Ein englischer Gentleman
[336] Ein englischer Gentleman. Als Beweis, welcher abscheulichen Grausamkeiten gegen Thiere der Mensch fähig ist, theilen wir nachstehende Erzählung eines englischen Gentleman mit, welcher sich dem in den Colonien fashionablen Sport der Elephantenjagd eifrig widmete.
Mr. Gordon Cumming, das ist der Name des Ehrenmannes, verfolgte einen durch seine Kugel im Schulterblatt verwundeten Elephanten. Das Thier hinkte langsam bis zu einem Baume, an den es sich hülflos anlehnte, während sein Verfolger in geringer Entfernung ein Feuer anzündete, um sich Kaffee zu kochen und die Leiden des verwundeten Elephanten mit Muße zu beobachten. „Nachdem ich das Thier so längere Zeit betrachtet und mich von seiner Hülflosigkeit überzeugt hatte,“ fährt Mr. Cumming fort, „beschloß ich Versuche über die Verwundbarkeit verschiedener Theile seines ungeheuern Körpers vorzunehmen und feuerte zu diesem Zwecke aus geringer Entfernung eine Anzahl Kugeln auf ihn ab. Der Elephant empfing meine Schüsse, ohne einen Laut von sich zu geben. Nur eine krampfhafte Bewegung des Rüssels, mit dem er jede neue Wunde berührte, zeigte mir, daß ich getroffen hatte. Da ich endlich fand, daß ich auf viele Weise zu keinem bemerkenswerten Resultat gelangte, so beschloß ich den Tod des Thieres so viel als möglich zu beschleunigen. Ich begab mich also nach der linken Seite und nahm sein Schulterblatt zum Zielpunkte. Nach und nach feuerte ich nun sechs Schüsse mit meiner englischen Doppelflinte auf das Thier ab und nahm dann meine deutsche Büchse zur Hand. Nachdem ich auch dies Gewehr sechs Mal auf den Elephanten abgedrückt hatte, sah ich, wie aus seinen Augen, die er langsam schloß und öffnete, große Thränen hervorquollen. Dann fing der kolossale Körper an zu zittern und endlich fiel er auf die Seite. Eine Minute später war das Thier todt.“ Bedenkt man, daß Mr. Cumming den Leiden des Elephanten mit einer einzigen Kugel in den Kopf augenblicklich ein Ende hätte machen können, so weiß man nicht recht, was man empörender finden soll, die That selbst, oder die Selbstgefälligkeit, mit der sie erzählt wird.