Ein Märtyrerthum der geistigen Arbeit

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Titel: Ein Märtyrerthum der geistigen Arbeit
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aus: Die Gartenlaube, Heft 12, S. 190–192
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1867
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Für regelmäßige Unterstützung auch von deutschen Journalisten durch die Schillerstiftung, am Beispiel Betas.
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Ein Märtyrerthum der geistigen Arbeit.


Arbeit soll stets ihren Mann ernähren und redlicher Fleiß der einzig wahre Sorgenbrecher sein. Leider ist dies nicht immer der Fall, denn daß trotz allen Fleißes selbst ein begabter und wegen seiner Leistungen geachteter Mann durch sein ganzes Leben die Sorgenlast mit sich fortschleppen, ja daß diese nach langen Jahren der Arbeit immer drückender werden könne, – dafür haben wir heute unseren Lesern ein Beispiel aufzustellen.

Allerdings gehört dieses Beispiel einem Kreise der Thätigkeit [191] an, den man in Deutschland öffentlich sogar als die Quelle eines neuen Proletariats bezeichnen durfte, das ist der Kreis derjenigen schriftstellerischen Thätigkeit, die selbst und allein ihren Mann ernähren soll, deren Mitglieder den besonderen Stand der Schriftsteller bilden, der Männer, die ausschließlich vom Ertrag ihrer Feder leben, zum Unterschied von denjenigen Verfassern von Schriftwerken, welche ihren festen Unterhalt vom Staat oder aus einem Geschäft beziehen und nur ihre Mußestunden zu schriftstellerischem Verdienst ausnutzen.

Das Autoren-Proletariat ist übrigens keine neue Erscheinung, nur beschränkte es früher sich auf „die armen Poeten“, deren Dachstuben-Elend so manche rührende Schilderung veranlaßt hat. Diese Art von Jammerbildern ist seltener geworden, seitdem das Mitglied mit ihnen durch nüchterne Lebensanschauung beseitigt ward. Niemand ist gezwungen, „brodlose Künste“ zu treiben, und zu diesen gehört gegenwärtig die Lyrik. Die Zeit des Massenbedarfs von Versen ist vorüber, ein Erwerbszweig daraus nicht mehr zu machen, und wer weiter nichts beginnen wollte, als Verse schreiben, hätte die Schuld der Folgen davon sich selbst zuzuschieben – Anders verhält es sich mit dem Mann von Wissen und praktischem Blick, der mit seiner Feder in das volle Leben eingreift, der für das Bedürfniß der Zeit arbeitet und mit dem öffentlichen Streben Hand in Hand vorwärts geht. Ein solcher Schriftsteller sollte wohl hinsichtlich seiner bürgerlichen Stellung mit einem Geschäftsmann oder höheren Beamten in Parallele gebracht werden dürfen. Ziehen wir aber diese Parallele, was finden wir? Daß der Geschäftsmann und Beamte, bei fünf bis sechs Stunden täglicher Arbeitszeit, mindestens ebenso viele Tausende von Thalern, als der Schriftsteller in acht bis zehn Stunden Hunderte erwirbt; daß der Schriftsteller im kümmerlichen Emporringen bis zum „Bekanntwerden“ nur zu oft den besten Theil seiner Kraft und Gesundheit opfern muß, während der Andere in geregelten, gleichsam behaglichen Verhältnissen sich ausbildet; daß der Geschäftsmann im Alter die reichen Früchte seines Strebens erntet, der Beamte der sichern Versorgung durch die Pension entgegensieht – der Schriftsteller dagegen bis zur allerletzten Möglichkeit auf seine eigene Kraft angewiesen bleibt und, nachdem diese dann vollständig erschöpft und zerrüttet ist, wohl kaum eine andere Aussicht erblickt, als die der Wohlthat – das sind freilich allbekannte Wahrheiten. Wenn gleichwohl ein deutscher Schriftsteller wenigstens das Recht hat, selbst in der traurigsten Lage für das Mitleid anderer Leute zu stolz zu sein, so kann er das Mitgefühl seiner Nebenmenschen doch nimmer entbehren.

Unter den zeitgenössischen deutschen Schriftstellern ist Beta einer der bekanntesten. Seine Beiträge in der Gartenlaube und vielen anderen namhaften Zeitschriften haben seinen Namen in jeden Kreis der deutschen Leserwelt getragen. Jetzt liegt er bereits seit fast zwei Jahren krank, elend und arbeitsunfähig auf dem Schmerzenslager. Vor den Tausenden unserer Leser sei es uns nun vergönnt, im Sinne des oben Gesagten eine Lebensskizze dieses Mannes aufzurollen. Und wohl mit Zuversicht dürfen wir darauf rechnen, daß unter den zahllosen Lesenden, die durch Beta’s Feder im Laufe der Zeit belehrt, angeregt, mindestens hin und wieder einmal erheitert worden, recht Viele sich befinden, die ihm ihre Theilnahme nicht versagen werden, jetzt, da er einsam, unglücklich und von aller Welt verlassen sich fühlt. Wenn wir in diesem Lebensabriß aber auch recht viel Trübes zu berichten haben, so verwahren wir uns doch von vornherein dagegen, daß wir an das Mitleid zu appelliren gedenken.

Beta, wie Dr. Heinrich Bettzich sich als Schriftsteller nennt, ward am 23. März 1813 zu Warben bei Delitzsch geboren. Seine wissenschaftliche Bildung erhielt er in Halle, erst in der Frankischen Stiftung, dann auf der Universität daselbst, wo er 1834 bis 1838 Philologie, Philosophie und Naturwissenschaften studirte, besonders beeinflußt durch Ruge’s philosophischen Radicalismus. Im Jahre 1838 ging Beta nach Berlin, wo er die Redaction des literarisch-kritischen Theils von Gubitz’ „Gesellschafter“ übernahm und zehn Jahre hindurch führte. Seine erste größere Schrift war „Das Jubeljahr 1840 und seine Ahnen,“ in welcher er den ganzen mehr als tausendjährigen Culturgehalt des Christen- und Germanenthums entwickelte, und dessen Ergebnisse und weitere Entwickelungsformen dem Könige Friedrich Wilhelm dem Vierten an’s Herz zu legen suchte; das Buch ward, obgleich unter der Censur erschienen, confiscirt.

Später beschäftigte Beta sich besonders mit socialen Fragen und wurde eifriges Mitglied des Freihandels-Vereins, der sich um 1846 in Berlin bildete. Die Lehren, welche im Vereine von Director Noak, John Prince-Smith, Stein und Anderen dort vorgetragen und erörtert wurden, die kostspieligen Verirrungen der Schutzzöllner, welche die Nation jährlich mit Millionen Thalern bezahlen muß, veranlaßten ihn, dies ganze Gebiet der praktischen Freiheit in einem besondern „Freihandels-Katechismus“ zusammenzustellen und außerdem der Handelsfreiheit manch begeistertes Wort zu reden. Dies Letztere hat er seitdem in den verschiedensten Formen und nach allen Seiten hin immer wiederholt und damit wohl wesentlich dazu beigetragen, daß jetzt nur noch in wenigen interessirten oder schwachen Köpfen diese praktische Freiheit Gegner findet.

In den vierziger Jahren redigirte Beta längere Zeit die „Staffette“ und gab in mehreren Heften „Physiologie Berlins“ heraus, in denen er schon damals auf die gesundheitlichen und ästhetischen Bedingungen der Städtevergrößerung energisch aufmerksam machte. Ferner übersetzte er die „Nibelungen“ als Volksbuch im Versmaße und Reim des Urtextes (mit Holzschnitten von Gubitz), den „Reinecke Fuchs“ und mehrere andere alte Volksbücher, die in einer zusammenhängenden Reihenfolge erscheinen sollten; aber der Verleger nahm sich in einem Anfalle von Wahnsinn das Leben, so daß das Unternehmen abgebrochen ward und Beta das ganze Honorar verloren ging.

An der Revolution von 1848 betheiligte er sich nicht; er bemühte sich vielmehr durch zahlreiche Placate, wie sie damals Mode waren, und Flugblätter das Seinige dazu beizutragen, daß man aus den politischen Zerwürfnissen herausgelange und den praktischen Boden der Freiheit, der Cultur, des Handels und Wandels wieder auf- und auszubauen vermöge.

In einer politischen Broschüre, in welcher die Prophezeiung der Kreuzzeitung: „Die rothe Fahne wird über ganz Europa wehen,“ dahin beleuchtet ward, daß es allerdings so weit kommen könnte, wenn man das Volk weder zufrieden stelle noch zufrieden lasse, fand der Staatsanwalt Anreizung zum Hochverrath und andere Verbrechen – welche zwei bis neun Jahre Zuchthaus bringen konnten. Dies veranlaßte den Verfasser, nach manchen Zweifeln und Schwankungen sich der angedrohten Strafe durch die Flucht nach London zu entziehen. Dort las er einige Wochen später in den Zeitungen, daß er in Abwesenheit und ohne Vertheidigung von dieser fabelhaften Beschuldigung freigesprochen und nur eines untergeordneten Preßvergehens wegen zu sechs Monaten Gefängniß verurtheilt worden sei.

In London fand er – es war 1851 – durch die erste große Weltausstellung volle Freiheit und gar reges Leben, die erste großartige Verwirklichung seiner Ideale, kosmopolitisches Streben, friedlichen Verkehr und Wettstreit aller Völker mit einander, olympische Spiele der ganzen productiven Weltcultur im ersten Eisen- und Krystalltempel des praktischen Kosmopolitismus. Auch Beschäftigung fand er, an der deutschen Ausgabe der „Illustrated London News“, die aber durch das Ungeschick des Redacteurs bald wieder zu Grunde ging. Einige Arbeiten für deutsche Verleger gewährten ihm die Mittel, sich durch Etablirung eines kleinen kaufmännischen Geschäfts den nöthigsten Lebensunterhalt zu verschaffen. Doch kostete es ihm und seiner Frau manch harten Kampf und manche Entbehrung. Durch die Flucht des Hausmiethers, von welchem er seinen Laden übernommen hatte, kam er schon nach einem halben Jahre in die Lage, das ganze Geschäft wieder aufgeben zu müssen und die Früchte harter Arbeit zu verlieren. Er kehrte jetzt wieder völlig zur Literatur zurück, in welcher er sich besonders durch Beiträge für die „Gartenlaube“ und das „Magazin für die Literatur des Auslandes“ während seines ganzen zehnjährigen Aufenthaltes in London, mit besonderem Eifer und Erfolge aus dem Reichthum und der Fülle von ausländischen und englischen Culturstoffen schöpfend, hervorthat. Er ward dadurch für Deutschland ein allgemein anerkannter, fleißiger Importeur von fremden Gütern, zum Nutzen, zur Belehrung und zum praktischen Gewinn seiner Leser.

Wir können, des beschränkten Raumes halber, hier auf seine Thätigkeit in den vielen Organen, deren fleißigster Mitarbeiter er war und geblieben ist, so lange seine Kräfte reichten, nicht weiter eingehen, dürfen aber wohl hoffen, daß die aufmerksamen Leser und Leserinnen der „Gartenlaube“ sich seiner [192] frischen und anregenden Beiträge aus London noch gern erinnern werden.

Der neue Krystallpalast, der aus dem alten schöner und prachtvoller hervorging, gab ihm Gelegenheit, bei Entstehung und Füllung desselben als Vermittler für deutsche Künstler sich zu betheiligen. Zugleich schöpfte er auch reichlichen Stoff und die Begeisterung, das ganze kolossale kosmopolitische Weltwunder, mit seinem fast unermeßlich reichen Inhalt von Kunst- und Schönheitsblüthen, in einem besondern umfangreichen Buche: „Der Krystallpalast von Sydenham, seine Kunsthallen und seine geologische Insel“ (Leipzig, bei J. Weber, reichlich illustrirt) ausführlich und sehr interessant zu schildern.

Der Erfolg seiner literarischen Thätigkeit für Deutschland und namentlich das von dem Herausgeber der „Gartenlaube“ mit dem immer größeren Aufschwunge dieses Blattes freiwillig nach und nach erhöhte Honorar setzte ihn mit der Zeit in den Stand, sich nach englischer Sitte in einem eigenen Häuschen mit Garten einzurichten und dann auch gar manche Wohlthaten ärmeren Landsleuten zu erweisen.

Im Jahre 1861 rief ihn die Amnestie nach Deutschland, nach Berlin zurück. Hier setzte er seine literarische Thätigkeit mit neuerwachender Kraft fort. Es kamen englische Correspondenzen aus Berlin für Londoner Zeitungen hinzu; in Deutschland ward er zur Betheiligung an verschiedenen neuen und älteren Zeitschriften und Zeitungen herangezogen. Arbeit war reichlich vorhanden; um aber die schweren Verluste, die mit dem Abbruch einer Häuslichkeit in London verbunden waren, und die Kosten zur Gründung einer neuen, die Erhaltung einer Familie, die Erziehung von zwei Kindern u. s. w. zu bestreiten – mußte er sich wohl oft genug übermäßig anstrengen. Er arbeitete rüstig fort, bis ihm die Kräfte immer mehr versagten und zunehmende Leiden ihm die alte rege Productionskraft immer mehr lähmten.

Während der letzten zwei Jahre konnte er nur noch mühsam an der Krücke, zuletzt gar nicht mehr gehen und liegt jetzt längst vollständig an das Schmerzenslager gefesselt da, während eine sorgsame, in Pflege und Liebe sich aufopfernde Frau und zwei, noch der Erziehung bedürftige Kinder von seiner leider vollständig gelähmten und im rastlosen Dienste für das deutsche Volk zusammengebrochenen Erwerbsthätigkeit abhängig sind.

Vor etwa zwei Jahren bewilligte ihm die deutsche Schillerstiftung eine einmalige Gabe von zweihundert Thalern zu einer Badecur. Sein Gesuch wurde damals unterstützt durch das ehemalige Schiller-Comité in Petersburg (er hatte für russische Zeitungen von London aus ebenfalls fleißig gearbeitet), welches zu der Schillerstiftung 6000 Rubel mit der Clausel beigesteuert hatte, daß es sich das Vorschlagsrecht für Verwendung der Zinsen vorbehalte. Davon machte es für Beta erst zum zweiten Male Gebrauch und zwar mit der ausdrücklichen Bitte, ihm eine regelmäßige jährliche Ehrengabe zuzuerkennen.

Beta’s literarische Wirksamkeit begann gerade vor dreißig Jahren, in den „Halleschen Jahrbüchern“ von Ruge und Echtermeyer, dem damals Epoche machenden Organe gründlicher philosophischer Kritik und Auffassung aller Cultur- und Lebenserscheinungen. Er gehört unbedingt zu den verhältnißmäßig wenigen Schriftstellern, die individuell schreiben und ihr ganzes Ich, ihr bestes Herzblut gleichsam in ihre literarischen Schöpfungen ergießen, so daß er auch aus seinen zahlreichen anonym erschienenen Artikeln deutlich zu erkennen ist. Dabei arbeitete er alle die vielen Jahre hindurch, Tag für Tag, fleißig, anhaltend, mit seiner besten Kraft, nicht für eine bestimmte Classe, nicht für ein bestimmtes Land, sondern immer mit festem Blick auf sein Ideal: die menschliche Cultur, die praktische Freiheit und den Frieden, durch möglichst freien Austausch der materiellen und ideellen Güter und Vorzüge der verschiedenen Völker, im praktischen Kosmopolitismus sich verwirklichen zu sehen, als dessen Träger er die über die ganze Erde verbreiteten Deutschen stets nachzuweisen und zu erkennen suchte.

Mit Bezugnahme auf die Eingangs ausgesprochenen trüben Wahrheiten, die doch einmal thatsächlich und in den deutschen Verhältnissen begründet sind, und in Anbetracht derer das deutsche Volk in edler Hochherzigkeit seine Schillerstiftung gegründet hat, sei es uns gestattet, Folgendes unverhohlen auszusprechen: Der deutsche Schriftsteller soll und darf nicht mehr auf das bloße zufällige Mitleid angewiesen sein, nachdem er seine Kraft dem deutschen Volke gleichsam zum Opfer dargebracht hat. Unsers Wissens hat Beta nun aber seit der völligen Erlahmung seiner Arbeitskraft, erst eine einmalige, noch weit geringere Ehrengabe von der Schillerstiftung erhalten. Unwillkürlich drängen sich uns da die Fragen auf: sollte man wirklich seiner ganzen langen kosmopolitischen Wirksamkeit ein solches Unrecht anthun wollen, sollte man, da er sich in seiner dreißig Jahre hindurch tapfer fortgesetzten literarischen Thätigkeit vollständig aufgeopfert hat und erwerbsunfähig geworden ist, ihm eine entsprechende ehrende Versorgung vorenthalten dürfen?!

Oder sollte wirklich die Ehrenwohlthat der Schillerstiftung ausschließlich für dichterische Verdienste bestimmt sein? Wenn ein solcher Paragraph der Statuten eine solche Tyrannei gegen alle übrigen Volksschriftsteller ausüben sollte, dann würde es Pflicht jedes gerechten deutschen Mannes sein, in der nächsten Generalversammlung der Stiftung mit aller Entschiedenheit gegen solch empörendes Unrecht aufzutreten, Kein Vernünftiger wird sich mit der Behauptung versöhnen, daß ein wenn noch so gewandter Lyriker an Thatwerth für die Erhebung und Bildung des Volks den Mann der Tagespresse, den rastlos und nie gefahrlos im Dienste des Volks wirkenden Journalisten überrage, um so weniger aber einen Schriftsteller, der, wie Beta, durch Zeitschriften und selbstständige Werke seine Stelle in der deutschen Literatur sich errungen hat.

In Betreff dieser Verdienste, dieses Werthes und dieser Berechtigung als Schriftsteller, falls dieselben wirklich noch irgendwie in Zweifel gezogen werden könnten, bedarf es wohl nur eines Hinweises auf die einstimmig günstige Kritik über seine Leistungen in sämmtlichen bedeutenderen Organen. Durch seine neueren Werke „Deutsche Früchte aus England“ (Leipzig, Grunow; zwei Bände) und „Aus dem Herzen der Welt“ (zwei Bände, ebendaselbst) hat er unstreitig auf deutsche Verhältnisse in bedeutsamer wohlthätigerer Weise eingewirkt, als viele Federn von größerem Lohnglück. Man hat diese Thätigkeit eine „stadtreformatorische“ genannt, die namentlich in sanitätlicher Beziehung den Uebeln der großen Städte entgegenzutreten suchte. Bedenken wir ein solches, nach allen den beregten Seiten hin dreißig Jahre hindurch rastlos und unermüdlich fortgesetztes Schaffen, so werden wir die Bedeutung des Schriftstellers Beta, namentlich in socialer und culturgeschichtlicher Hinsicht, gewiß nicht unterschätzen dürfen, ganz abgesehen davon, daß seine poetischen Productionen und Reproductionen einer Beachtung neben manchem mit Entgegenkommen Beachteten allerdings werth sind. Nebenbei wollen wir bemerken, daß Beta in London die ersten Schritte zur Feier des Schillerfestes im Krystallpalaste that und den ersten Aufruf dazu selbstständig erließ. Das Schillerfest in London war bekanntlich ein glänzendes und zugleich der eigentliche Geburtstag eines selbstbewußten Lebens unter den Deutschen in England.

Beta liegt jetzt der großen gleichgültigen Welt gegenüber hülflos da, nachdem er sich für Humanität, Freiheit und Allgemeinwohlfahrt in viele Jahre währender harter Arbeit aufgerieben. Manche mitleidige Seele ist an sein Schmerzenslager getreten, hat ihm Trost zugesprochen und ihm auch wohl zu helfen gesucht; allein einem solchen Leiden gegenüber ist die Hülfe Einzelner doch nimmer ausreichend.

Die rechte Hülfe kann ihm am allzu früh hereingebrochenen Lebensabend nur aus der Stiftung kommen, die durch Nationalbeiträge in den Stand gesetzt worden ist, ihre allbekannte Bestimmung als eine im Namen der Nation übernommene Ehrenpflicht gegen unverschuldet in Bedrängniß gefallene Schriftsteller und Dichter von anerkanntem Verdienst auch gerecht zu erfüllen. Daß dies hier als Wunsch in möglichster Oeffentlichkeit ausgesprochen wird, soll nicht etwa Mißtrauen in die Pflichttreue des dermaligen Schillerstiftungs-Vorstandes andeuten, sondern, wenn es ja wie eine Mahnung erscheint, nur die sein: rasch da zu helfen, wo jahrelange Noth den Verfall eines Familienglücks zu so raschem Laufe drängt.