Die sociale und politische Stellung der Deutschen in den Vereinigten Staaten:Seite 45
Die sociale und politische Stellung der Deutschen in den Vereinigten Staaten | |
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ist die Art und Weise, mit welcher in St. Louis die Politik betrieben wird. Auf der einen Seite eine Gründlichkeit, die sich durch keine Schablone (als Primärversammlungen, Parteikonventionen) abhalten lässt, dem Kerne auf den Leib zu gehen, auf der andern eine gewisse Bonhommie, eine Behauptung des Anstandes, ein Vermeiden rein persönlicher Invectiven, das wahrhaft wohlthuend wirkt. Während in Chicago in den 50ger und noch in den 60ger Jahren die Lokalwahlkämpfe mit einer Heftigkeit geführt wurden, dass Börnstein in St. Louis schrieb, er wolle lieber Holz hacken, als eine Wahlcampagne in der Gartenstadt mitmachen, nimmt man in St. Louis die Dinge leichter und trotz alledem, wenn es sich um Grosses handelt, auch wieder ernster als in Chicago. Während in Chicago's Leben überhaupt die Aufregung die regelmässige Nahrung bildet und der Leser einer Chicagoer Zeitung nicht zufrieden ist, wenn er nicht jeden Morgen eine mit den fettesten Ueberschriften gezierte, spaltenlange Sensationsgeschichte findet, betrachtet der St. Louiser die Aufregung nur als gelegentlich erfrischende Würze seiner regelmässigen Ruhe und reservirt sich den Skandal für Privatcirkel. Ueber die „Westliche Post“, welche nach dem oben erwähnten Ereigniss (1862) zum Zenith emporstieg und im Jahre 1866 durch den Eintritt von Carl Schurz sich und dem Deutschthum überhaupt den wichtigsten Dienst leistete, ist es unnöthig uns weiter auszulassen, indem ihre Stellung seitdem mit der bereits im Eingange dieses Kapitels geschilderten Stellung des seitdem zum Bundessenator vorgerückten Redakteurs und Mitherausgebers mehr oder weniger zusammenfällt. |