Ein Gedicht auf des Kurfürsten Moritz Tod

Die Aufnahme der böhmischen Exulanten in Dresden Ein Gedicht auf des Kurfürsten Moritz Tod (1895) von anonym
Erschienen in: Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896)
Zwei Schriften des Dresdner Liederdichters Kaspar Füger
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Ein Gedicht auf des Kurfürsten Moritz Tod.

In R. Kades Aufsatz „Kurfürst Moritz in der Kunst“ auf Seite 61 flg. dieser Blätter wird unter den uns bekannten fünf Gedichten auf die Schlacht bei Sievershausen ein solches von Thomas Wintzer aus Dresden erwähnt. Einer der seltenen Originaldrucke dieses Gedichts ist kürzlich von unsrer Stadtbibliothek erworben worden. Es führt den Titel: Die Historia der vnglückseligen Schlacht, zwischen, Hertzog Albrechten Marggraffen zu Brandenburg, vnd dem Durchlauchtigsten vnnd hochgebornen fürsten, vnd Herren H. Hertzog Moritzen Churfürsten, zu Sachsen etc. sampt seinem tode vnd begrebnis. Auffs new in reim zugericht, vnd beschrieben im MDLIII. Jar. Durch Thomam Wyntzer von Dresden. Gedruckt Bey Jacob Berwald (Leipzig 1553. 18 Bll. 4o). Der in Leipzig aufhältliche Verfasser hatte die Dichtung auf Grund mündlicher Erzählungen von Augenzeugen zuerst in lateinischen Versen abgefaßt, auf vielseitigen Wunsch aber gab er sie dann in deutscher Uebersetzung heraus und widmete diese in einem vom 25. Dezember 1553 datirten Vorwort dem Rathe seiner Vaterstadt Dresden. Dichterischen Werth hat das Werkchen so wenig wie die meisten derartigen Erzeugnisse dieser Zeit. Sein Reiz besteht in der eingehenden, gemüthvollen Schilderung der Begebenheiten und der Stimmungen. Wir geben daraus den [220] Abschnitt wieder, der die Ueberführung der Leiche des Kurfürsten nach Dresden behandelt:

Das geschrey gen Dreßden kam geschwindt,
Ein jederman, man trawrig findt.
Das gantze Fürstenhaus betrübt,
Sie theten Gott gar manch gelübt.
Die Hertzogin thet jemerlich,
Weinet vnd klaget bitterlich.
Im Herrn thet sie klagen sehr,
Bekümmert sich wer vrsach wer.
Den krieg verflucht, die schlacht, den feind,
Dan die des todes vrsach seindt.
Befilht sich Gott mit trawrigm hertz,
Sehr gros war warlich da jr schmertz.
Das frewlin hört das klagen,
Die fraw Mutter solt jr sagen.
Sie sprach das ist die gröste not,
Dan dein Herr Vater der ist tod.
Das frewlin weinet grausam sehr,
Wolt Gott sie sagt das ich tod wehr.
Sie raufft jr har vnd wandt jr hendt,
Sie bat Gott wolt jr helffn zum endt.
Die Hoffleut auch gar trawrig warn,
Sie sprachen, ey solt jn Gott sparn.
Er würd dem Türcken zum verdries,
Wie er dan selber offt verhies.
Ists nicht elend das er so balt,
Durch diesen krieg solt werden kalt.
Der doch viel vnglücks hab erlidden,
Sey jemmerlich im krieg verschieden.
Die gantze Stad im trawren ist.
Kein pauck vnd orgl sich hören lies.
Man thet die glocken alle gleich,
Anleuten, als man thut einr leich.
Man thet dem volck verkündign das,
Auff das es trawret desto bas.
Vnd weinet vmb des Fürsten todt,
Der jtzt den sieg erlanget hot.
Den dritten tag die leich hernach,
Gen Freiberg ferner ward gebracht.
Da dan der fürsten begrebnis ist,
Welchs jtzt ein jderman wol wist.