Ein neuer Industriezweig (Die Gartenlaube 1886/42)
[755] Ein neuer Industriezweig. Geistreiche Menschen waren von jeher als Gesellschafter bei Diners und Soupers ein gesuchter Artikel, und wenn sie noch obendrein über Witz und schlagfertige Geistesgegenwart verfügen, so wird es ihnen niemals an Einladungen fehlen. Aber leider sind diese Gaben nicht allzu häufig, und deßhalb hat sich in London ein Verein junger gebildeter Männer gebildet, welche sich die Aufgabe gestellt haben, bei vorkommenden Festlichkeiten sich dem Hausherrn als Gesellschafter zur Verfügung zu stellen. Diese „Dinner-Outs“ (Auswärts-Speiser), wie sie im Volksmunde genannt werden, haben ihre Tarife, deren Preise sich nach den Anforderungen richten, die an den Einzuladenden, dessen Magen, Mundwerk und Füße gestellt werden. Herren-Diners, bei denen eine besondere Toilette nicht erforderlich ist, kosten zwei bis drei Pfund; sind aber Damen anwesend und ist der Gesellschaftsanzug nothwendig, so steigert sich der Preis bis auf das Doppelte, während die dreifache Taxe eintritt, wenn an den Einzuladenden die Verpflichtung herantritt, sich am Balle zu betheiligen und die Antiquitäten der Damenwelt zur Polonaise und Française zu führen. Besonders elegante und sprachgewandte „Dinner-Outs“ stellen sich bei diesem Gewerbe ganz ausgezeichnet.