Die schwarze Hochzeit in Nieder-Poitou

Textdaten
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Autor: Literary Gazette
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Titel: Die schwarze Hochzeit in Nieder-Poitou
Untertitel:
aus: Das Ausland, Nr. 126 S. 504
Herausgeber: Eberhard L. Schuhkrafft
Auflage:
Entstehungsdatum: 1828
Erscheinungsdatum: 1828
Verlag: Cotta
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Erscheinungsort: München
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Die schwarze Hochzeit in Nieder-Poitou.

Die Marschen von Nieder-Poitou sind jährlichen Ueberschwemmungen ausgesetzt, und vom Herbst bis zum Frühjahr können die Einwohner ihre Häuser nur in schmalen flachen Boten verlassen, die durch den leichtesten Windstoß umgestürzt werden müssen. Das Holz ist in diesen Gegenden äußerst selten, und da es schwer oder oft unmöglich ist, dasselbe zu erhalten, so bedienen sich die Einwohner statt seiner zur Heizung wie zum Kochen des getrockenten Düngers von ihren Heerden. Während des Sommers wird der Dünger auf den Waiden gesammelt und in der Nähe ihrer Häuser aufgehäuft, bis er durch ein sehr einfaches Verfahren in Brennmaterial verwandelt wird. Dieß geschieht um die Zeit des Johannistages und ist mit einem Fest begleitet, welches die schwarze Hochzeit (le mariage noir) genannt wird. Mehrere Haushaltungen – Männer, Weiber, Kinder, Herren, Knechte und Mägde – vereinigen sich zu demselben; sie besprengen den Dünger mit Wasser, schneiden Stroh und vermischen es mit dem Dünger und lassen ihn von Ochsen, die darübergetrieben werden, festtreten. Darauf bilden sie Kuchen daraus und stellen ihn so an ihren Häusern und auf den Feldern auf, um ihn zu trocknen. Nachdem dieß geschehen ist, wird er in Schobern aufbewahrt und dann gleich dem Torfe verbrannt, dessen Stelle er vollkommen vertritt. Lange Erfahrung hat die Weiber gelehrt, dieß sonderbare Brennmaterial so geschickt zu behandeln, daß es mit einem klein wenig Reisig und Stroh ein schönes helles Feuer gibt, ohne den Rauch oder übeln Geruch, den man erwarten sollte. Die Tage, an denen der Dünger so bereitet wird, sind Festtage durch das ganze Land. Die Arbeit, die mit Lust und Munterkeit verrichtet wird, dauert bis in den späten Abend, dann folgt Gesang und Tanz, und die Beschwerden des Tages werden durch reichliche Züge Weins hinuntergespühlt. Der Name, den diese ländlichen Feste führen, bezieht sich wahrscheinlich theils auf die Beschäftigung, die denselben vorausgeht, und bei der man sich seiner schmutzigsten und schlechtesten Kleider bedient, theils auf die nächtliche Stunde, in der die Lustbarkeiten ihren Anfang nehmen.

Literary Gazette