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Titel: Ein gutes Hausfilter
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aus: Die Gartenlaube, Heft 10, S. 322
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[322] Ein gutes Hausfilter. Die Fortschritte der Wissenschaft haben uns gelehrt, daß auch im Wasser Gefahren für die Gesundheit schlummern. In einem anscheinend guten, klaren Trinkwasser können Keime ansteckender Krankheiten schweben. Früher dachte man, daß diese Keime durch Filtration vom Wasser getrennt würden, und hielt filtriertes Wasser für ein besonders gesundes Trinkwasser. Die Bakteriologen fanden aber bald heraus, daß die Filter, wie sie bis vor kurzem im Handel vorkamen, die Bakterien durchließen, daß für die winzigsten Lebewesen ihre Poren noch geräumige Pforten waren.

So bot das Filtrieren des Wassers keine Gewähr für die Fernhaltung derjenigen Epidemien, die, wie beispielsweise der Typhus, durch den Genuß infizierten Wassers verbreitet werden können. Man empfahl darum als bestes Mittel zur Verbesserung des Wassers das Abkochen. Leider stieß die Anwendung dieses Mittels bei den meisten Menschen auf Widerwillen, da abgekochtes Wasser fade schmeckt und in vielen Haushaltungen Vorrichtungen zur Abkühlung desselben während des Sommers fehlen. So blieb der Wunsch nach besseren, „keimfrei“ arbeitenden Filtern rege. Den Forschern und Erfindern war es auch in kurzer Zeit gelungen, namentlich aus gebrannter Porzellanerde Filter herzustellen, welche keine Bakterien durchließen; diese Filter fanden in wissenschaftlichen Laboratorien sehr willkommene Aufnahme, im Haushalte bewährten sie sich jedoch nicht besonders, da sie verhältnißmäßig geringe Mengen Filtrats lieferten und sich sehr bald verstopften.

Figur 1.
Kieselguhr-Tropffilter.

Erst im vorigen Jahre trat ein Filter an die Oeffentlichkeit, das, wie vielfache Versuche erwiesen haben, allen hygieinischen und praktischen Anforderungen an ein gutes Hausfilter genügt. Dasselbe wurde von Dr. H. Nordtmeyer in Breslau und W. Berkefeld in Celle, Prov. Hannover, aus gebrannter Kieselguhrerde hergestellt. Die letztere, auch unter dem Namen „Infusorienerde“ bekannt, besteht aus Kieselpanzern winziger Pflanzen der Diatomeen, und ist außerordentlich porös. Die Poren der gebrannten Masse sind aber so eng und vielverschlungen, daß sie selbst die kleinsten Bakterien nicht durchlassen. Wasser, welches durch solche Masse durchsickert, ist vollständig keimfrei.

Die Filter werden in Form von hohlen, einseitig geschlossenen Cylindern gefertigt. Die Anwendung derselben erhellt am deutlichsten aus der oben stehenden Abbildung (Fig. 1) die ein Tropffilter für Haushaltungszwecke darstellt. Im Boden des oberen Glasgefäßes befindet sich ein Loch; durch dieses wird das Kopfstück des Filtercylinders durchgesteckt, dann im Innern mittels eines Gummiringes abgedichtet und von außen mit einer Schraubenmutter befestigt. Das obere Glasgefäß wird mit der zu filtrierenden Flüssigkeit gefüllt.

Figur 2.
Kieselguhrfilter an der
Wasserleitung.

Das Wasser dringt durch die Poren von der Außenwand in das Innere des Cylinders und tropft von diesem durch das im Kopfstück angebrachte Röhrchen ab. Der Inhalt der Kanne beträgt zweieinhalb Liter. Dieses einfachste Filter liefert im Tage reichlich das von einer Familie benöthigte Trinkwasser. Das Reinigen des Filtercylinders wird einfach dadurch erreicht, daß man seine Außenwand unter Wasser mit Leinwand oder Luffaschwamm abreibt.

Das Filter wird auch mit der Wasserleitung in Verbindung gebracht. In einem Metallbehälter wird es, wie dies unsre Abbildung (Fig. 2) zeigt, an die Wasserleitung angeschraubt; das Wasser dringt in die Hülse, filtriert durch den Cylinder, da es aber in der Wasserleitung unter einem höheren Drucke steht, so filtriert es rascher. Ein Apparat mit einem 26 cm langen Cylinder liefert beispielsweise bei zweieinhalb Atmosphären Wasserleitungsdruck zwei Liter Wasser in der Minute. Damit kann man in der Haushaltung durchaus zufrieden sein.

Für Haushaltungszwecke werden auch Filter mit Bürstenvorrichtungen geliefert, die man in einfachster Weise durch das Drehen einer Kurbel reinigen kann, ohne den Apparat auseinandernehmen zu müssen.

Das Kieselguhrfilter läßt keine Bakterien durch; aber diejenigen, die sich in den Poren desselben gefangen haben, könnten an sich unter günstigen Umständen in denselben sich vermehren und schließlich durch die Wand in das Innere des Cylinders hineinwachsen.

Soweit man bis jetzt feststellen konnte, bringen nur die unschädlichen Wasserbakterien dieses Kunststück fertig; die bösen Krankheitserreger aber finden im Wasser keinen günstigen Nährboden, obwohl sie in demselben sehr lange lebensfähig bleiben und die Typhusbacillen unter ihnen sich auch vermehren dürften. Es ist indessen bis jetzt nicht gelungen, krankheiterregende Bakterien dahin zu bringen, daß sie durch ein Kieselguhrfilter drangen. Immerhin muß diese Möglichkeit im Auge behalten werden, und man muß von Zeit zu Zeit die im Filter angesammelten Bakterien töten, das Filter sterilisieren. Zu diesem Zwecke werden die Cylinder in bakteriologischen Laboratorien jeden vierten Tag mit kaltem Wasser angesetzt und dreiviertel Stunden lang gekocht. Im Haushalt werden sicher viel längere Fristen durchaus genügen.

Auf dem Lande, wo es keine Wasserleitung giebt, kann man besondere Filter anwenden, die mit einem Pumpwerk versehen sind und in der Minute etwa drei Liter filtriertes, bakterienfreies Wasser liefern. Man muß diese Kieselguhrfilter, die unter dem Namen Berkefeld-Filter in die Welt eingeführt wurden, als einen wesentlichen Fortschritt in der Lösung der so überaus wichtigen Frage der Wasserversorgung begrüßen. Betonen möchten wir aber, daß die Fabrik die Bürgschaft geben müßte, daß sie nur fehlerfreie Ware auf den Markt bringe. *