Ein Lehrer der arabischen Sprache

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Titel: Ein Lehrer der arabischen Sprache
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aus: Die Gartenlaube, Heft 39, S. 668
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[668] Ein Lehrer der arabischen Sprache. Heinrich Brugsch, „Brugsch-Pascha“, erzählt in den Mittheilungen aus seinem „Leben und Wandern“ von einem sehr merkwürdigen Mann, der ihm in Kairo die Anfangsgründe des Arabischen beibrachte. Ein hochstehender Eingeborener, ein sogenannter Schach, war ihm empfohlen worden. Der Mann hatte sich große Verdienste von mancherlei Art erworben, die aber mit seiner Lehrtätigkeit nicht im Zusammenhang standen. So hatte er 16 Glaslampen aufgefressen, ohne an seinem Leibe Schaden zu nehmen, und im Laufe der Zeit siebzig Frauen geheirathet, ohne irgend welche Nachkommenschaft zu besitzen. Als er sein Lehramt bei Heinrich Brugsch antrat, war er eben im Begriff, eine achtzehnjährige Jungfrau zu heirathen; es war dies seine 71. Ehe. Schach Achmed war ein Sechziger, auf dem einen Auge blind, auf dem andern nur halbsehend, geschwätzig wie eine Drossel, lächerlich in seiner Erscheinung, in seinem ganzen Gebahren. Wenn er erschien, blieb er zuerst an der geöffneten Thür stehen; aufgefordert, näher zu treten, schleuderte er die gelben Pantoffeln von sich, setzte sich auf den Diwan mit untergeschlagenen Beinen nieder und begann, nachdem man ihm Kaffee und die Pfeife gereicht, eine arabische Unterhaltung, die er meistens so zu leiten wußte, daß einige Piaster aus der Hand von Brugsch in die seine wanderten, aus der sie indes nicht wieder zurückkehrten; denn die das Gespräch begleitende Pantomimik fand damit ihren Abschluß. Eines Tags diktierte er seinem Schüler einen arabischen Brief in die Feder, führte sodann das beschriebene Blatt dicht vor sein halbsehendes Auge und fand keinen einzigen Fehler in der Niederschrift. Brugsch war sich indes bewußt, einige Wörter nur nach dem Gehör und irrthümlich niedergeschrieben zu haben. Er wollte Achmeds Aufmerksamkeit auf dieselben lenken, entdeckte aber zu seinem Erstaunen, daß der Lehrer das Blatt verkehrt ans Auge hielt.

„Ich glaube, o Schach,“ rief er da aus, „Du kannst nicht einmal lesen!“

„Du bist im Recht, o mein Sohn,“ antwortete dieser, „ich kann weder schreiben noch lesen; doch Gott der Allerbarmer wird mir weiter helfen.“

Natürlich wurde dem gelehrten Mann seine Lehrerstellung gekündigt. †