Doctor Brants Narrenschiff/Von der Narren Gewalt

« Von Unglück aus Muthwillen Sebastian Brant
Doctor Brants Narrenschiff
Vom Weg der Seligkeit »
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[57v]

Narrheyt hatt eyn groß gezelt
By jr laegert die gantz welt
Vor vß / was gewalt hatt / vnd vil gelt



von den gwalt der narren


Es ist nott / das vil narren synt
Dann vil synt an jn selbs erblynt
Die mitt gwalt went witzig syn
Do yederman sicht vnd ist schyn

[58r]

5
Ir narrheyt / doch nyemant getar

Zuo jnn sprechen / was tuostu narr /
Vnd wenn sie groesser wyßheyt pflegen
So ist es vast von der goeuch wegen
Vnd wann sie nyemans loben wil

10
So loben sie sich dick vnd vil

So doch der wiß man gibt vrkund
Das / lob stinck / vß eym eignen mundt
Wer jnn sich selbst vertruwen setz
Der ist eyn narr vnd dorecht goetz

15
Wer aber wißlich wandlen ist

Der würt gelobt zuo aller frist
Die erd ist sellig / die do hat
Eyn herren / der jnn wißheyt stat
Des rott ouch ysßt zuo rechter zyt

20
Vnd suochen nit wollust / vnd gydt

We we dem ertrich / das do hat
Eyn herren / der jnn kyntheyt gat
Des fürsten essen morgens frueg
Vnd achten nit was wißheyt tueg /

25
Eyn arm kyndt / das doch wißheyt hat

Ist besser vil jn synem stadt
Dann eyn künig / eyn alter tor
Der nit fürsicht die künfftig jor /
We den gerechten vber we

30
Wan narren stigen jn die hoeh

Aber wann narren vnder gondt
Gar wol die gerechten dann gestondt
Das ist dem gantzen land eyn ere
Wann vß dem gerechten würt eyn here

[58v]

35
Aber doch / wann eyn narr regiert

So werden vil mit jm verfuert /
Der duot nit recht / wer an gericht
Durch früntschafft eym jns anttlit sicht
Der selb ouch vmb eyn bissen brot

40
Worheyt vnd gerechtikeyt verlot /

Recht vrteyln / stat eym wisen wol
Eyn richter nyemans kennen sol
Ratt vnd gericht / hat keynen fründt
Susannen richter noch vil syndt

45
Die muotwill triben / vnd gewalt

Gerechtikeyt die ist vast kalt
Die schwert die sint verrostet beyd
Vnd wellen nym recht vß der scheyd
Noch schnyden me / do es ist nott

50
Gerechtikeyt ist blyndt vnd dott

All ding dem geltt sint vnderthon /
Jugurtha do er schyed von Rom
Do sprach er / o du veyle statt
Wie werstu so bald schoch vnd matt

55
Wann du eyn kouffman hettst alleyn

Man fyndt der stett noch me dann eyn
Do man hantschmierung gern vff nymbt
Vnd dar durch duot vil das nit zymbt
Myet / früntschafft / all worheyt vmb kert

60
Als Moysen syn schwaeher lert

Pfenning / nyd / früntschafft / gwalt vnd gunst
Zerbrechen yetz / recht / brieff / vnd kunst /
Die fürsten worent ettwan wiß /
Hattent altt raet / gelert / vnd gryß

[59r]

65
Do stund es wol jn allem land

Do wart gestroffet sünd vnd schand
Vnd was guot fryd jnn aller welt
Jetz hatt narrheyt all jr gezelt
Geschlagen vff / vnd lyt zuo wer

70
Sie zwingt die fürsten / vnd jr her

Das sie soent wißheyt / kunst / verlan
Alleyn eygen nutz sehen an
Vnd woelen jnn ein kyndschen ratt
Dar vmb es leyder vbel gatt

75
Vnd hat kunfftig noch boeser gestalt

Groß narrheyt ist by grossem gewalt
Gott ließ / das mancher fürst regiert
Langzyt / wann er nit würd verfuert
Vnd vnmilt wurd / vnd vngerecht

80
Durch anreytz valscher raett vnd knecht

Die naemen gaben / schenck vnd myet
Vor den ein fürst sich billich huet
Wer gaben nimbt / der ist nit fry
Schenck nemen / macht verretery

85
Als von Ayoth geschach Eglon /

Vnd Dalida verryet Samson /
Andronicus nam gulden vaß
Des wart gedoetet Onyas /
Ouch Benadab der künig brach

90
Sin büntniß / do er gaben sach /

Tryphon do er betriegen wolt
Das Jonathas jm glouben solt
Do schanckt er gaben jm vorhyn
Do mit er moecht beschissen jn