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Glückwunsch des Rathes zu Dresden zur Thronbesteigung Kurfürst Christians I.

Kurfürst Christian I. zeigte dem Rathe zu Dresden den am 11. februar 1586 erfolgten Tod seines Vaters, des Kurfürsten August, mit folgendem Schreiben an:

Von Gottes Genaden Christian,
Hertzog zu Sachsen, Churfarst etc.

Liebe Getreuen. Wir geben euch mit gantz hochbetrubtem und bekummertem Gemuthe zu erkennen, das Gott der Almechtige nach seinem göttlichen gnedigen Willen und Wolgefallen weilandt den hochgebornen Fursten Herrn Augusten, Herzogen und Churfursten zu Sachsen, Landgraven in Doringen, Marggraven zu Meissenn unndt Burggraven zu Magdeburgk, unsern gnedigen geliebten Herren Vatern, gestern zu Abendt umb sechs Uhr aus diesem zeitlichen betrübten Jammerthal zu sich in sein ewiges Gnadenreich abgefordert, deßen G. gottseligenn Sehle seine göttliche Maieftat genedig und barmherzig sein und ihr am jungsten Tage eine fehlige und freudenreiche Aufferstehung verleihen wolle. Wan wir uns dan zu euch als unseren getreuen Underthanen genedigst versehen, ihr werdet ob diesem unserm hochbetrubten und bekummertten Zustande und Thodesfalle mit uns ein undertheniges herzliches Mitleiden tragen und haben, als begeren wir gnedigst, ihr wollett bey ench und euern Mitburgern Verordenung thuen, das es mit dem Belanten, Trauren und Einstellung aller Freudenspiel, wie es fur Altters in solchen Fellen gebreuchlich gewesen, gehalten werde, wie ihr dan euch fur euere Personen selbst auch also erweisen unnd erzeigenn wollett, das wir daraus euer underthenigste getreue Zuneigung im Werde empfinden und spuren mögen. Daran geschicht unsere genedigste zuvorlessige Meinung.

Datum Dresden den XII. Februarii Anno etc. LXXXVI.

Christianus Churfurst.

Die Antwort des Rathes lautete:

Durchlauchtigster hochgeborner Churfurst. Ewer Churf. Gnaden seindt unsere unterthenigste schuldigste und gehorsambste Dinste getrewes Fleisses iderzeit zuvorn. Gnedigster Herr. Das Gott der der Almechtige nach seinem väterlichen Willen unnd Wollgefallen den durchlauchtigsten hochgebornen Fursten unnd Herren Hern Augusten, Herzogen zw Sachsen, des heiligen Romischen Reichs Ertzmarschalchen vnnd Churfursten, Landtgraffen inn Duringen, Marggraffen zw Meiffen unnd Burggraffen zw Magdaburgk, Euer Churf. Gnaden geliebtten Herren Vather, unsern gnedigsten Herren hochstloblicher vnnd gottseliger christlicher Gedechtnus, vonn dieser armseligen betrubten Weldt unnd Jammerthall abgefodert unnd zu sich inn die ewige Ruhe, des Sehle seine gottliche Maiestat gnedig unnd barmhertzig sein wolle, genommen, ist unns leider Gott geclaget mitt hochster Bekummernus unnd Hertzenleidt gantz schmertz. lichen zu vornhemen gewesen.

Nachdem aber Ewer Churf. Gnaden durch gottliche Vorsehung inn der vorlassenen Regirung folgen unnd wir dieselbe nuhemher fur unsere ordentliche Obrigkeit billich erkhennen, Ehren haltten unnd achten, als thun Ener Churf. Gnaden wir hirtzu vonn Gott dem Allmechtigen Gluck, Segen und alle Wolfarth unterthenigst wunschen, das Euer Churf. Gnaden die vonn Gott dem Herren, dem dafur Lob, Ehr unnd Danck gesagt, mit furst- lichem hohen Vorstande und Tugendt begabet unnd begnadet, Ihre angefallene Chur unnd Furstenthumb, Lande, Leutte und Unterthanen nunhinfuro innmassen hochstermeltier Euer Churf. Gnaden geliebter Herr Vather glucklich unnd also ansahen zu regieren, das solches zu Beforderung Gottes Ehre unnd Befriedung derselben Lande und Leutte gereiche. Wie wir dann Gott den Vather aller Gnaden vonn Herzen bitten, das seine gottliche Allmacht Euer Churf. Gnaden hierzu langes Leben bescheren unnd geben, auch derselben inn allen furfallenden Sachen väterlich beistehen und alle Wiederwerttigkeit, sie treffe ann waß sie wolle, zu einem glucklichen Ende wenden und bringen wolle, das sich Euer Churf. Gnaden unnd wir arme Untersassen neben derselben dessen zu erfrewen haben mogen, amen. Ewer Churf. Gnaden mitt Leib, Ehre, Gutt unnd Blueth unterthenigst zu dienen, erkhennen wir unns iderzeit schuldig unnd willigk.

Datum Dreßden denn 15. February Anno etc. 86t.

Ewer Churf. Gnaden

unterthenigste und gehorsambste

Burgermeister und Rath

der Stadt Dresden.

Die beiden Schreiben befinden sich im Original in den Rathsakten G. XXX. 1a. Das Rathsschreiben ist nach einer am Kopfe angebrachten Bemerkung nicht abgesandt worden, vielleicht weil der Rath inzwischen schon Gelegenheit gefunden hatte, den neuen Kurfürsten persönlich zu begrüßen. Immerhin ist der Wortlaut von Interesse, denn es ist die erste der seitdem üblich gewordenen Adreffen des Rathes an die Candesherren.

O. R.

Vereinsangelegenheiten.

Ausschuß für Denkmalpflege.

Unser Verein hat einen hauptsächlich aus Bauverständigen, Kunstkennern und Geschichtskundigen bestehenden Ausschuß eingesetzt, dessen Aufgabe es sein soll, die geschichtlichen Denkmäler in Dresden und Umgegend, sowie landschaftliche Schönheiten und Merkwürdigkeiten vor Entwerthung und Zerstörung zu behüten. Dieser „Ausschuß für Denkmalpflege“ hat einen Arbeitsplan aufgestellt, dessen Abdruck den gegenwärtigen Geschichtsblättern beiliegt. Unsere Mitglieder werden ersucht, die Bestrebungen des Ausschusses zu unterstützen, indem sie ihn von jeder zu ihrer Kenntniß gelangenden Gefährdung von interessanten Bauwerken, Alterthümern und sonstigen Kultur und Naturdenkmälern alsbald benachrichtigen. Alle derartigen Mittheilungen bittet man an den Vorsitzenden des Ausschusses, Herrn Baurath Schmidt, Kaiserstraße 6, gelangen zu lassen.

Inhalt: Johannes Dvänborff. Von Rektor Prof. Dr. O. Melzer – Zur Geschichte der Hofmühle in Plauen. Von Oberlehrer A. Hantzsch. – Glückwunsch deß Rathes zu Dresden zur Thronbesteigung Chriftian I. – Vereinsangelegenheiten.

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/35&oldid=- (Version vom 8.8.2024)