Ein Asyl für Frauenarbeit in Griechenland

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Titel: Ein Asyl für Frauenarbeit in Griechenland
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aus: Die Gartenlaube, Heft 5, S. 83
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[83] Ein Asyl für Frauenarbeit in Griechenland. In seinen lebendigen Reiseskizzen aus Griechenland „Griechische Frühlingstage“, in denen Volkssitten und Leben der Gegenwart mit großer Anschaulichkeit geschildert sind, ohne daß die geschichtlichen Streiflichter fehlen, berichtet Eduard Engel über eine nachahmenswerthe Pflege der Frauenarbeit in Athen, ein großes Atelier, in welchem die Frauen thätig und wirksam sind, ohne mit den Schattenseiten des Fabrikwesens in Berührung zu kommen. Es ist dies ein kunstgewerbliches Institut, welches den Namen „Ergastirion“ führt. Die ganze Verwaltung desselben liegt in weiblichen Händen.

„Wenn von irgend einer Seite der Ueberfluthung Griechenlands durch die häßlichen Moden Europas und den Fabrikplunder Einhalt gethan werden kann, dann geschieht das durch das Ergastirion in Athen. Hier werden auf Handwebestühlen die schönen Seidenstoffe gewoben, die an Dauerhaftigkeit es mit den besten französischen Stoffen aufnehmen. Der Seidentüll, mit Goldfäden durchsetzt, der hier immer durch Handarbeit hergestellt wird, findet an Feinheit kaum irgendwo seines Gleichen. Kopftücher, Schleier, Brautkleider, die duftigsten Gewebe, von denen wirklich mehrere Meter in einer Nuß Platz fänden, wie von jenen Märchengeweben, werden hier auf Bestellung oder auf Lager angefertigt, in hohen hellen Arbeitssälen, bei weitoffenen Fenstern, nicht unter der Fuchtel eines Fabrikaufsehers, sondern unter Aufsicht und Lehre mütterlicher Freundinnen. Kein Tagelohn, sondern Stücklohn – und da die Verwaltung für ihre schönen Waaren hohe Preise fordert und erhält, so kann sie auch die Arbeiterinnen reichlich lohnen. Für den Unterricht wird nichts bezahlt. Gegenwärtig liefert das Ergastirion Seidenstoffe aller Art, farbige, weiße, goldgestickte Baumwollstoffe zu Kleidern, sehr originelle orientalische Muster, und handgewebte Sachen wie alle Erzeugnisse des Hauses, wollene Teppiche jeder Größe nach den schönsten Mustern uralter bäuerlicher Hausweberei; Stickereien in Seide, Silber und Gold; Spitzen aus Zwirn oder Seide gleichfalls je nach Wunsch mit Silber und Gold durchwirkt – endlich farbige Wäsche.“

Wir nannten dies Institut nachahmenswerth und gewiß mit Recht. Einmal hat es eine nationale Bedeutung und erklärt der Pariser Mode, allem fremdländischen Geschmack den Krieg. Kein Modemagazin der Welthauptstadt vermag solche Goldstickereien auf Seide, Sammet, Gazegrund zu liefern, wie sie auf Euböa, in Epiros und auf manchen Inseln des ägeischen Meeres mit so sicherem, durch Jahrhunderte lange Uebung gefestigtem Geschmack angefertigt werden. Doch wie in Griechenland, so würde sich auch in Deutschland die einheimische Industrie in vielen Branchen vom Pariser Geschmack freimachen können.

Noch wichtiger aber ist die harmonische Gestaltung der weiblichen Arbeit, die in den Fabriken mit mancherlei Mißständen zu kämpfen hat. †