Ein hoffnungsloser Minnesänger
[668] Ein hoffnungsloser Minnesänger. (Zu dem Bilde S. 665.) Die Nachmittagssonne scheint hell in das Venetianer Prunkgemach, wo drei hübsche mutwillige Fräulein schon seit einer Stunde nach neuer Unterhaltung dürsten. Die Ritterbücher sind zu Boden geschleudert, das Becherspiel ebenso, da erscheint, zierlich angethan und zurechtgestutzt, der verliebte junge Marchese mit seiner Mandoline. Er kommt gerade recht, um die lachlustigen Mägdlein in die beste Stimmung zu versetzen, denn einen spaßhaften Verehrer hänseln, ist ja fast ebenso unterhaltend, als mit einem ernsthaften schönthun. Um die Wette sticheln die spitzen Zünglein an seinem gesunden Aussehen und seinem schönen Sammetwams herum, bis es ihm schwül wird und er lieber mit dem Vortrag einer neueinstudierten Kanzone beginnt. So schmachtend als möglich singt er an Lauretta hin:
„O lasse meinen Blick versenken
In deines Auges dunkle Pracht –“
Und sie thut ihm augenblicklich den Gefallen, sie, die Mutwilligste der ganzen losen Gesellschaft. Nahe, als gälte es eine ärztliche Besichtigung, rückt sie ihm entgegen und gönnt ihm nicht nur den Anblick ihrer funkelnden Augen, sondern den der lachenden Zahnreihen obendrein,
und die anderen thun sich ebenfalls keinen Zwang an. Sechs „Augen voll dunkler Pracht“ lachen den armen Schäker unbarmherzig aus, und der Brautschleier, an welchem die eine Freundin näht, wird sicher nicht an seiner Seite vor dem Altar niederwallen! – Das fein und reizend gezeichnete Bild giebt neben seinem ergötzlichen Inhalt einen sehr hübschen Eindruck von der vornehmen italienischen Häuslichkeit des siebzehnten Jahrhunderts. Bn.