Ein hübsch Lied, genannt der Striegel, gar lustig zu singen und zu lesen in des Lindenschmidts Ton
Zu Constanz saß ein Kaufmann reich,
Der hat ein Fraulein, war wonnegleich,
Denn sie war hübsch und kluge;
Sie hatt’ einen Doctor gar zu lieb,
Die Liebe, die war offenbar,
Und währt gar noch wohl sieben Jahr,
Der Kaufmann ward ihr’ innen;
„Erfahr’ ich dann die rechte Mähr’,
„O Fraulein, mir ist Botschaft kommen,
Ich darf mich auch nit länger säumen,
Muß reiten in fremde Lande;
Nun halt dich wohl und halt dich recht,
„Nun halt Dich wohl und halt dich recht,
Gedenk an unser Beider Geschlecht,
Wir haben fromm Vater und Mutter;
Dazu ein kleines Schwesterlein,
Er reit zum obern Thor hinaus,
Zum untern reit er wieder hinein zu Haus,
Des Abends also spate;
Er reit vor seiner Freunde Haus:
„Ein guten Rath, den geben wir:
Bleib hier bis an den Morgen früh,
Du hast ein eigen Hause;
Darin hast du ein Badstüblein warm,
Der Kaufmann tratt für’s Schlossers Haus:
„Und bist du drinn, so tritt heraus,
Ein’ Striegel gut ich möchte!“
Er bracht daher wohl zehen Paar,
„Mach mir ein’ Striegel in einer Stund,
Ich geb dir drum ein baares Pfund,
Mach mir ihn scharf und härte;
Mach Zähn dran eines Fingers lang,
Der Schlosser dacht’ in seinem Muth:
Was meint er mit dem Striegel gut?
Er hub ihn an zu machen:
Manch Bürger vor sein Laden tratt,
Der Kaufmann war ein weiser Mann,
Sein Sachen griff er klüglich an,
Ging in’s Badstüblein warme,
Sein ehlich Fraulein fand er da,
Da er schritt in das Badstüblein,
War da bereit gut Brod und Wein,
Mit andern guten Dingen;
Die zwei, die saßen im Wasserbad,
Er striegelt den Doctor also hart,
Von unten an bis auf den Bart,
Das Blut thät ihm abfließen;
„Hör auf, mein lieber Kaufmann gut,
Es währt wohl auf ein halben Tag,
Man legt den Doctor in das Grab,
Das Rauchfaß thät man ihm bieten;
Ein Fraulein zu dem andern sprach:
Dieß Lied ist gemacht mit hohem Fleiß;
Vorm Striegel hüt’ dich, bist du weis’!
Daß dir nicht misselinge;
Es sangs ein freier Schreiber gut,