Textdaten
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Autor: Eduard Schmidt-Weißenfels
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Titel: Ein Kaiser im Exil
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 34, S. 535–536
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1861
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Ein Kaiser im Exil.

Von Schmidt-Weißenfels.

In den Hauptstraßen der Neu- und Altstadt der schönen alten Königsstadt Prag sieht man, mit Ausnahme der Sommerzeit, fast täglich gegen Mittag einen reich verzierten Wagen, von herrlichen Rossen langsam dahin gezogen. Der Kutscher, in grotesker Livree, in Schuhen und weißen Strümpfen, kurzen Sammethosen, gelbem Rock und mit riesigem Dreimaster auf dem gepuderten Haupt, thront in seiner Majestät hoch oben auf dem Sitz. Niemand befindet sich im Innern des Wagens; aber unweit davon, auf dem Trottoir, bemerkt man einen stattlichen Diener in derselben Livree, wie sie der Kutscher trägt, und zweien Herren in einfach bürgerlicher Kleidung – augenscheinlich den Besitzern der Karosse – in langsamem Tempo und mit der üblichen vornehmen Lakaienmiene folgend. Rechts und links grüßen die Vorübergehenden respektvoll einen von diesen beiden Herren; es ist ein kleiner Greis – der Kaiser Ferdinand I. von Oesterreich. Sein Begleiter ist einer der Kammerherren, die zugleich seine Wächter abgeben.

Ferdinand I., obwohl jetzt 68 Jahr alt und von jeher schwächlich an Körper wie an Geist, ist doch in seinen Bewegungen noch keinesweges als hinfällig zu bezeichnen. Rastlose Arbeit in der Jugend bildete die Keime seiner Kränklichkeit aus, und als er 1835 Kaiser wurde, war er geistig und körperlich so leidend, daß man seine Auflösung in Bälde voraussetzte. Aber er erholte sich mit den Jahren mehr und mehr, und viel mag dazu beigetragen haben, daß er seit seiner Thronbesteigung wenig mehr als die Form der Regierung repräsentirte und alle Geschäfte in vormärzlicher Zeit, so gemüthlich wie man eben damals verwaltete anstatt zu regieren, von einem Regentschaftsrath erledigt wurden, der aus Erzherzog Ludwig, Fürst Metternich und Graf Kolowrat bestand.

Des alten Kaisers Kopf zeigt den echten sogenannten Ferdinandeischen Typus auf: eine große hervorspringende Stirn, ein nach dem Kinn fast zugespitztes Gesicht, halbaufgeworfene Lippen und eine lange gerade Nase ohne Schönheitslinie. Wie träumend, immer vor sich hinsehend und doch niemals den scheuen matten Blick auf Etwas haften lassend, geht der kleine alte Herr willig wie ein Kind, und sichtlich auch wie ein solches geleitet, an der Seite oder am Arme seines Kammerherrn, der mit ihm plaudert und dem er wie mechanisch antwortet. Hier und da, namentlich an den Schaufenstern von Delikatessenhandlungen, bleibt der Kaiser stehen und so lange, bis sein Begleiter ihn wieder fortzieht, selbst oft wider des Kaisers Willen. Ferdinand I. hat nicht einmal als Privatmann im Exil die Freiheit, zu thun und zu lassen, was er will. Er ist immer noch der Kaiser, über dem der Kammerherr steht, der seine Instructionen hat. So wandert er ein Stündchen durch die Straßen der Stadt, mit einer Mitleid erregenden automatischen Behendigkeit fast unaufhörlich seinen Cylinderhut von dem mit spärlichem Silberhaar bedeckten Haupt ziehend, mehr aus Instinct als durch den Blick vergewissert, daß man ihn grüße. Viele kennen ihn nicht, beachten ihn nicht in seiner unscheinbaren, schlichten Erscheinung, und Wunder konnte es nicht nehmen, daß einmal ein nach Prag verschlagener Natursohn der Pußta, der erfuhr, daß der Kaiser da spazieren gehe, ehrfurchtsvoll den großen Lakaien in urwüchsigem Loyalitätsgefühl anfiel, weil er diesen wegen seiner Gravität und seines bunten Aufputzes für die Majestät hielt. Ein anderer Sohn des stolzen Magyarenvolkes bewies seine Verehrung für den „König“ zwar der rechten Person, aber ebenfalls so urwüchsig, daß er Fiasco machte. Als er den Kaiser kommen sah, zog er flugs auf offener belebter Straße seine Attila aus und breitete sie auf dem Straßenpflaster aus, indem er dabei dem stutzenden und scheu sich abwendenden „König“ leuchtenden Auges seine Eljón zurief. Die guten Prager, der Kaiser selbst und auch sein Kammerherr hielten den Magyaren für toll, und die herzukommende Polizei brachte ihn bei Seite. Erst hier demonstrirte der Ungar, daß er seinem Könige die höchste Verehrung nach der Sitte seines Volkes dargebracht, indem er ihn bat, über seine hingelegte Attila zu schreiten.

Der Hradschin ist der Ort, wo Ferdinand I. die Residenz seines Exils genommen.

Wer kennt sie nicht, diese Harad, diese stolze Burgstadt der einstigen Könige von Böhmen? Wer hätte nicht den Hradschin Prags rühmen gehört? Vom Ufer der breiten Moldau, welche die Stadt in zwei Hälften theilt, erhebt sich amphitheatralisch auf einem jener Berge, welche die Moldau begleiten, der alte, palast- und klosterreiche Stadttheil der Kleinseite, die Stirn gekrönt mit der wundervollen Fronte der tausendfenstrigen Burg, der Harad Otakar’s, an deren Ecken noch die alten Wachthürme hervorspringen. Der Hradschin giebt Prag jene imposante architektonische Wand, welche, in Verbindung mit dem Berggürtel und dem schön geschwungenen Strom des Flusses, den Anblick der böhmischen Hauptstadt zu einem der entzückendsten macht, so daß ihr Humboldt den dritten Platz unter den am herrlichsten gelegenen Städten des Continents zuerkannte. Vom Hradschin selbst schwelgt das Auge in der Pracht des Städtebilds der hundertthürmigen Praga, die weithin sich ausbreitet in die Ebene, umkränzt von den „Minarets der Christenheit“, den Dampfschloten der Industrie.

Die Burg sieht in ihrer steinernen Majestät auf diese alten Paläste und Kirchen, sprechende Zeugen einer versunkenen Vladikenzeit. In der alten Harad residirte einst das Geschlecht Otakar’s; hier fand 1618 der Fenstersturz statt, der den Anfang des dreißigjährigen Krieges machte, dessen Ende das reiche Böhmen als eine Wüste fand, getränkt mit dem Blut der alten Czechengeschlechter und der Protestanten, die der habsburgische Kaiser ausrottete, weil sein zusammengeheirathet Land zu klein war, um Einen Gott auf zwei Weisen anzubeten. Oede und verlassen stand dann diese Burg Jahrhunderte lang – kein König thronte dort mehr. Erst in neuester Zeit zog wieder ein Fürst hier ein, ein alter, vom Throne herabgenöthigter, ein Exil suchender Kaiser: Ferdinand I., der seither letzte gekrönte König von Böheim und von Hungarn.

Es hat ihn wohl gekränkt, den alten Mann, daß der Sturm des Revolutionsjahres 1848 ihn vom Throne wegfegte, um einem jungen Herrscher, der selber die Zügel des zum Abgrund eilenden Reiches führen konnte, Platz zu machen. Ferdinand I. liebte Wien und liebte es trotz der Ereignisse des Jahres 1848 – es brachte ihm Thränen in die Augen, als er nach der Thronentsagung aus Wien fort mußte, um es nie wieder zu sehen. Ein Kind an Gemüth, bedauerte er, all diese schöne Herrlichkeit des Herrscherdaseins aufgeben zu müssen, diese gewohnte Pietät Aller vor seiner Person, die lärmenden oder ihn sonst wie erheiternden Ehrenbezeigungen, welche die Beschäftigung seiner Monarchenstellung vornehmlich gebildet, fortan nun entbehren zu sollen. So viel es geht, hält er denn auch noch heute auf diese Ovationen, die man ihm als regierendem Kaiser gebracht; er will noch heut als Kaiser respectirt werden, trotzdem er nicht mehr regiert, und geschieht irgend Etwas nicht nach seiner jeweiligen Laune, so bricht seine Empfindlichkeit darüber oft drastisch genug durch. Geht er in der Stadt, wie gewöhnlich, wenn er in Prag ist, spazieren, so ist sein Vergnügen, sich gegrüßt zu sehen und wieder zu grüßen, an der Hauptwache vorbeizugehen, um sich zu vergewissern, daß die Truppen ihm noch die schuldigen Honneurs machen. Seine Freude an Militärmusik wirb ihm so oft wie möglich bereitet. Wenn er aus der Burg geht oder nach Hause kommt, schlägt der Tambour den Wirbel, und die Wache macht die Ehrenbezeigungen. Allmorgentlich spielt eine Musikbande unter seinem Fenster. An seinem Geburtstag wird ein großer Zapfenstreich geschlagen und durch die Soldaten ihm ein Fackelzug gebracht. Dies Alles sind die Erheiterungen, die der alte Kaiser nicht entbehren kann.

Sein übriges Leben verfließt regelmäßig unter der Beschäftigung mit seinen Lieblingsneigungen. Ferdinand I. ist ein leidenschaftlicher Blumenfreund und ein Botaniker von wirklicher Bedeutung. Es scheint, als wenn Metternich, der sich selbst viel darauf einbildete, ein Naturforscher zu sein, und der die Jugend des Thronfolgers leitete, ihm diese Passion eingeflößt habe. Jeden Morgen besucht der alte Herr den Garten im Hirschgraben bei der Burg und unterhält sich eine Stunde lang eifrig mit den Blumen, bis ihn der Kammerdiener zur Promenade führt oder zum „Arbeiten“, worunter einige Verträge über sein Hauswesen, über Almosen und dergleichen begriffen sind. Sein Mittagsmahl ist von regelmäßiger Einfachheit und besteht aus fünf Speisen. Gewöhnlich haben seine Kammerherren ihm gern oder ungern gesehene Gäste dazu gebeten, wie den Cardinal Schwarzenberg, der Nachbar des Kaisers ist, Domherren, Stiftsdamen etc. [536] Abends treibt der Kaiser Musik, für welche er eine außerordentliche Vorliebe hat; auch hierzu wird ihm Gesellschaft geladen, welche natürlich meist aus musikalischen Elementen besteht, die sich aus allerlei Ursachen mit der Last solcher Soireen befreunden. Dies dürfte ziemlich aller Verkehr sein, wenn man einige Audienzen abrechnet, die Ferdinand I. noch unterhält. Zwischen ihm und seiner Familie in Wien herrscht aus erklärlichen Ursachen eben kein inniges Verhältniß. Der Kaiser kann es nicht verwinden, daß man ihn über Nacht bei Seite geschoben, und die regierende Familie hat kein Bedürfniß, den alten gutmüthigen Fürsten darüber weiter zu trösten. Sehr selten, daß ein Mitglied der kaiserlichen Familie aus Wien bei der Durchreise den früheren Herrscher besucht; nur seine Stiefmutter pflegt alljährlich bei ihm einige Tage zuzubringen, und ebenso der Erzherzog Karl, der mit ihm zugleich als präsumtiver Thronfolger zu Gunsten seines Sohnes Franz Joseph am 2. December 1848 abdankte. Beide Brüder haben eine ungemeine Aehnlichkeit, und die Anhänglichkeit, welche der bejahrte Erzherzog für den Kaiser Ferdinand hat, bietet diesem während des mehrtägigen Besuchs Gelegenheit, sein Herz mit den kleinen Sorgen vertrauensvoll ausschütten zu können. Auch läßt man bei dieser alljährlichen Gelegenheit den Kaiser an des Erzherzogs Karl harmlosen Vergnügungen Antheil nehmen; namentlich gestattet man, daß er alsdann das Theater besuche, von dem man ihn sonst „der Aufregung wegen“ und zum Kummer des dafür passionirten Greises fern hält. Es muß ein lustiges Wiener Stück mit Ballet und Gesang gegeben werden, denn der Kaiser wie sein Bruder haben nur daran ein ausgesprochenes Vergnügen und lachen in ihrer kleinen Loge sich herzlich über den Komiker und seine Witze satt, in jener alten patriarchalischen Ungenirtheit, die sonst immer, trotz aller Etiquette, der kaiserliche Hof bei der Berührung mit dem Volke zeigte und die jetzt verschwunden ist. Der diesjährige Besuch des Theaters brachte dem Kaiser unerwartet eine Ovation, welche in Wien gerade nicht angenehm berührt haben mag. Das Publicum begrüßte den greisen Fürsten mit einer ungeheuchelten Innigkeit und lauten Hochs und Zivios, die sichtlich den Kaiser in Rührung versetzten. Es war eine unter den jetzigen Verhältnissen bedeutungsvolle Demonstration für die Autonomie des „Königreichs Böhmen“. Ferdinand I. war ja der letzte gekrönte König desselben!

Den Sommer pflegt der Kaiser auf seinen Herrschaften Reichstadt oder Ploschkowitz in Böhmen zuzubringen. Letztere Herrschaft hat ihn bei der neuen Gemeindewahl im Februar d. J. zum Bürgermeister erkoren, und der Kaiser nahm dies suffrage universel auch an, ebenso wie der jetzt auf Brandeis in Böhmen herrschende Ex-Großherzog von Toscana das seiner Bauern. So fanden beide Fürsten hier ihre Anerkennung und herrschen als Bürgermeister.

Die kindliche Naivetät des Kaisers Ferdinand ist sprüchwörtlich. Sie ist sein Charakter, und eine Menge Anekdoten könnte man erzählen, um sie zu kennzeichnen. Als der bekannte Claviervirtuose Dreyschock einmal bei ihm spielte, war der Kaiser ganz entzückt über diese Fertigkeit des Spiels. Natürlich rechnete der Virtuos außer anderem Lohn auch auf außerordentliche Complimente Seitens des Fürsten; doch was sagte dieser, als der Spieler zu Ende war? – „Sie müssen recht schwitzen, nicht wahr?“ – Ein ander Mal ließ sich der Kaiser photographiren und nachdem er sich hatte erzählen lassen, wie sein Verhalten dabei sein müsse, ergriff er schelmisch-lächelnd den Arm des Photographen und sagte zu ihm in seinem gemüthlichen Wiener Dialekt: „Na, i wer schon hübsch artig sein!“ – Auch eine andere Anekdote ist nicht uninteressant. Als man Ferdinand I. nach dem italienischen Kriege von 1859 den Inhalt des Friedensvertrages mittheilte, wonach die Lombardei von Oesterreich abgetreten wurde, bemerkte er: „Na, so hätt’ ich’s halt auch noch g’troffen!“

Auch seine Güte ist sprüchwörtlich. Der Kaiser, dessen ganzes Wesen ein kindliches zu nennen ist, hat unaufhörlich das Bedürfniß zu geben, und die Masse seiner Geschenke, sein ausnehmend weiches Gemüth, erwarben ihm nicht ohne Grund den Beinamen des „Gütigen“. Aber wie es einer solchen Natur entspricht, „erfließen“ die Geschenke und Almosen ohne Bewußtsein über die Wirkung derselben, und die Umgebung des Kaisers läßt ihn auch nur nach ihrer Anleitung dieses Herzensbedürfniß befriedigen. Bei dem ungeheuren Privatreichthum Ferdinand’s kann es nicht auffallen, daß er fast täglich mehrere hundert Gulden verschenkt; aber diese eminente Summe, welche so jährlich aus seiner Schatulle fließt, wirkt verhältnißmäßig nur sehr unbedeutend als wirkliche Wohlthat. Wohl werden viele Arme und Verdiente, die sich die Protection der Umgebung erwerben, bedacht; aber die große Summe wird doch nur der Kirche für allerlei, oft wahrhaft unnütze Dinge gegeben. Um jedes Altarbild, jeden Umbau einer Kirche oder Verschönerung derselben wendet man sich an Ferdinand I., und selten vergeht eine Woche, in der die „Prager Zeitung“ nicht ein Register über Geschenke von je einigen hundert Gulden für solche Zwecke veröffentlicht. Der Kaiser will glücklich machen, will schenken von seinem Ueberfluß, und da seine Umgebung ihm allein die Anleitung dazu giebt, so unterstützt er überwiegend nur deren Protectionen und Tendenzen, die mit denen des Priesterthums nicht wenig verwandt sind.

Letzteres, immer beeifert, sich fette Opfer auszusuchen, hat zwar nie rechte Allmacht über den alten Kaiser erhalten, der trotz aller Einwirkungen doch immer einen unverfälschten, gesunden Menschenverstand sich bewahrte; aber so viel haben die geistlichen Herren doch erreicht, daß der exilirte Monarch äußerlich Alles thut, was sie wünschen, die Messe besucht, ihre Gesellschaft erträgt und ihre Anordnungen, oft mit den ihm eigenthümlichen kaustischen Glossen, respectirt. Dagegen ist ihnen, namentlich den Jesuiten, die Gemahlin Ferdinand’s vollständig ergeben. Sie wurde als sardinische Prinzessin an dem Hofe ihres Vaters, des ersten Victor Emanuel, danach erzogen, um im Alter empfänglich für alle Anforderungen der Geistlichkeit zu sein. Die neuesten Ereignisse, der Krieg Sardiniens gegen Oesterreich und Rom, hat sie, die nie vergaß, daß ihr Vaterland Italien sei, vollends den religiösen Exercitien anheimfallen lassen, und Beten und Fasten ist ihre einzige Beschäftigung geworden. Zwischen ihr und dem Kaiser herrscht, wie früher, so noch jetzt, die strengste Etiquette, und die beiden Gatten haben fast gar keine Berührung familiärer Art mit einander. Nur nach dem Diner pflegt der alte Kaiser eine Schale mit Früchten zu nehmen und damit nach dem Zimmer seiner Gemahlin zu gehen, um dieselben in traulichem Gespräch mit ihr zu verzehren. Aber wie oft wird auch dieses Beisammensein durch die Beichtväter der Kaiserin verhindert! Der Kaiser findet häufig die Thür zu den Gemächern seiner Gemahlin verschlossen, und lautlos, aber schelmisch vor sich hin lächelnd kehrt er nun wieder zurück; er weiß, daß der Kaiserin von ihren Jesuiten Buße und Fasten auferlegt worden ist, und sie, gehorsam dem Befehle der Priester, jede Berührung mit der Außenwelt alsdann strenge vermeidet.