Ein Kranz
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Ein Kranz, bei des Tageslichts Scheide,
Geflochten aus blühender Pracht,
Hing über der altgrauen Weide,
Im feuchten Stürmen der Nacht.
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Im Frühroth die Blüthen zerfallen,Vom Thauen des Morgens beschwert. –
Sie haben die Nachtigallen
Die klagenden Weisen gelehrt.
Zerrissen, verflattert die Kränze,
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Gestorben die Blumen im Hag;Doch wieder, vom Lenze zum Lenze,
Erweckt sie der Nachtigall Schlag.
Wohl dem, wenn ihm Hoffnungen starben,
Das Glück, wie das Abendroth sank,
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Dem im Bild es sich webt aus den Farben,Dem die Klage sich löst im Gesang.
Karlsruhe, 27. Mai 1884. Gustav zu Putlitz.
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