Textdaten
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Autor: Peter Rosegger
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Titel: Ein Ostergruß
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aus: Die Gartenlaube, Heft 14, S. 232, 234–235
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Ein Ostergruß.

Von Peter Rosegger.

Die Bauern von Brockendorf hatten einen Gutsherrn, dem sie – wie es in alter Zeit eingerichtet gewesen – vielfach tributpflichtig waren. Der Gutsherr lebte aber die längste Zeit in einer großen Stadt, zerstreute sich mit allen denkbaren Vergnügungen und erinnerte sich seiner Unterthanen nur, wenn er Geld brauchte. Und Geld brauchte Seine Gnaden die schwere Menge. Der Verwalter daheim preßte und zwickte und schund, so viel das Zeug hielt, aber endlich wollte nichts mehr herfür. Da fand es der Gutsherr an der Zeit, einmal persönlich Nachschau zu halten in Brockendorf und dem Verwalter strengere Pflichterfüllung einzuschärfen. Des Verwalters Pflicht aber bestand in nichts anderem als in Bauernschröpfen. – Also kam der Herr im Frühjahre eines Abends spät mit flinken Rappen durch das Thal gefahren. Und nun merkte er zum angenehmen Erstaunen, daß seine Ankunft, trotzdem er sie gar nicht gemeldet hatte, schon bekannt war, denn auf allen Höhen loderten Freudenfeuer und knallten Böller, das Volk war noch wach überall und befand sich in einer frohen Erregung. Das ganze Thal war in festlicher Stimmung. Solches rührte den Gutsherrn bis ins Herz, denn er hatte immerhin noch ein bißchen davon.

Und als er einfuhr in den Schloßhof und seines Verwalters ansichtig wurde, sprang er rasch aus dem Wagen, drückte dem Manne die Hand und sagte: „Mich freut es sehr! Mich freut es sehr! Sagen Sie den Leuten meinen Dank! Soll ihnen nicht vergessen sein! Hübsch Nachsicht haben, wenn die braven Bauern ihren Pflichten nicht immer sollten nachkommen können.“ – Als der Verwalter merkte, daß es die Festlichkeit war, die den Herrn so entzückte, wollte er schon den Mund aufmachen, that es aber nicht, sondern ließ den Patron bei dem Glauben, daß die Freudenfeuer und die Böllerschüsse ihm vermeint gewesen.

Es war aber der heilige Osterabend und die Freudenfeuer galten nach Brauch und Sitte der Auferstehung des Herrn.

Der Gutsherr hielt Wort. Die Abgaben des Jahres blieben den Bauern im Sack und schadeten ihnen nicht, der Gutsherr hatte kein Geld für die große Stadt, mußte auf seinem Landsitze bleiben, und das schadete ihm auch nicht.

An diesen Gutsherrn erinnern mich jene Leute, die in Zeitungsartikeln, in Ostergedichten und Festreden nicht müde werden, zu behaupten, Ostern sei das Fest des einziehenden Frühlings, das Fest der auferstehenden Natur. Aber gelten denn die Freudenfeuer auf den Bergen, der Jubel der Menschen wirklich dem einziehenden Frühling? Mag sich der Lenz darob geschmeichelt fühlen wie jener Gutsherr und dafür reiche Gaben in Aussicht stellen: gut, das kann uns ja recht sein. Wer aber nicht bloß im Taufscheine Christ ist, der denkt beim Osterfeste weniger an die grünenden Wiesen, an den Osterhasen, als an das Erlösungswerk des Heilandes, an seinen Opfertod. Und darin liegt die hehre Weihe des Osterfestes, mahnt es uns doch zur göttlichen Heldenhaftigkeit, sich für die Mitmenschen zu opfern, wenn’s darauf ankommt, fürs Allgemeine das Leben hinzugeben. Das ist herb, aber auch herrlich; denn in dem Sterben für das Große und Gemeinsame liegt nicht der Tod, sondern die Auferstehung und das Leben. Ich bin überzeugt, daß der Held, welcher einen Opfertod stirbt, mit dem Gefühle der Seligkeit fortlebt in der großen Menschenseele, die [234] trotz aller Hemmnisse und Rückfälle doch sachte himmelwärts steigt im Laufe der Jahrtausende.

Es giebt Helden der Menschheit, von denen niemand was weiß. In den dunklen Gründen des Volkes ist nicht immer ein Chronist, ein Dichter, ein Bildner, um zu verherrlichen die Tapferkeit, die Güte, die Treue, die Entsagung und Duldung, die dort in schlichten armen Menschen Tag für Tag walten! – Nichts kann göttlich werden auf der Welt als allein ein liebestarkes opferfrohes Herz; von diesem kommt alles, was Ostern zum Feste der Auferstehung macht, und der einziehende Lenz ist gerade gut genug, mit seinen jungen Zweigen ein solches Ostern zu schmücken.

Und nun will ich zum Ostergruße eine Mär erzählen von einem Auferstandenen, der unsterblich fortlebt in Lied und Wort und im Herzen des Volkes.

Schon zweihundert Jahre ist es her, seit jener Mann aus dem Waldbachthale gestorben ist. Sein Haus, das er gebaut, ist längst vermodert, sein Feld, das er gerodet, längst wieder zur Wildnis geworden, und sein Leib? Der ist nicht auf der Erde und nicht unter der Erde, der ist nirgends mehr. Aber das Gedächtnis lebt. – Und was ist selbiger Mann gewesen, vor zweihundert Jahren, was hat er gethan?

Gewesen ist er wenig, gethan hat er viel.

Um die Zeit der letzten Türkeneinfälle war das Waldbachthal bevölkert von Holzern, Hirten und Kleinbauern. Der absonderlichste unter ihnen war Antonius Hirthauser, genannt der Waldbachbauer. In seiner Jugend war er Fuhrmann gewesen und weit in der Welt herumgekommen. Er war der Einzige in der Gegend, der seinen Namen schreiben konnte. Mit vierzig Jahren hatte er am Bache ein Haus, ein Weib und ein Kind. Im Laufe des Jahres nahm er etlichemal seinen Korb auf den Rücken und ging hinaus nach Breitenwang, wo er beim Kaufmann und bei den Gewerbsleuten Bänder, Leder, Nägel, Salz und andere Dinge einkaufte, mit denen er daheim im Waldbachthal einen kleinen und redlichen Handel trieb. Ein Rößlein konnte der Fuhrmann hier nicht mehr brauchen, denn durch die Schluchten heraus ging keine Fahrstraße, bloß ein holperiger Fußsteig über Gestein und Baumgewurzel.

So war Antonius Hirthauser auch an jenem Karfreitage nach Breitenwang gegangen. Sein Weib hatte ihn nicht wollen fortlassen, denn es war eine unfriedliche Zeit. Vom Ungarlande her war der Türke, auch der feindselige Magyar wieder im Anzug und allerhand Gesindel streifte in der Gegend umher. Hirthauser aber beruhigte sein Weib, indem er sagte, ihm geschehe nichts. Sollten ihm Fremde begegnen, so wisse er mit ihnen umzugehen, und für alle Fälle habe er sein Beil bei sich. Sie möchten daheim nur stets die Thüre verschlossen halten, morgen werde er beizeiten wieder da sein mit seinen Waren, die er für Ostern brauche. Er müsse ja auch dabei sein, wenn am Karsamstag oben in der großen Hochschlag-Knechthütte die Männer zusammenkämen, um Rat zu halten, was zu Schutz und Wehr gegen den wieder drohenden Feind zu geschehen habe. – So war er fortgegangen, gegen Abend nach Breitenwang gekommen, hatte dort seine Einkäufe gemacht und dann im großen Wirtshaus des Ortes um Nachtherberge zugesprochen. Nachdem er als Karfreitagsmahl nur ein Stück Brot und einen Krug Wasser zu sich genommen hatte, ging er in die ihm angewiesene kleine Kammer, wo er sich bald zur Ruhe legte.

Da war es um Mitternacht, daß zu Breitenwang Lärm und Aufruhr entstand. Am unteren Ende des Ortes lohte ein Feuerbrand auf, durch die Gassen fluteten fremde Gestalten zu Fuß, zu Roß, zu Wagen; bis an die Zähne bewaffnete braune Männer drangen in die Häuser, um von denselben Besitz zu nehmen. Der Feind war da. Unser Waldbauer faßte sein Beil und wollte hinaus zum Straßenkampf. Das war zu spät. Es wirbelte schon zum Thore herein. Hirthauser hatte kaum noch Zeit, sich in seine Kammer zurückzuflüchten. Von derselben aus aber konnte er heimlich durch eine Thürfuge in die anstoßende große Stube lugen, wo so etwas wie der Generalstab der feindlichen Truppe sein Quartier aufschlug. Es waren ihrer acht oder zehn Mann mit knochigen Gesichtern, krummen Säbeln, halb in orientalischer Gewandung, auf rotem Turban lange Federn, im Gürtel schwere Pistolen. Sie saßen auf Tischen, auf dem Fußboden mit unterschlagenen Beinen, sie aßen rohes Fleisch, welches sie mit den Zähnen zerrissen, sie machten schrillen Lärm mit wieherndem Gelächter. Von qualmenden Spänen wurden sie rot beleuchtet. Allmählich ging es gedämpfter her. Kriegsrat schienen sie zu halten und mancherlei Sprachen zischelten durcheinander, darunter auch ein verwelschtes Deutsch. Und da hat es der Mann aus dem Waldbachthale belauscht, wie sie verabredeten, am nächsten Frühmorgen tiefer ins Gebirge zu dringen und eine große Waldhütte zu überfallen, wo die Streitkraft der Gegend versammelt sein würde. Durch einen Verrat schienen sie von allem zu wissen. Von dem Hinterhalt einer Schlucht her wollten sie in großer Uebermacht die Hütte umringen, anzünden und die Männer niedermachen. Nur schien es, als wäre ihnen ihr Angeber abhanden gekommen, der sie hätte führen sollen.

Hirthauser hatte genug gehört. Eilig wollte er davon, noch in der Nacht dem Waldbachthale, der Hochschlag-Knechthütte zu, um die Männer von der Gefahr zu benachrichtigen! Doch als er im Wirtshause durch das Thor hinauswollte, wurde er von der Wache mit Kolben zurückgestoßen. Zwei Rothosen nahmen ihn fest und schleppten ihn in die große Stube, vor den Stab. Im ersten Augenblick wollten ihn die johlenden Gesellen am Ofengeländer aufknüpfen, das verhinderte ein Mann mit martialisch aufgespießtem Magyarenbarte, der türkische, ungarische und deutsche Wörter durcheinandersprach. Aus dem Alpenspitzhute des Bauers hatte dieser Spießbart geschlossen, daß der Gefangene vom Gebirge her sein müsse. So fragte er Hirthauser in mangelhaftem Deutsch, ob er die große Hütte wisse, die in der Wildnis stehe und Hochschlag-Knechthütte genannt werde. Ja, die wisse er, gestand Hirthauser. Dann könne er seinen Kopf retten und sich einen Beutel Kupfer verdienen. Er solle mit ihnen gehen und zu jener Hütte den Weg weisen. „Das will ich gern thun!“ antwortete Hirthauser, dabei soll ein mächtiges Aufleuchten gewesen sein in seinem Auge.

Und am Morgen nach dem ersten Hahnenschrei, da ging es gen das Waldbachthal. Nicht mit gefülltem Warenkorb den stillen Pfad, wie der Waldbachbauer gedacht hatte, sondern an der Spitze eines großen Trupps seltsamer Wesen, ungarischer und slovakischer Söldner, türkischer Janitscharen, Zigeuner und anderen Gesindels in Fetzen und abenteuerlicher Gewandung, mit allem denkbaren Zeug bewaffnet. Einige waren zu Pferde und Wagen gewesen, die hatten freilich zurückbleiben müssen; der große Haufe flutete an den Bachufern, an den Hängen und auf schlechten Steigen vorwärts, zumeist leise huschend, denn aller Lärm war verpönt. Der Hirthauser mußte als Wegweiser vorausgehen, zwei knochige Janitscharen führten ihn an Stricken, damit er nicht entfliehen konnte.

Nach etwa zwei Stunden kamen sie zu jener Felswand, die aus dem Walde scharf hervorsteht und hinter welcher zwei Wässer zusammenrinnen. Das eine rechts kommt aus dem Waldbachthale, das andere links aus den Engschluchten der Schallwände. – Hirthauser bog links ab. Einen flüchtigen Blick hatte er noch geworfen zwischen die dunklen Fichtenwipfel hinein in das morgendliche Waldbachthal … einen wehevollen Blick. Er wußte wohl, daß es der Abschied war!

Das Wasser aus den Schallwänden kam wild und lehmgrau dahergeschossen und wütete schäumend zwischen Felsblöcken dahin. Am Ufer grünte schon der Rasen, am Berghange standen Primeln. Frühling! – Ueber den finsteren Baumkronen leuchteten die Felswände. Die goldene Morgensonne lag auf ihnen. In den Karen lagen Schneewuchten. Zu solcher Jahreszeit fahren sie gern nieder … Karsamstag! Hirthauser dachte in seinem Gemüt an die Grabesruhe des Herrn.

Immer schlechter wurden die Pfade, immer wüster die Schlucht, immer ungeduldiger und schnaubender gebärdete sich die Rotte. Die krummen Säbel, die Beile und Morgensterne, die kurzen Schwerter und langen Flinten, sie klirrten aneinander und grelle Flüche häuften sich von Schritt zu Schritt. Da trat der Spießbart zu Hirthauser heran, riß ihn an der Achsel zurück und fragte: „Wohin, Du Hund?!“

„Zu den Oberschlag-Knechthütten, Herr General!“

„Wenn Du solltest den Weg falschen!“ radebrechte der andere mit fletschenden Zähnen und machte dabei einen zuckenden Griff an sein Gürtelmesser.

„Ich weiß es,“ antwortete der Mann aus dem Waldbachthale. Und sie stolperten weiter, den Wildgraben hinaus. Hirthauser rechnete nach, wie viele Stunden lang er den Feind irreführen mußte, bis die Männer in der großen Hütte sich zerstreut haben oder wehrhaft geworden sein konnten.

„Leicht ist sie nicht zu haben, die Oberschlag-Knechthütte,“ sagte er zum Spießbart. „Seht Ihr’s, dort zwischen den Wänden? Zwei Gemssteige führen hinauf. In drei Stunden können wir dort sein.“

„Also voran, Schwab!“

[235] „Ihr führt mich an Stricken,“ setzte Hirthauser bei. „Traut Ihr mir nicht, warum folgt Ihr mir?“

Der andere tastete wieder an sein Messer, gleichsam als wollte er sagen: das da ist unsere Sicherheit, daß du uns nicht verraten wirst! –

Der wunderliche Zug bewegte sich immer bergan, in den Runsen, zwischen Felsblöcken und durch ineinandergeklemmtes Holzgefälle, von Windbrüchen stammend. Keiner dieser Fremdlinge hatte seinen Fuß wohl je in solches Alpengebiet gesetzt, man merkte es an ihrem unbehilflichen Vorwärtsklettern. Nur ein paar bartlose Gelbgesichter, Söhne des Kaukasus, liefen mit katzenartiger Behendigkeit bergan. Bei einer Quelle, die zwischen mosigem Gestein hervorbrach, ließ Hirthauser sich nieder, um zu trinken. Der Gaumen war ihm trocken, in seinem Herzen war eine unendliche Traurigkeit. Im vorigen Sommer war’s gewesen, als er sein sechsjähriges Söhnlein mit heraufgeführt hatte in die Oednis, damit es Gemsen sehe. An diesem Brunnen hatten sie gerastet. –

Aus Schluchten herüber rollte ein Donnern, daß der Boden bebte, und der Staub einer Lawine stieg in die Lüfte. Der Führer wurde an Stricken emporgerissen, damit er den Zug weiterleite aus diesem Ort des Verderbens. Und steilanwärts ging’s in die Hänge und Lehnen, über deren fahlen Rasen das Wasser niedersickerte von den Schneewuchten, die hoch in den Mulden lagen. Die Sonne schien warm, von mittägigen Bergen her zog ein weiches Lüftchen. Von den braunen Schallwänden nieder, die ihr zackiges Getürm in den Himmel hineinreckten, kamen große graue Vögel geflogen und umkreisten mit starr ausgespannten Flügeln, gierig nach Fraß, die schnaufenden Gestalten. Der kriegerische Haufe war schier aus Rand und Band. Die einen strauchelten und rollten niederwärts, die anderen brachen tief in den Schnee, wieder andere blieben erschöpft liegen auf dem Gerölle. Da flog oben in den hohen Karen eine finstere Wolke auf, ein Pfeifen, ein Brausen, ein erschütterndes Donnern, ein grauser Sturm fegte alles nieder, was da stand, und die Riesenlawine glitt darüber hinweg, dem Abgrunde zu. –

Etliche des feindlichen Zuges waren begraben. Die anderen, die bloß zu Boden geworfen worden, ermannten sich wieder. Viele stürzten nun auf Hirthauser los – er habe sie ins Verderben geführt! – Der Waldbachbauer soll darauf nur mit den Achseln gezuckt und kein Wort mehr gesagt haben.

Da erhob sich ein wüster Aufruhr und in vielen Sprachen, dumpf grollend, schrill schreiend, wimmernd und fluchend, verlangten sie den Tod des Verräters. Kein Verhör, kein Urteilsspruch. Ohne weiteres haben sie den Mann hinausgeschleppt zu einem Felsenkamm und ihn über die Wand gestürzt in die Tiefe. Im Fallen – so wird erzählt — soll Hirthauser in der Richtung gegen das Waldbachthal die Arme gebreitet und einen hellen Juchschrei ausgestoßen haben. – Später kam auch der im Schnee zurückgebliebene Spießbart, dem war das Geschehene nicht nach Sinn. Er umging den Felsen, kletterte hinab zur Stelle, wo der Mann auf einer Steinplatte zerschmettert lag. „Magyar hält Wort!“ knirschte er und stieß dem Leichnam das Messer in die Brust.

Mit schweren Mühen und manchem Verlust an Mannschaft sollen die fremden Rotten aus den Steinwüsten herabgekommen sein und ihren Ausweg gefunden haben. Weder um die toten Genossen haben sie sich gekümmert, noch ferner ein Verlangen gehabt, die Hochschlag-Knechthütte zu suchen. Verloren haben sie sich aus der Gegend und die Männer des Waldbachthales sind vor dem Ueberfall bewahrt geblieben.

Im Waldbachthale wird heute noch ein Lied gesungen mit der Schlußstrophe:

„Der Retter ist gelegen
Auf einem kalten Stein,
Die Engel thäten ihn tragen
Ins Himmelreich hinein.“

So lebt der Held fort im Herzen des Volkes, wo sein Andenken manche Opferfreudigkeit schon entzündet hat und noch entzünden wird. – Kann man denn nicht auch von diesem Märtyrer sagen: er ist auferstanden und wandelt unter Palmen?