Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904) Vereinsberichte
Dieser Text ist noch nicht vollständig. Hilf mit, ihn aus der angegebenen Quelle zu vervollständigen! Allgemeine Hinweise dazu findest du in der Einführung. |
3 Mark. Die Vereinsmitglieder erhalten die Blätter unentgeltlich zugesandt.
[19]
Auf Einladung des Kgl. Sächsischen Alterthumsvereins, der im verflossenen Jahre die Feier seines 75 jährigen Bestehens begehen konnte, hielt in den Tagen vom 24. bis 28. September der Gesammtverein der Deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine seine Generalversammlung in Verbindung mit dem zweiten deutschen Archivtage und dem ersten Tage für Denkmalpflege in Dresden ab. Dank dem wohlwollenden Entgegenkommen der Staatsregierung und der Stadtbehörde, sowie den von einem Ortsausschusse getroffenen umsichtigen Vorbereitungen, an denen sich auch der Vorstand unseres Vereins betheiligte, haben die Versammlungen und die damit verbundenen Festlichkeiten einen guten Verlauf genommen und auch auf die maßgebenden und gebildeten Kreise der Stadt so anregend gewirkt, daß daraus voraussichtlich auch den Bestrebungen unseres Vereins eine dauernde Förderung erwachsen wird. Als Festschrift ließ unser Verein an die auswärtigen Theilnehmer der Versammlung (etwa 180) den ersten, das Mittelalter umfassenden Theil der „Geschichte der Stadt Dresden“ von Otto Richter vertheilen; das Buch war auf Kosten des Vereins, unter Mitverwendung einer außerordentlichen Beihilfe der Stadtgemeinde im Betrage von 1 500 Mark, in einer Auflage von 1 500 Stück gedruckt worden und kurz vor der Versammlung erschienen. Dem Alterthumsverein wurde die besonders gut ausgestattete Nr. 3 der „Dresdner Geschichtsblätter“ als Jubelfestnummer gewidmet. Außer diesen Schriften erhielten unsere Vereinsmitglieder ein die Dresdner Kirchen behandelndes starkes und reich illustrirtes Heft der „Beschreibenden Darstellung der Bau- und Kunstdenkmäler Sachsens“ von Cornelius Gurlitt, wovon der Verein mit dankenswerther Bewilligung des Kgl. Ministeriums des Innern 700 Stück unter dem besonderen Titel „Die Kunstdenkmäler Dresdens“ hatte herstellen lassen. Die Vertheilung auch der weiteren Hefte dieses für die Kunstgeschichte der Stadt grundlegenden Werkes an die Vereinsmitglieder ist in Aussicht genommen. Die starke Verbreitung, die der Verein dem Werke durch die unentgeltliche Vertheilung so vieler Exemplare giebt, wird gewiß die Kenntniß und Werthschätzung der Kunstalterthümer Dresdens in weiten Kreisen wesentlich fördern. – Vorträge hielten am 14. Februar Professor Dr. Paul Rachel über Elisa von der Recke am Hofe des Königs Stanislaus Poniatowski zu Warschau 1790, am 7. März Pastor Blackmeister über den Dichter Wilhelm Rabener in Dresden, am 11. April Rathsarchivar Dr. Richter über Dresdens Kirchenwesen im Mittelalter, am 17. Oktober Generalmajor z. D. Freiherr von Friesen über den Einfall der Schweden in Sachsen und den Frieden von Altranstädt 1706, am 14. November Hofrath Professor Dr. Gurlitt über das Schloß zu Dresden und am 12. Dezember Professor Dr. Scheffler über die geschichtliche Entwicklung [20] der Technischen Hochschule. Zu einzelnen dieser Vorträge waren gegen 100 Mitglieder erschienen, so daß sich das Versammlungslokal in der Stadtbibliothek beinahe als unzureichend erwies. – Der übliche Frühjahrsausflug wurde am 27. Mai nach Bautzen unternommen, es betheiligten sich daran 90 Mitglieder. Man besichtigte dort die St. Petrikirche, das Stieber-Museum, die Ruinen der Mönchskirche, das Schloß Ortenburg und den Nikolaikirchhof. Das Frühstück wurde im Rathskeller, das Mittagsmahl im Gasthof zur Weintraube eingenommen. Mit einer Wanderung um die malerisch gelegene Stadt fand der genußreiche Ausflug seinen Abschluß. Als freundliche Führer und Erklärer der Merkwürdigkeiten Bautzens haben sich die Herren Domkapitular Wuschanski, Museumsvorstand Buchhändler Rösger, Stadtarchivar Oberlehrer Dr. Arras und Lehrer Sommer den Dank des Vereins erworben. – Mitglieder sind in den Verein neu eingetreten 65, ausgetreten 9, verstorben 13; am Jahresschlusse betrug die Mitgliederzahl 702. – Die Einnahmen des Vereins beliefen sich auf 6861 Mark 45 Pfg. (darunter 300 Mark ordentlicher und 1500 Mark außerordentlicher Beitrag der Stadtgemeinde, 4320 Mark Mitgliederbeiträge, 586 Mark Erlös aus Veröffentlichungen), die Ausgaben auf 4888 Mark 62 Pfg. (davon 1051 Mark Druckkosten der „Geschichtsblätter“, 3321 Mark Herstellungskosten von Richters „Geschichte Dresdens“, 479 Mark vermischte Ausgaben); es verblieb ein Kassenbestand von 2979 Mark, wovon jedoch noch die Kosten des Ankaufs von Gurlitts „Kunstdenkmälern“ in Höhe von 1400 Mark zu bestreiten sind.
Unser Verein hat einen hauptsächlich aus Bauverständigen, Kunstkennern und Geschichtskundigen bestehenden Ausschuß eingesetzt, dessen Aufgabe es sein soll, die geschichtlichen Denkmäler in Dresden und Umgegend, sowie landschaftliche Schönheiten und Merkwürdigkeiten vor Entwerthung und Zerstörung zu behüten. Dieser „Ausschuß für Denkmalpflege“ hat einen Arbeitsplan aufgestellt, dessen Abdruck den gegenwärtigen Geschichtsblättern beiliegt. Unsere Mitglieder werden ersucht, die Bestrebungen des Ausschusses zu unterstützen, indem sie ihn von jeder zu ihrer Kenntniß gelangenden Gefährdung von interessanten Bauwerken, Alterthümern und sonstigen Kultur- und Naturdenkmälern alsbald benachrichtigen. Alle derartigen Mittheilungen bittet man an den Vorsitzenden des Ausschusses, Herrn Baurath Schmidt, Kaiserstraße 6, gelangen zu lassen.
Die Vereinsveröffentlichungen bestanden in 4 Nummern der „Dresdner Geschichtsblätter“ und dem 15. Hefte der „Mitteilungen“, enthaltend eine Abhandlung des Generalmajors z. D. Ernst Freiherrn von Friesen über „die Lage in Sachsen während der Schwedischen Invasion 1706 und 1707 und den Frieden von Altranstädt“. Außer diesen Schriften wurde das 2. Heft des Werkes „Kunstdenkmäler Dresdens“ von Cornelius Gurlitt an die Mitglieder vertheilt. Vorträge hielten am 13. Febr. Rektor Prof. Dr. Meltzer über Johannes Drändorff, den ersten mit Namen bekannten Kreuzschüler, am 13. März Pfarrer Lic. Flade über das kirchliche Leben Dresdens im Jahrhundert der Orthodoxie, am 10. April Oberbaurath Grimm über die Dresdner Bahnhofsfrage vor 50 Jahren, am 16. Oktober Prof. Dr. Diestel über Dresdner Dienstboten in alter Zeit, am 13. Nov. Sekretär Haug über das kurfürstliche Amt Dresden seit dem Mittelalter, am 11. Dez. Bürgerschuldirektor Schulze über das Dresdner Volksschulwesen im Anfange des 18. Jahrhunderts. – Angesichts der schnell vorwärtsschreitenden Umgestaltung der Stadt beschloß der Verein in der Hauptversammlung am 16. Januar 1901, den Bestrebungen zur Erhaltung der geschichtlichen Denkmäler und des Landschaftsbildes künftig größere Aufmerksamkeit zu widmen und zu diesem Zwecke einen besonderen „Ausschuß für Denkmalpflege“, bestehend aus Bauverständigen, Kunstkennern und Geschichtskundigen, einzusetzen. Dieser Ausschuß trat alsbald ins Leben und regelte seine Thätigkeit durch eigene Satzungen, nach denen es seine Aufgabe sein wird, „die geschichtlichen Denkmäler in Dresden und Umgegend, sowie landschaftliche Schönheiten und Merkwürdigkeiten vor Entwerthung und Zerstörung zu behüten“. Der Ausschuß hat unter der Leitung des Bauraths Karl Schmidt und in stetem Einvernehmen mit der Königl. Kommission für Erhaltung der Kunstdenkmäler bereits eine rege Thätigkeit entfaltet. – Der übliche Frühjahrsausflug wurde am 2. Juni nach Torgau, der einstigen Residenz der sächsischen Kurfürsten, unternommen. Ein von der Königl. Generaldirektion der Staatseisenbahnen freundlichst gestellter Sonderzug ging früh 3/4 9 Uhr mit 190 Theilnehmern von hier ab und langte 1/2 11 Uhr in Torgau an. Nach einem im Preußischen Hofe eingenommenen Frühstück wurden unter der Führung zahlreicher Mitglieder des Torgauer Alterthumsvereins, an ihrer Spitze des Vereinsvorstandes Herrn Oberstleutnant z. D. Haedrich, die Sehenswürdigkeiten der Stadt besichtigt, insbesondere die schöne Marienkirche, das großartige Schloß Hartenfels und das Rathhaus mit dem reichhaltigen Alterthumsmuseum. Um 3 Uhr vereinigten sich die Theilnehmer des Ausflugs mit ihren liebenswürdigen Führern und den Vertretern der Stadt zu einem frohbelebten Mahle im Schützenhause. Während dessen zog die Fußabtheilung der altberühmten Torgauer „Geharnischten“ in Parade vor dem Vereine auf. Ein geselliges Beisammensein beschloß den vom herrlichsten Wetter begünstigten genußreichen Tag. Zu der 1/2 8 Uhr erfolgenden Abfahrt des Sonderzugs geleiteten die „Geharnischten“ unsern Verein unter Vorantritt der Musik nach dem Bahnhofe; mit dem herzlichsten Danke für die ausgezeichnete Aufnahme schied man von den neugewonnenen Torgauer Freunden. – In der Zusammensetzung des Vorstandes ist, wie schon seit vielen Jahren, eine Veränderung nicht erfolgt. Mitglieder sind während des Jahres neu eingetreten 81, dagegen ausgetreten 20 und verstorben 13; am Jahresschlusse belief sich die Mitgliederzahl auf 751. – Die Kassenverhältnisse sind andauernd günstige: die Einnahmen betrugen 5480 Mark (darunter 300 Mark Beitrag der Stadtgemeinde, 100 Mark Kapitalzinsen, 4620 Mark Mitgliederbeiträge, 268 Mark Erlös aus Vereinsveröffentlichungen), die Ausgaben 3944 Mark (darunter 1400 Mark Kosten des 1. Hefts der „Kunstdenkmäler Dresdens“, 785 Mark Aufwand für das 15. Heft der „Mitteilungen“ und 1071 Mark Aufwand für die „Geschichtsblätter“); es verblieb ein Vermögens- und Kassenbestand von 4515 Mark.
Die Vierteljahrsschrift „Dresdner Geschichtsblätter“ vollendete ihren zwölften Jahrgang; es kamen darin die biographisch wie kunstgeschichtlich werthvollen Auszüge aus Julius Schnorrs Tagebüchern zum Abschluß. Aus Anlaß der Deutschen Städteausstellung und in Anknüpfung an deren Rolandsplakat gab der Verein eine wissenschaftliche Abhandlung des Oberlehrers Paul Platen über den „Ursprung der Rolande“ heraus und überreichte sie den bei der Ausstellung betheiligten Stadtverwaltungen als Begrüßungsschrift. Außerdem vertheilte der Verein an seine Mitglieder das ihm vom Ministerium des Innern wiederum zum Selbstkostenpreise überlassene dritte Heft der „Kunstdenkmäler Dresdens“; durch Vereinsbeschluß ward dem Bearbeiter des ausgezeichneten Werkes, Geh. Hofrath Prof. Dr. Gurlitt, die Anerkennung und dem Ministerium der Dank des Vereins ausgesprochen. Das Ministerium sagte zu, dem Vereine unter den gleichen Bedingungen auch die beiden demnächst erscheinenden, den Dresdner Landkreis behandelnden Hefte des Inventarisationswerks überlassen zu wollen. – Vorträge hielten am 18. Febr. Archivsekretär Dr. Beschorner über die Hoflößnitz bei Dresden, am 18. März Oberkonsistorialrath Sup. D. Dibelius über Joh. Tetzels Leben und Lehre nach den neuesten Forschungen, am 15. April Generalmajor z. D. Frhr. von Friesen über die Schlacht bei Bautzen, am 21. Okt. Geh. Hofrath Prof. Dr. Gurlitt über die Bau- und Kunstdenkmäler des Dresdner Landkreises, am 25. Nov. Seminaroberlehrer cand. rev. min. Sigismund über Wolf Kaspar von Klengel, ein Künstler- und Soldatenleben des 17. Jahrhunderts, und am 17. Dez. Privatdozent Dr. Bruck über Schloß Moritzburg (mit Vorführung von Lichtbildern). – Der Sommerausflug erfolgte am 24. Mai unter Betheiligung von etwa 120 Mitgliedern und hatte die Städte Strehla und Oschatz zum Ziele. Für die Elbfahrt nach Strehla war ein Sonderdampfschiff gemiethet. Man besichtigte dort hauptsächlich die Kirche und das Schloß. Alsdann erfolgte die Weiterfahrt mit der Eisenbahn nach Oschatz, wo die Besichtigung der Ägidienkirche, des Rathhauses, des Ortsvereinsmuseums und der neuerdings wiederaufgefundenen Fresken in der ehemaligen Elisabethkapelle unter der freundlichen Führung mehrerer Oschatzer Herren stattfand und viel Interessantes bot. Ein Festmahl im „Goldenen Löwen“ und ein Spaziergang durch die Stadtparkanlagen gaben dem Ausflug einen genußreichen Abschluß. Ein kleinerer Ausflug nach der Hoflößnitz wurde am 3. Oktober veranstaltet. Bei der Generalversammlung des Gesammtvereins der deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine in Erfurt war der Verein durch Dr. Petermann vertreten. Der vom Vereine eingesetzte „Ausschuß für Denkmalpflege“ ist im Sinne eines verstärkten Schutzes der heimischen Bau- und Kunstdenkmäler mehrfach thätig gewesen. Eine Eingabe zu Gunsten des in seinem Fortbestande bedrohten Napoleonzimmers im ehemaligen Marcolinischen Palais hatte den Erfolg, daß der Rath die unveränderte Erhaltung des berühmten Zimmers beschloß. – Die Mitgliederzahl stieg von 873 auf 884: es traten 45 neu ein, dagegen 25 aus und 11 sind verstorben. – Die Jahresrechnung ergab 6060 M. Einnahme (darunter 300 M. Beitrag der Stadtgemeinde, 5448 M. Mitgliederbeiträge und 228 M. Erlös aus älteren Vereinsschriften) und 4431 M. Ausgabe (darunter 1283 M. Herstellungskosten der „Geschichtsblätter“, 969 M. Druckkosten der Rolandschrift und 1467 M. Kosten des dritten Hefts von Gurlitts „Kunstdenkmälern Dresdens“); es verblieb ein Vermögensbestand von 3021 M.