Drey Sonnette an Grafen Reinhardt

Textdaten
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Autor: Karl Philipp Conz
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Titel: Drey Sonette an Grafen Reinhardt
Untertitel:
aus: Taschenbuch von der Donau. Auf das Jahr 1824, S. 155–158
Herausgeber: Ludwig Neuffer
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1823
Verlag: Stettinische Buchhandlung
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Erscheinungsort: Ulm
Übersetzer:
Originaltitel:
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Quelle: Exemplar der HAAB Weimar auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[155]

Drey Sonnette an Grafen Reinhardt.

(damaligen französischen Gesandten in Bern.)
den 28sten October 1800.

 I.

Was hör’ ich für melodische Gesänge!
Die trübe Zeit seh’ ich vor mir sich hellen;
Der Jugend Brunnen hör’ ich lieblich quellen,
Entrissen meiner Nähe dumpfer Enge.

5
Sind’s beßrer Tage schöne Wiederklänge?

Das Herz will fast vor Wonnen mir und Wehen
In fremdem Hall und Duft und Licht vergehen;
Verlornes Paradies! dich darf ich sehen.

Da führte mich die Muse dir entgegen;

10
Da lernt’ ich es, das Glück der Freundschaft kennen,

In Liebe sah die Mus’ uns sanft entbrennen.

Es sproßten Rosen hold auf unsern Wegen;
Es leuchtete vor uns der Hoffnung Segen.
Ach mußtest du sobald, Geschick, uns trennen!

[156]

 II.
Dich hat das Schicksal unstät umgetrieben,
Zu fremdem Volk dich bald in fremdem Lande
Hinausgeführt, und deines Schiffes Bande
Sind in der Fluth des Volkes fest geblieben.

5
Wie manches Schiff sahst du nicht aufgerieben!

Bey’m Wogengrimm in wildempörter Brandung
Ward deinem doch die sichre schöne Landung;
Treu ist das Glück dir, wie dein Herz, geblieben.

Auch wollten dich die Musen nicht verlassen,

10
Und mit den Musen nicht die holde Liebe,

Sie lüfteten die Wimpel dir der Ehre.

Die Liebe kam, die Hand dir treu zu fassen;
Was wäre Leben, wo nicht Liebe bliebe,
Und Ehre, wenn die Mus’ um sie nicht wäre?

[157]

 III.
Im vielbetretenen, im schmalen Gleise,
So führten mich mit strenger milder Rechte,
Den weithinstrebenden, die Lebensmächte.
Sie ehrend, zürn’ ich nicht dem engen Kreise.

5
Der Wünsche Saat, wie sah ich sie zerstieben!

Wie Weniges gewährten mir die Stunden:
Doch sollt’ ich ob der Täuschung mich betrüben?
Des Maaßes Kunst ward doch von mir gefunden.

Die Wünsche hat die strenge Zeit gezügelt,

10
Und wenn im Hintergrund der schönern Stunden

Mit ihnen auch dein reines Bild sich spiegelt;

Mein Herz mir sagt: er hat mich werth gefunden,
Mein Freund zu seyn in jenen Hoffnungstagen;
Er ist es noch – wagt es sich dann zu sagen.

[158]

 IV.

An mich

(Beilage zu den Vorigen.)

Im engen Kreis bannt mich der Arm des Zwanges,
Mein Herz muß oft an Lieb’ und Freundschaft darben;
So manche Keim’ und manche Blüthen starben.
Was bleibt mir noch? – die Liebe des Gesanges.

5
Sie soll hinab mich leiten zu den Schatten,

Sie will schon hier mein welkend Seyn erneuen,
Will Blumenduft um meine Oede streuen,
Und reichlicher mir jeden Raub erstatten.

Sie soll hinab mich leiten zu den Schatten;

10
Dem Lechzenden zur vollsten Gnüge bietet

Aus goldner Schale sie den lautern Frieden.

In ihrem Dienste will ich nicht ermatten,
Was auch um mich die Fluth der Zeiten wüthet,
Bleibt ihre Liebe meiner nur beschieden.

 Conz.