Die sociale und politische Stellung der Deutschen in den Vereinigten Staaten:Seite 46

Die sociale und politische Stellung der Deutschen in den Vereinigten Staaten
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Die Entwickelung des Deutschthums von Cincinnati ist weniger leicht kurz zusammenzufassen, weil sie von Anfang an weniger durchsichtig ist, weil sie sich nicht an die Geschichte einer einzelnen Zeitung anlehnt. Schon der Umstand, dass 1852 hier eine deutsche Whigzeitung existirte, beweist, dass Einflüsse geherrscht haben müssen, die wir in andern grossen Städten nicht finden, indem nämlich in keiner derselben eine solche Zeitung längere Zeit sich halten konnte. Später hielt der demokratische „Volksfreund“ dem republi­kanischen „Volksblatt“ wenn auch nicht die Wage, so doch ab, eine ähnliche Machtstellung zu erreichen, wie z. B. die „Staatszeitung“ in Chicago. Friedrich Hassaurek, vom einfachen Stadtverordneten in 1854 zum Bundesgesandten in 1861 avancirt, und seit einigen Jahren wieder zur literari­schen Pflugarbeit zurückgekehrt, die für ihn zur Leiter zu jener Höhe geworden, ist gleichfalls zu den Männern der Initiative zu rechnen. Er ist schon seit 1872 von der re­publikanischen Partei unabhängig und seine Zeitung, das „Volksblatt“ bereitet nach Kräften den Boden für die kom­mende Reformpartei vor.

     Ueber das Deutschthum in andern Städten des Westens oder Südens müssen wir uns kurz fassen. Was die grossen Hafenplätze New-Orleans und San Fransisco betrifft, so theilt die deutsche Bevölkerung mit der übrigen das in New-York am klarsten in Scene gesetzte Schicksal[WS 1], von Cliquen beherrscht und geplündert zu werden. Während die grossen Geschäftsleute sich der Politik gegenüber meistens apathisch verhaften, (bis ihnen das Wasser via Tweed et Co. über den Köpfen zusammenschlägt) stehen die aus den verschiedensten

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Sckicksal