Die sociale und politische Stellung der Deutschen in den Vereinigten Staaten:Seite 42

Die sociale und politische Stellung der Deutschen in den Vereinigten Staaten
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geschickt benutzt, und 1869 wurde die Zeitung und damit das Deutschthum aus ihren gewonnenen Positionen geworfen. Nach dem grossen Feuer, nach welchem, wie Fred. Law. Olmsted sich ausdrückt, „der Neuengländer offenbar das Steuerruder ergriff“, gelang es noch weniger, den geschmä­lerten Einfluss wiederzugewinnen und unter dem im No­vember 1871 erwählten Mayor Medill begann ein Krieg gegen die Sonntags offen haltenden Wirthschaften, welchem das Wunder gelang, alle Deutschen unter einen Hut, respek­tive eine Leitung, die des mittlerweile zum Haupteigenthümer der „Staatszeitung“ gewordenen Herrn A. C. Hesing zu bringen. (Es ist für die rasche Entwicklung der Zeitung charakteristisch, dass ihr Verkaufswerth sich in kaum 5 Jahren von 15,000 Dollar auf mehr als 120,000 Dollar er­hoben hatte). Die Deutschen verbanden sich mit den Irländern und anderen Demokraten und schlugen im November 1873 die Amerikaner mit der enormen Mehrheit von 10,000 Stimmen auf’s Haupt. Seitdem knien die Fachpolitiker wieder zu den Füssen Hesing’s.

     Die Geschichte der politischen Laufbahn dieses von seinen Gegnern mit dem Namen Bismarck-Hesing be­legten Mannes wäre zur Kenntniss der Dinge, welche vor und hinter den Coulissen der politischen Welt Chicago’s vorgehen, von ebenso pikantem wie lehrreichem Interesse. Am meisten, d. h. vom humoristischen Stand­punkt aus betrachtet, gefiel uns die Art und Weise, mit welcher er das Aufkommen einer wirklichen Oppo­sition im deutschen Lager dadurch verhinderte, dass er sich selber, natürlich incognito, Scheinopposition machte. Wie Friedrich Wilhelm IV. eine gesinnungstüchtige Opposition