Textdaten
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Autor:
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Titel: Ein japanesisches Hotel
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 2, S. 32
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1862
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[32] Ein japanesisches Hotel. „Es wurde,“ erzählte ein Hamburger, der vor Kurzem Japan besuchte, „für mich ein Stuhl gebracht, um darauf in europäischer Weise zu sitzen, und die japanesische Wirthin, eine mittelalterlige und schwarzzähnige Person von angenehmem Aeußern und häßlichen Manieren, erschien. Ihr Mann kam bald daraus ebenfalls und Beide bemühten sich unsere Bedürfnisse zu erforschen und ihnen zu genügen. Ihnen folgten drei junge Kellnerinnen, welche ihre natürlichen, weißglänzenden Zähne hatten, deren angeborene gesunde Gesichtsfarbe noch durch eine künstliche Anwendung von Perlenstaub und Schminke erhöht und deren Lippen dunkelcarmoisin gefärbt waren. Diese jungen Kellnerinnen werden stets unter den Schönsten und Angenehmsten ihres Geschlechtes ausgesucht und benehmen sich mit einfacher, kunstloser Bescheidenheit. In allen Hotels jener Gegenden warten die schönsten Mädchen auf, und man sagte mir, daß sie eine sehr anständige Classe von Mädchen seien und die japanesischen Gesetze sie auf das Strengste beschützten, so lange sie einen solchen Platz in diesen Erfrischungshäusern einnähmen. Bei dieser Gelegenheit überhäufte mich die Wirthin und ihre drei Mädchen mit Aufmerksamkeiten; sie stellten meinen Stuhl an den bequemsten Platz, legten meine Reisedecken zusammen, wischten meine Schuhe ab, legten ein Kissen auf meinen Sitz und kamen jedem Wunsche zuvor. Kuchen, Suppe, Reis und Süßigkeiten wurden eins nach dem andern hereingebracht. Ein lachendes, helläugiges Mädchen näherte sich mir knieend mit einer Tasse Thee in der Hand, während eine zweite, die an der andern Seite kniete, Zucker hielt und eine dritte in derselben Stellung mir ein gekochtes Ei an den Mund führte, welches bereits geschält und zerbrochen und mit Salz bestreut in einem Löffel lag. Mit geschwätziger Lebhaftigkeit kamen sie jedem Blicke zuvor und wenn meine Wünsche erfüllt waren, blieben sie dicht an meiner Seite knieen und wetteiferten, mir zuerst ihre einheimischen Leckerbissen zu bringen. Nachher untersuchten sie meine Kleidungsstücke, und jeder Theil meiner Equipirung war ein Gegenstand lebhafter Unterhaltung und spaßhafter Verwunderung. Europäische Schuhe, Strümpfe, wollenes Tuch und Regenschirm wurden eifrig untersucht und lieferten Stoff zu erneueter Neugierde und Heiterkeit.“