Die seltsame Fahrt
Auf dem verfallenen Bergschlosse bei Kirnbach befindet sich in einem steilen Felsen ein brunnenartiges Loch von unergründlicher Tiefe. Aus demselben steigt in den Adventsnächten eine Kutsche, die mit zwanzig grauen Geißböcken bespannt ist und an der zwei brennende Laternen hängen. Sie wird von [486] einem ehemaligen Grafen des Schlosses gelenkt, welcher, in voller Rüstung und mit geschlossenem Helmgitter, allein darin sitzt. Mehr denn hundert Knappen folgen ihr aus dem Felsenloche nach, jeder einen Speer und eine angezündete Fackel in den Händen tragend. Mit Blizesschnelle und wildem Getöse fährt der Zug den steilen Felsen und eine Schlucht hinab und macht dann unten im Thale Halt. Hier sammeln sich die Knappen im Kreis um die Kutsche, der Graf steigt aus und legt an ein Rad den Hemmschuh, worauf er sich wieder hineinsetzt. Unter großem Geschrei werfen sodann die Knappen ihre lodernden Fackeln, die sogleich erlöschen, von sich, und verschwinden mit der Hälfte der Geißböcke, welche als Vorspann gedient hatten. Bei dem spärlichen Lichte der zwei Laternen kehrt hierauf der Graf mit den übrigen zehn Böcken und mit gesperrtem Rade nach dem Felsenloche zurück, indem er, trotz dem, den Weg eben so schnell hinauffährt, als er ihn mit dem starken Vorspann und ohne Sperre herabgekommen ist.