Textdaten
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Autor:
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Titel: Ein Zweikampf
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aus: Die Gartenlaube, Heft 32, S. 460, 461
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[460]

Ein Zweikampf.


Obwohl jetzt in officiellen und officiösen Wiener Blättern erklärt wird, daß der Frieden von Villafranca nicht Oesterreich, sondern „seinem ältesten Bundesgenossen“, Preußen, zur Last falle, so hat sich letzteres durch offene Bekanntmachung der von ihm ausgegangenen diplomatischen Actenstücke über die beabsichtigte „Mediation“ doch genügend gerechtfertigt, wenn auch damit sein Schwanken und Zaudern noch nicht entschuldigt ist. Das sonst so gewandte österreichische Cabinet wird endlich eingestehen müssen, daß es sich von dem „Retter der Gesellschaft“, dem neuen „Civilisator“ hat überlisten lassen, der den Frieden nöthiger brauchte als Oesterreich. Unter solchen Verhältnissen, wo Thatsachen mehr als alle Raisonnements sprechen, überlassen wir den politischen Zeitungen, über die Tragweite dieses Factums schlußfolgernde Erörterungen anzustellen, und bedauern von unserm Standpunkte aus nur die dem Gewerbfleiße, der Industrie, den Künsten und der Wissenschaft entzogene, vergeblich hingeopferte Milliarde Goldes, den tausendfachen, durch den Krieg zu Grunde gerichteten Wohlstand, vor allem aber die Ströme Blutes, die in diesem Kampfe so gut wie nutzlos hingeflossen sind. Nur wenig Einzelne, die eine hervorragende Stellung im Leben eingenommen und auf den italischen Schlachtfeldern gefallen sind, zeichnet die Geschichte in ihren Büchern mit Namen auf, die Massen, die Tausende und Abertausende, die ein unbekanntes Grab in fremder Erde umschließt, – sie werden nur mit stiller Wehmuth in ihren Familien genannt, und wie tief auch jetzt die Hinterlassenen ihren schmerzvollen Verlust bedauern, so verweht doch schon eine kurze Reihe von Jahren mit dem Staube ihrer Gebeine ihr Gedächtniß.

Sicher war den meisten der Gefallenen die Sache, für welche sie in den Tod gegangen, eine gleichgültige, wenn nicht gar eine fremde; sie folgten eben dem Machtgebote ihrer Herrscher und wurden vom unerbittlichem Schicksale ereilt. Wie ließe sich nicht ein solcher Krieg vereinfachen, der sich ja so nicht mit den einfachsten Geboten des Christenthums vereinbaren läßt, wenn man die Schlichtung des Streites nach der Anschauungsweise des Mittelalters einem „Gottesurtheile“ überließe, um die Sache in einem Zweikampfe zu beendigen! Mag man auch noch so streng über die Rohheit des Zweikampfes urtheilen, schließlich wird man doch unter solchen Verhältnissen ein ritterliches Abkommen darin finden und ihn jedenfalls dem grauenhaften Hinschlachten von Hunderttausenden vorziehen müssen. Eine solche Anschauung mochte wohl den jungen, achtzehnjährigen Grafen Lippe aus München, der vom Gymnasium weg, erst seit vier Wochen in österreichische Dienste getreten, bewogen haben, einen sardinischen Officier, den Anführer einer Reiterschwadron, während des Gefechts bei Montebello zum Zweikampf herauszufordern. Der Gegner stellte sich während des Handgemenges ungesäumt, fiel aber durchbohrt von dem Degen des Grafen, der freilich durch diese Waffenthat dem weiteren Blutvergießen nicht Einhalt thun konnte. Der tapfere Jüngling ward noch auf dem Schlachtfelde zum Oberlieutenant ernannt und mit einem Orden geschmückt.

[461]

Graf zur Lippe erlegt im Zweikampf einen sardinischen Rittmeister.

[460] Unser Illustrateur hat diese für die österreichischen Waffen ruhmvolle That in vorstehendem Bilde dem Leser veranschaulicht, und er würde noch viele ähnliche glänzende Waffenthaten durch seinen Griffel verewigen können, denn mit jeder Zeitungsnummer mehren sich die Berichte über Heldenthaten Einzelner, die den Beweis liefern, welche vortreffliche Elemente die österreichische Armee in sich hatte.