Ein Marabut in Verzückung

Textdaten
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Titel: Ein Marabut in Verzückung
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 6, S. 89, 100
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1894
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[89]

Ein Marabut in Verzückung.
Nach einem Gemälde von du Nouy.

[100] Ein Marabut in Verzückung. (Zu dem Bilde S. 89.) Die Glut der afrikanischen Sonne zeitigt ungewöhnliche Arten von Frömmigkeit. Das zeigt unser Bild, zu welchem dem Maler ein von ihm geschauter Vorgang in Tanger an der Nordküste von Afrika den Stoff gegeben hat. Zwar die Worte, die in arabischen Schriftzeichen an der Wand stehen, muten auch uns vertraut an, wenn wir sie uns ins Deutsche übersetzen lassen: „Gott möge Dich beschützen. Möge Gott seinen Segen herabsenden auf Dein Haupt!“ Aber die Erregung, die Leidenschaft derer, die auf dem Bilde uns entgegentreten, versetzen uns unter fremden Himmel. Da fallen die Blicke zuerst auf den Mann, der, verzückt und weltentrückt, den Mittelpunkt des seltsamen Kreises bildet. Es ist ein „Marabut“ – so nennen die mohammedanischen Bewohner des nordwestlichen Afrika jene Fanatiker, die Allah zu Ehren ein „heiliges“ Leben führen, indem sie sich mit aller Glut versenken in die heiligen Dinge und ihre Andacht bis zur Verzückung steigern. Dafür wird ihnen unbedingte Verehrung zu teil, man sieht in ihnen Propheten, denen die Zukunft enthüllt sei, Wunderthäter, die in allerlei Not noch eine letzte Hilfe geben können. Wie tritt auf unserem Bild diese Verehrung auf jedem Gesicht hervor! Der eine berührt mit scheuer Gebärde das zerrissene Gewand des Marabut, als wollte er es küssen, ein anderer, der Alte rechts mit dem grauen Bart, streckt betend und segenflehend seine Hände aus, und im Vordergrund hat sich einer im Ueberschwang seines Gefühls zur Erde geworfen, nur die gefalteten Hände über seinem Kopf deuten an, daß andächtige Schauer ihn erfüllen. Selbst die beiden, die aus dem Koran Gebete murmeln, wenden ihre Augen wie gebannt dem „Heiligen“ zu. Der aber verharrt in seiner Unbeweglichkeit, sein Blick bleibt starr nach oben gerichtet, als schaute er seinen Gott in lebendiger Nähe.