Textdaten
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Autor: Unbekannt
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Titel: Dorf Eichen und sein See
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aus: Badisches Sagen-Buch I, S. 216–217
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Originalherkunft:
Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung:
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Dorf Eichen und sein See.

Lange vor der Reformation, zu einer Zeit, wo in dem befestigten Nachbarstädtchen Schopfheim ein Nonnenkloster war, bestand der Ort nur aus vier zum Kloster gehörigen Höfen, welche isolirt von einander lagen und wovon der Eine unter dem Namen der Freihof noch besteht und durch ein altes gothisches Thürmlein sein Alter bewährt. Der übrige Theil des Ortes war meistens Feld und Wald, besonders war aber die Anhöhe, auf welcher die Kirche steht, und von wo aus man die schönste Aussicht in das Wiesenthal genießt, mit vielen prächtigen Eichen bewachsen. Auf dem Gipfel dieses Hügels hatte einst ein Mann, Namens Pancratius, Vater einer zahlreichen Familie, beschäftigt eine Eiche zu fällen, das Unglück, von solcher erschlagen zu werden. Seine Kinder und Freunde hieben nun zum Andenken an dessen tragisches Ende ein großes viereckiges Loch in den unteren Theil des Stammes, fügten ein Bildniß des heiligen Pancratius hinein, stellten es dort auf, und wallfahrteten am Todestage jenes Unglücklichen dorthin, um für sein Seelenheil zu beten. Nach und nach kam dieser Bildstock in einen wunderthätigen Ruf; man baute eine Kapelle dazu, welche dem heiligen Pancratius geweiht wurde, und eine Menge Wallfahrer stellten Pilgerschaften dahin an. Es hieß dann nur, man wolle „zur Eiche“ wallfahren; [217] daher der Name des allmählig dort entstandenen Dorfes. Am merkwürdigsten ist es aber durch den nach ihm benannten „Eichener See,“ der nur eine Viertelstunde östlich vom Dorf entfernt, 1434 Fuß über dem Meere liegt und über 7 Morgen Flächenraum hat. Er ist theils von Wald, theils von Ackerfeld umgeben, ohne sichtbaren Zufluß von Wasser. Seine Farbe ist blaugraulich; die Haupteigenschaft dieses Sees ist aber, daß er sich in gewissen Perioden abwechselnd füllt und wieder ganz verliert. Mehrere Jahre hindurch steht er wasserleer, so daß sein Bett dann benützt wird, um Feldfrüchte darin zu pflanzen. Er steht unleugbar mit unterirdischen Höhlen, wahrscheinlich mit denen von Hasel in Verbindung, denn er füllte sich auch zur nämlichen Zeit, als in den Jahren 1799 und 1800 mehrere Erdeinbrüche zu Hasel vorfielen, fünfmal so mächtig an und schwoll so hoch empor, daß er auf der Seite nach Eichen hin auszubrechen drohte. Wirklich geht auch im Volke die Sage, daß er, einer alten Prophezeihung zu Folge, einst sein Bett durchbrechen, und die Vorstadt von Schopfheim unter Wasser setzen werde. Gewöhnlich füllt er sich nach langem Regenwetter, wenn die unterirdischen Höhlen voll Wasser sind. Ist sein Becken wieder trocken, so erblickt man darin weder Löcher noch Rißspalten. Seit mehreren Jahren aber war er nicht mehr mit Wasser angefüllt und scheint es auch nicht mehr werden zu wollen.

(Vergleiche darüber die Artikel in Kolbs und in Hahns Lexikon von Baden.)