Ein Tag zu viel oder – zu wenig?

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Titel: Ein Tag zu viel oder – zu wenig?
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aus: Die Gartenlaube, Heft 13, S. 213–215
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1872
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Die Datumsgrenze und ihre Geschichte
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Ein Tag zu viel oder – zu wenig?


Daß der Wechsel von Tag und Nacht durch die Drehung der Erde um ihre Achse entsteht – wer wüßte dies nicht? daß hierdurch ein Unterschied in der Zeit herbeigeführt wird, je nachdem ein Ort mehr östlich oder westlich gelegen ist – auch das ist bekannt; das nachstehend erörterte, eigenthümliche Resultat dieser Beziehungen aber, welches zum Theil nur eine Consequenz der irdischen Zeitverhältnisse, zum Theil jedoch ein Ergebniß unserer Culturentwicklung ist, ist weit entfernt davon, allgemein genug bekannt zu sein, und in den betreffenden Fachwerken pflegt sich über den ersteren Punkt sehr wenig, über den letzteren gar nichts zu finden. Und doch sind die hierauf sich gründenden Thatsachen für unseren Verkehr mit entfernteren Gebieten der Erde – sowohl in praktisch mercantiler, wie wissenschaftlicher Beziehung – wichtig und deshalb des Interesses jedes Gebildeten werth.

Alle Orte, die auf einem und demselben Meridian (das heißt einem der Kreise, die man sich auf der Erde senkrecht zum Aequator und durch beide Pole gehend gezogen denkt) liegen, welche also gleiche „geographische Länge“ haben, haben in demselben Augenblicke Mittag, überhaupt dieselbe Zeit. Dies ist z. B. annähernd der Fall in Dresden und Triest, noch genauer in Leipzig und Venedig, deren Uhren fast übereinstimmen.

Geht man dagegen von einem Meridiane aus auf irgend einem Parallelkreise d. h. einem der Kreise, die man sich in gleichem Abstande vom Aequator rings um die Erde gezogen denkt) nach Osten oder Westen, so hört diese Uebereinstimmung in der Zeit auf, und zwar geht die Uhr eines östlicher gelegenen Ortes stets gegen die des westlicher gelegenen vor, da dem ersteren ja wegen der von Westen nach Osten erfolgenden Drehung der Erde die Sonne früher aufgeht; diese Zeitdifferenz beträgt für jeden Grad 4 Minuten. So ist z. B., wenn es in Warschau Mittag ist, in St. Petersburg 12 Uhr 37 Minuten, in Jekaterinenburg 2½ Uhr, am Ausflusse des Jenissei 4½ und an der Mündung der Lena 6½ Uhr Nachmittags, in der Behringstraße aber schon 11 Uhr Nachts.

Auf diesen Verhältnissen beruht auch die von den ersten Erdumseglern gemachte Erfahrung, daß ein Schiff, welches die Erde von Osten nach Westen – also in gleicher Richtung mit der scheinbaren Bewegung der Sonne – umschifft, wenn es wieder bei seinem Abgangshafen ankommt, um einen ganzen Tag in der Zeitrechnung zurück ist, während, wenn die Reise von Westen nach Osten – also der Sonne entgegen – gerichtet war, die Schiffsrechnung um einen Tag voraus ist.

Diese Erfahrung machten zuerst Elcano und seine Gefährten, als sie Donnerstag den 10. Juli 1522 mit der „Victoria“, dem letzten der von der Magalhaens’schen Expedition übrig gebliebenen Schiffe (Magalhaens selbst wurde bekanntlich auf den Philippinen in einem Kampfe mit den Eingeborenen getödtet) an der capverdischen Insel Santiago landeten, während sie nach der Schiffsrechnung erst Mittwoch den 9. Juli hatten.

Als nach der Rückkehr dieser ersten Weltumsegler nach Spanien der venetianische Gesandte Contarini die richtige Erklärung für den „verlorenen Tag“ fand, hielt man dieselbe nicht einmal allgemein für richtig, sondern machte sich vielfach darüber lustig. Wäre indessen schon damals die Verbreitung des Wissens eine so schnelle und allgemeine gewesen, wie in der neueren Zeit, so hätte man gewußt, daß schon zweihundert Jahre früher ein [214] arabischer Gelehrter Abulfeda (1273–1331) die Erscheinung mit den Worten vorausgesagt hatte: „Stellen wir uns vor, daß zwei Personen eine Reise um die Erde zurückgelegt hätten, so wird bei der Rückkehr zum gemeinsamen Ausgangspunkte der Eine, der gegen Westen zog, einen Tag zu wenig, der Andere, der gegen Osten zog, einen Tag zu viel zählen.“

Hiernach ergiebt sich also nicht blos eine Differenz in der Bezeichnung der Tagesstunden, sondern auch eine Abweichung in Bezug auf den Wochentag und das Datum. Eine solche tritt übrigens nicht nur bei einer Reise um die ganze Erde hervor, sondern ergiebt sich schon für zwei Orte, von welchen der eine westlich oder östlich weit genug von dem anderen entfernt ist, d. h. deren „geographische Länge“ hinreichend verschieden ist. Als z. B. in Leipzig Montag der fünfzehnte Januar anbrach, war in Paris noch Sonntag der vierzehnte Nachts elf Uhr zwanzig Minuten und in New-York noch Sonntag sechs ein Viertel Uhr Nachmittags etc.

Ist es nun an irgend einem Orte unserer Erdhälfte, z. B. in Leipzig, Mittags zwölf Uhr und versetzen wir uns im Geiste auf dem Parallelkreise dieser Stadt weiter nach Osten, so gelangen wir, dem eben Gesagten entsprechend, zunächst an Punkte, wo es bereits Nachmittag desselben Tages ist; wenn wir uns aber an einen Punkt versetzt denken, der um 180 Grad oder den vollen halben Umfang dieses Kreises östlich von Leipzig entfernt ist, so wird an diesem Punkte der Zeitunterschied gerade zwölf Stunden betragen, es wird, dort zwölf Uhr Mitternacht sein. Einen Augenblick später wird an letzterem Orte der folgende Tag angebrochen sein, während in Leipzig erst der Nachmittag desselben Tages beginnt. Gehen wir aber um dieselbe Zeit von Leipzig aus nach Westen, so treffen wir auf Punkte, an denen es noch Vormittag desselben Tages ist, und wenn wir unseren Standpunkt wieder und volle 180 Grad westlich annehmen, so werden wir uns an einem Orte befinden, an dem es Mitternacht ist, die eben erst den vorhergehenden Tag beschließt.

Die nachstehende Zusammenstellung wird dies deutlicher machen. Wir wählen den Mittag des 31. December 1871, und da der bei uns im Leben übliche Gebrauch, sowohl Mittag als Mitternacht durch „12“ zu bezeichnen, die Verhältnisse weniger klar hervortreten läßt, so wählen wir die bei den Astronomen und den Italienern (bei letzteren auch für die bürgerliche Zeit) gebräuchliche Benennung der Tagesstunden durch die Ziffern 1 bis 24, so daß also 12 den Mittag, 24 aber Mitternacht bezeichnet. Der Augenblick nach Mittag und nach Mitternacht sei durch „0 Uhr“ angedeutet.

Wir haben dann:


180° westlich
24 Uhr Nachts (Sonnabend)
In Leipzig
12 Uhr Mittags
180° östlich
24 Uhr Nachts Sonntag
0 Uhr früh Sonntag den
31. December
1871
0 Uhr Nachm. Sonntag
31. Dec.
1871
0 Uhr früh Montag
den 1. Jan.
1872
6 Vorm. 18 6 Vorm.
12 Mittags 24 Nachts 12 Mittags
0 Nachm. 0 Uhr früh Montag
1. Jan.
1872
0 Nachm.
18 6 Vorm. 18
24 Nachts 12 Mittags 24 Nachts
0 Uhr früh Montag
1. Jan.
1872
0 Nachm. 0 Uhr früh Dienstag
den 2. Jan.
1872.
6 Vorm. 18 6 Vorm.
12 Mittags 24 Nachts 12 Mittags


Aus dieser Zusammenstellung ist klar ersichtlich, daß es, als in Leipzig der Neujahrstag 1872 (Montag) anbrach, an dem 180 Grad westlich gewählten Punkte erst Mittag des 31. December 1871 (Sonntag) war und hier der 1. Januar 1872 erst am Mittag des Leipziger Neujahrstages eintrat; daß dagegen in der gleichen östlichen Entfernung schon Neujahr war, als in Leipzig der Nachmittag des Sylvester (Sonntag) begann, und schon Dienstag den 2. Januar, als es in Leipzig noch Nachmittag des Neujahrs-Montages war.

Dies führt nun zu einem sonderbaren Schlusse.

Da jeder Parallelkreis in 360 Grade, welche im Ganzen 24 Zeitstunden entsprechen, getheilt wird, so kommt man, wenn man von einem Punkte der Hemisphäre einmal 180 Grad westlich, das andere Mal 180 Grad östlich auf einem solchen Kreise herumgeht, offenbar zu demselben Punkte, welcher dem Ausgangspunkte diametral gegenüber liegt. Es ergeben sich also für diesen Punkt nach dem Obigen zwei verschobene Zeitbestimmungen, welche um Stunden differiren! Diesem Ost-West-Punkte müßten also auch zwei verschiedene Daten und Wochentagsnamen zukommen. Da nun aber ein bestimmter Punkt auf der Erde doch nur ein bestimmtes Datum haben kann, so folgt hieraus, daß es auf jedem Parallelkreise einen Punkt geben muß, wo das Datum gewissermaßen einen Sprung von 24 Stunden macht, und daß zwei in dieser Gegend in geringer Entfernung von einander, aber zu beiden Seiten dieses Wechselpunktes liegende Orte, obgleich sie nur wenig von einander verschiedene Uhrzeiten haben, doch nach Datum und Tagestunden um einen Tag von einander abweichen müßten.

Wie verhält sich nun diesen Schlußfolgerungen gegenüber die Wirklichkeit?

Hierauf ist die Antwort: es verhält sich thatsächlich so, und dies ist den Seefahrern und natürlich auch den an den betreffenden Orten Lebenden hinreichend bekannt. Daß übrigens das Letztere nicht immer der Fall gewesen, beweist das Beispiel des Paters Alphonsus Sanctius, der seiner Zeit von Manila auf der Insel Luzon nach dem an der chinesischen Küste, nur eine halbe Stunde westlich von der Insel gelegenen Orte Macao reiste, wo er seiner Meinung nach am Tage des heiligen Athanasius, den 2. Mai, ankam, bei seiner Landung aber zu seinem Befremden erfuhr, daß die portugiesischen Geistlichen auf dem Festlande schon das Fest der Kreuzerfindung, 3. Mai, feierten!

Es drängen sich nun verschieden Fragen auf. Wir sind von Leipzig ausgegangen; da man doch aber auch von irgend einem andern Punkte des durch Leipzig gelegten Parallelkreises ausgehen kann, so fragt sich, an welcher Stelle der Erde der auf diesem Kreise befindliche Trennungspunkt der – wenn man so sagen darf – östlichen und westlichen Zeitrechnung liegt. Da man ferner durch jeden beliebigen Punkt eines Meridians einen solchen Parallelkreis legen kann, so wird es zwischen Nord und Süd eine unendliche Anzahl solcher Scheidepunkte geben, und wenn man alle diese mit einander verbindet, so wird man eine Demarcationslinie für die beiden Zeitgebiete, eine „Linie des Datumwechsels“ auf der Erde erhalten, und die eben ausgesprochenen Fragen werden sich in die eine zusammenfassen lassen: „In welchem Theile der Erde liegt diese Linie, wie ist ihre Richtung und Gestalt und warum liegt sie dort, wo man sie thatsächlich trifft, da ihre Punkte, theoretisch betrachtet, doch an jedem Orte der Erde liegen könnten?“

Die Antwort hierauf ist folgende:

In Europa, dem Centralsitze der neueren Cultur, in welchem sich die christliche Zeitrechnung entwickelte und von wo aus sie sich nach allen Richtungen hin verbreitete, wird die Scheidelinie nicht liegen können; sie wird sich vielmehr da finden, wo die mit den Entdeckungsreisen theils nach Osten, theils nach Westen sich ausbreitenden beiden Culturströmungen sich begegnen mußten, also im Allgemeinen auf der Europa entgegengesetzten Seite der Erdkugel; und hier, im großen Ocean, liegt sie in der That. Die natürliche (wahre) Zeit konnte den betreffenden Orten hierdurch weder gebracht noch modificirt werden, denn diese war ihnen durch den jeweiligen höchsten Stand der Sonne, durch den Mittag, gegeben; mit welchem Namen und welchem Datum aber ein bestimmter Tag bezeichnet wurde, das hing offenbar davon ab, ob einem Orte die christliche Zeitrechnung von Osten oder von Westen her zugegangen war.

Die Spanier steuerten bei ihren Entdeckungsreisen im Allgemeinen bekanntlich nach Westen und fuhren um Südamerika herum; sie kamen daher von Osten aus in den großen Ocean. Die Holländer, Portugiesen und Engländer dagegen schlugen meist den umgekehrten Weg ein; sie fuhren um’s Cap der guten Hoffnung und gelangten daher von Westen aus nach der andern Halbkugel. Daher kommt es nun, daß die von den Spaniern occupirten Inseln um einen Tag in der Zeitrechnung zurück sind gegen die Besitzungen der Portugiesen und Holländer. Dies macht sich nun z. B. in der Nähe der Molukken, wo Spanier und Portugiesen Nachbarn sind, bemerkbar und der oben angeführte Fall von der Datumdifferenz zwischen dem portugiesischen Orte Macao und dem spanischen Manila ist ein Beleg hierfür.

Solche Verhältnisse waren es also, die die Lage und Gestalt der Linie des Datumwechsels bestimmten; sie ist auf dem beistehenden [215] Kärtchen dargestellt, welches dem des Professor Heis in Münster, dessen Forschungen wir überhaupt diese Mittheilungen verdanken, nachgebildet ist, aber nur das für unsern Zweck Nothwendigste enthält. Die Längengrade sind vom Meridian von Greenwich (Sternwarte in der englischen Grafschaft Kent) aus gezählt.

Wie man sieht, steigt unsere Linie, vom Südpol kommend, anfangs ziemlich genau nördlich, biegt sich dann östlich von Neu-Seeland allmählich immer mehr nordwestlich und läuft so auf der Ostseite von Neuholland an den Hebriden und Neu-Guinea vorüber bis in’s chinesische Meer, macht aber hier, wo sie am weitesten westlich vordringt, nach Norden und Westen gekrümmt eine Schleife, welche Celebes und Borneo südwestlich liegen lassend, sich um die östlich bleibenden Philippinen herumschlingt, und geht nun nordöstlich gebogen auf der Ostseite der japanischen Inseln an diesen vorbei hinauf in die Behringstraße, aus welcher sie, die Küste des asiatischen Festlandes streifend, wieder zu rein nördlicher Richtung umbiegend, dem Nordpole zugeht.

Wenn östlich von dieser Linie Sonntag der Erste eines Monats ist, so ist an allen Punkten westlich von ihr bereits Montag der Zweite, wie wir dies angedeutet haben. Sie liegt, wie die Karte zeigt, fast ganz im Meere und schneidet jeden der ihr begegnenden Meridiane in zwei Punkten.

Wenn nun ein Schiff, das die Reise um die Erde macht, in seiner Zeitrechnung mit dem Abgangshafen übereinstimmen soll, so ist es nothwendig, wenn die Fahrt nach Westen geht, unterwegs einen Tag fortzulassen, wenn die Reise aber nach Osten gerichtet ist, einen Tag nach Datum und Namen doppelt zu zählen. Dies müßte nun eigentlich beim Passiren der Linie des Datumwechsels geschehen. Indeß ist es bei den Seefahrern gebräuchlich, diese Correctur beim Ueberschreiten des hundertachtzig Grad von Greenwich gelegenen Meridians anzubringen, an den, wie aus unserer Karte ersichtlich, die nördlichen und südlichen Schenkel der Datumscurve sich ziemlich eng anschließen.

Kommt also z. B. ein Schiff von Osten her und passirt es den genannten Meridian Sonnabend den 15. Juli, so wird man im Schiffsjournal am nächsten Tage Montag den 17. Juli schreiben, so daß es also auf dem Schiffe in dieser Woche keinen Sonntag und keinen 16. Juli giebt. Kommt aber das Schiff aus der entgegensetzten Richtung, so erhält dann in der Schiffsrechnung der auf den 15. Juli folgende Tag ebenfalls die Bezeichnung „Sonnabend den 15. Juli“ und das Schiffsjournal enthält dann hinter einander die Tage: „Freitag 14. Juli, Sonnabend 15. (I) Juli, Sonnabend 15. (II) Juli, Sonntag 16. Juli.“ –

Wegen der eigenthümlichen Krümmung der Scheidelinie kann es übrigens auch vorkommen, daß zwei, in nicht zu großer Entfernung von einander, aber zu beiden Seiten der Trennungscurve liegende Orte zeitweilig um zwei Tage im Datum von einander abweichen. So haben z. B. Manila und die Insel Gilolo (nordwestlich von Neu-Guinea) nur eine Zeitdifferenz von einer halben Stunde: Manila liegt aber östlich, Gilolo westlich von der Datumlinie. Wenn es nun in Manila Sonntag den 15. Nachts 11 Uhr 30 Minuten ist, so hat man in Gilolo Nachts 12 Uhr, aber schon Montag den 16., da Gilolo auf der andern Seite der Datumscheide liegt. Nur eine Minute später ist in Manila Sonntag den 15. Nachts 11 Uhr 31 Minuten, in Gilolo aber schon Dienstag der 17. früh 12 Uhr 1 Minute! –

Schließlich wollen wir noch bemerken, daß es auf unserer Datumscurve, da sie mit keinem Meridian zusammenfällt, an der Stelle, wo sie sich am meisten nach Osten krümmt, einen Punkt geben muß, welcher die Sonnenstrahlen täglich zuerst erhält, an welchem also ein bestimmtes Datum zuerst beginnt und wo also beispielsweise zuerst auf der ganzen Erde das neue Jahr anbricht. Diesen Punkt könnte man den „Neujahrspunkt“ nennen. Derjenige bewohnte Ort, welcher diesem Punkte entspricht, ist die östlich von Neuseeland gelegene Chatham-Insel (etwa 183 Grad östlich von dem Meridian von Greenwich und in 44 Grad südlicher Breite). In diesem Punkte sind uns daher die Chatham-Insulaner voraus!

So haben wir also in dieser merkwürdigen Linie eine in den mathematisch-geographischen und culturhistorischen Verhältnissen unserer Erde begründete internationale Zeitscheide kennen gelernt, an die wohl bisher auch mancher gründlicher Gebildete nicht gedacht hat. –