Textdaten
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Autor:
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Titel: Ein lustiges Drama
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 18, S. 308
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1888
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[308] Ein lustiges Drama. Der berühmte englische Tragöde Garrick spielte einst an einem heißen Sommertage den König Lear und riß das Publikum, wie immer, durch seine gewaltigen Leistungen während der ersten vier Akte des Dramas hin. Im fünften Akte aber begegnete ihm ein kleines Mißgeschick. Die hochtragische Scene am Schlusse, wo der alte König an der Leiche seiner Tochter Cordelia weint, hatte eben begonnen und manche Thräne floß im Zuschauerraum über schöne Wangen, als das Gesicht des Schauspielers plötzlich einen ganz anderen Ausdruck annahm. Der in der Situation begründete Ernst seines Antlitzes war verschwunden und der Künstler hatte offenbar alle Mühe, die ihm unwiderstehlich nahende Lachlust niederzukämpfen. In diesem Augenblicke erschienen die Edelleute, wie es der Gang des Stückes vorschreibt; aber auch sie hatten, nachdem sie kaum eingetreten waren, mit demselben Uebel zu kämpfen, so daß die Scene zum Erstaunen des Publikums eine Unterbrechung erlitt. Da öffnete die todte Cordelia ein wenig die Augen, um die Ursache der Störung kennen zu lernen, aber plötzlich schien sie von einer Art Lachkrampf befallen zu sein, denn sie sprang auf und eilte, nicht mehr im Stande sich zu beherrschen, lachend davon, gefolgt von dem greisen Lear, dem wackeren, ehrenfesten Kent und den übrigen Edelleuten, welche, durch das Beispiel angesteckt, eiligst in den Koulissen verschwanden.

Das Publikum verharrte in stummer Verwunderung, bis es endlich die Ursache der allgemeinen Heiterkeit entdeckte und nun ebenfalls in ein unauslöschliches Gelächter ausbrach. Im Parterre hatte ein dicker Schlächtermeister Platz genommen und, was damals in London noch gestattet wurde, seinen Hund mit in das Theater gebracht. Das mächtige Thier saß neben seinem Herrn, hatte die Vorderpfoten auf die vor ihm befindliche Barriere gelegt und schaute verständnißvoll auf die Bühne, als habe es die Kritik zu schreiben. Der Dicke aber hatte unter der im Hause herrschenden Hitze außerordentlich zu leiden, um sich zu erleichtern, nahm er die schwere Perücke ab und stülpte sie, ohne sich etwas dabei zu denken, seinem Hunde auf den Kopf. Dieser Anblick war zu komisch, als daß die Schauspieler hätten ernst bleiben können, und das Außergewöhnliche, einen Hund mit einer mächtigen Perücke zu sehen, war selbst für diese an Selbstbeherrschung gewöhnten Künstler zu viel. Das tiefernste Drama endete auf die heiterste Weise; Garrick aber erklärte später oft, daß er an jenem Abend hätte lachen müssen, und wenn es ihm das Leben gekostet haben wurde.