und aufgeschnitten auf den Markt kommen. Nun haben die erfinderischen Amerikaner, um Zeit und Arbeitskosten zu sparen, längst daran gedacht, selbstarbeitende Falzmaschinen, verbunden mit Zuricht-Apparaten herzustellen. Unter allen denen aber, welche dieses Ziel verfolgten, haben die Herren Chambers Brothers u. Comp. zu Philadelphia, freilich nach einer mühevoller und große Kosten erfordernden Arbeit von fünfundzwanzig Jahren, den besten Erfolg errungen.

Sie haben Zeitungsfalzmaschinen erfunden, welche entweder an der Presse befestigt sind und dann mit derselben arbeiten oder gesondert ohne dieselbe. Auch können die feinsten Bücher auf diese Weise accurater, schneller und billiger gefalzt werden, als es mit der Hand geschehen kann. Andere solche Maschinen falzen und kleistern zugleich; wieder andere falzen, kleistern und broschiren etc.

Dies hat nun auf den Gedanken gebracht, ein eigenes Geschäft, eine „Versendungsanstalt“ zu begründen, dessen Aufgabe ist, Zeitungen, periodische Zeitschriften und dergleichen zu falzen, zu beschneiden, einzupacken und adressirt zur Post zu schaffen, ohne daß sich der Herausgeber darum im mindesten noch zu kümmern braucht. Viele Blätter haben diese Gelegenheit schon benützt, und es ist in der That eine große Verbesserung in der Expedition besonders von umfangreichen Wochenblättern, wenn man nun dieselben beschnitten und gekleistert oder geheftet, wie z. B. das „New Yorker Belletristische Journal“, welches acht Blätter enthält, wie ein Buch zur Hand nehmen kann. Und diese Zurichtung geschieht so schnell, daß, wie Herr Lexow, der Herausgeber des erwähnten Blattes, seinen Lesern versichert, das Blatt in derselben Zeit, wie früher, expedirt wird.

Ich glaube, diese Erfindung wird auch nicht ohne Einfluß auf das Zeitungswesen in Deutschland bleiben, und es wäre ein wirklicher, vom Publicum gewiß gewürdigter Fortschritt, wenn die Verleger ihre periodischen Zeitschriften, Broschüren und sogar Bücher aufgeschnitten, wie in Amerika, zum Verkaufe bringen würden.[1]
D.


  1. Ob sich diese Erfindung auch bei gut illustrirten Zeitschriften wird anwenden lassen, ist freilich noch die Frage.
    D. Red.