Die romantische Zeit des deutschen Pionierthums

Textdaten
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Autor: Friedrich Hofmann
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Titel: Die romantische Zeit des deutschen Pionierthums
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aus: Die Gartenlaube, Heft 30, S. 470–471
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1869
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Die romantische Zeit des deutschen Pionierthums.

Im Jahre des deutschen Kriegs, in welchem das Schicksal des Vaterlandes den Strom der Auswanderung so zum Anschwellen gebracht hatte, daß das nordamerikanische Einwanderungs-Bülletin mit Zahlen wie: „Zehntausend in einer Woche, Viertausend an einem Tage, Tausend mit einem Schiff, Hundertundfünfzigtausend zur Uebersiedelung angemeldet!“ triumphirte, theilten wir unseren Lesern die Lebensbilder einiger der hervorragendsten „Pioniere des Deutschthums im fernen Westen“ mit. Die geschilderten Männer waren von früheren Erschütterungen Deutschlands über den Ocean geschleudert worden; die zwanziger, dreißiger und vierziger Jahre mit ihren Demagogen-, Burschenschafter- und Volksvertreter-Verfolgungen sammelten dort viele ihrer Opfer, und man sah sie, je ein Menschenalter später, theils durch Kampf und Glück erhoben, theils in Elend versunken und verkommen. Der deutsche Pioniergeist selbst hat aber gewaltige Fortschritte gemacht, im Bürgerkrieg bestand er die Feuertaufe, und jetzt steht er so heimathfest auf dem neuen Boden, daß er schon seine eigene Geschichte der Erforschung und Aufbewahrung für werth hält.

Diese Aufgabe stellen sich soeben deutsche Pionier-Vereine. Der von Cincinnati in Ohio hat sogar eine besondre Monatsschrift begründet, welche den Titel „Der deutsche Pionier“ führt und so Treffliches leistet, daß wir unsere Leser mit dieser neuen deutschen Culturpflanze über’m Ocean näher bekannt machen müssen.

Vor Allem müssen wir freudig verkünden, daß die deutsche Lyrik drüben einen frischen, sie neubelebenden Boden gefunden hat. Davon zeugt ein „den deutschen Pionieren Cincinnati’s“ geweidetes Lied von Kara Giorg, dessen Eingang lautet:

Die Ihr gekämpft, die Ihr gerungen
Mit offnem Kopf und rauher Hand,
Bis Ihr Euch eine Bahn erzwungen
Als Siedler in dem neuen Land!

Die Ihr den Hinterwald betratet,
Als kaum ein Pfad das Ziel gezeigt,
Um Milch und Brod den Farmer batet,
Das er für Euern Dank gereicht;

Ihr drücktet auf des Landes Sitte
Auch Euern Geistes eine Spur,
Und Jeder war aus Eurer Mitte
Ein Pionier auch der Cultur!

Den breitesten Raum der geschichtlichen Darstellungen nimmt die Vergangenheit Cincinnati’s ein, das uns auch in einer lithographirten Abbildung in dem Zustande gezeigt wird, in welchem man es 1802 zur „Town“ (Stadt) erhob. Es ist ein fast rührender Anblick, diese bescheidene Kindheit einer Stadt, welche nach vierzig Jahren als „Königin des Westens“ den sechsten Rang von allen Städten der Union behauptete und jetzt als eine der größten, schönsten und wichtigsten der Erde anerkannt ist. Aus noch lange nicht hundert meist hölzernen Häusern, einer hölzernen Kirche und einem hölzernen Fort (Washington) bestand damals die ganze „Town“, und die lieblichen Laubwaldhügel blickten auf die weite leere Ebene herab, auf welcher nun „die grüne Stadt des Westens“ – wie sie republikanischer genannt wird – ihre riesenhafte Thätigkeit und ihre Pracht entfaltet.

Und daß gerades diese Stätte der Schauplatz so außerordentlichen Gedeihens ward, daran ist nur die Liebe schuld! So wirft selbst Über diese Speculations-Residenz der westlichen Contobücher die Romantik ihren Schleier von veilchenblauer Seide. Das ging so zu.

Der gesammte Landstrich zwischen den beiden Miami-Flüssen und dem Ohio-Strom, jetzt Hamilton-County mit der Hauptstadt Cincinnati, war bis 1788 das Besitzthum eines gewissen John Cleves Symmes, der schon nach damaliger Landessitte seines Zeichens nach einander Lehrer, Landvermesser, Soldat, Advocat, Politiker und Oberrichter in New-Jersey gewesen war. Derselbe theilte dieses Gebiet von der Größe des Königreichs Würtemberg sammt beiden ehemaligen Hohenzollern zum Verkaufe in Sektionen, gab den Acker für etwa anderthalb Gulden rheinisch (25¾ Silbergroschen) und zog so die ersten Ansiedler nach dem „neuen Ankaufe“, wie man das Land anfangs nannte.

Drei Männer, Matthias Denman, ein Oberst Robert Patterson und ein Schulmeister aus der Wildniß Kentuckys, John Filson, wurden die Herren vom jetzigen Gebiete der Stadt Cincinnati und die Gründer derselben. Der Schulmeister erhielt den Auftrag für den Namen der neuen Stadt zu sorgen, während der Oberst mit Hülfe eines Landmessers Hudlow die Straßen und Plätze absteckte. Das war keine Kleinigkeit, denn den ganzen Raum bedeckten die schönsten Urwaldungen von Buchen, Sykomoren, Eichen und Ulmen. Man klärte also vor der Hand nur die nöthigen Straßen, legte diese somit im Wald aus und bezeichnete die zukünftigen Eckhäuser durch drei Kerben an den dortstehenden Bäumen. Die ersten Blockhütten standen am jetzigen Landungsplatz, und sie waren es, die zunächst der Schulmeister mit dem neuen Stadt-Namen beehrte. Weil der gegenüber mündende Fluß Licking, die Mündung auf lateinisch os, „gegenüber“ auf griechisch anti und die Stadt auf französisch ville heißt, so nannte er die neue Gründung Losantiville, und wirklich hielt sich dieser Name fast ein ganzes Jahr.

Nur die junge Stadt selbst wollte nicht gedeihen. Bei den ernsten Gefahren, welche durch die Indianer jeder neuen Ansiedelung drohten, wurde für sie ein Fort mit einer Besatzung zur Lebensfrage. Nun hatte aber Symmes es so zu wenden gewußt, daß die Truppenabtheilung, welche der General Harmar in Marietta zum Schutz der neuen Niederlassung abgesandt, an ihr vorbeifuhr, zu North Bend landete und alle neuen Ankömmlinge dorthin zog. Losantiville stand verödet. – Da geschah es, daß der Officier, welcher die dortigen Truppen befehligte, auf einem Streifzug in der Nachbarschaft von North Bend ein weibliches Wesen sah, dessen Augen für ihn die Kraft jener Feuersäule äußerten, welcher die Kinder Israel durch die Wüste folgen mußten. Die bezaubernde Erscheinung war aber eine verheirathete Frau und der Gatte derselben ein vorsichtiger Mann, welcher den bedrohten Frieden seines Hauses dadurch zu wahren suchte, daß er nach Losantiville übersiedelte. Von diesem Augenblick an stand in dem Officier die Ueberzeugung fest, daß „die Bend“ sich für einen militärischen Posten durchaus nicht eigene; trotz aller Bitten des Oberrichters Symmes brachen die Truppen ebenfalls nach Losantiville auf, dort wurde sofort das Fort Washington gebaut, welches gegen Ende December 1789 General Harmar selbst mit dreihundert Mann besetzte, und wenige Tage später kam auch der Gouverneur Arthur St. Clair an, um den neuen „Bezirk“ (County) zu organisiren. Ihm zu Ehren, weil er zu jenen Officieren der Befreiungskriege gehörte, welche, dem Römer Cincinnatus gleich, nach vollendetem Kampf für Freiheit und Vaterland an ihren Heerd zurückzukehren bereit waren und dazu sich zu der Gesellschaft des Cincinnatusordens verbunden hatten, erhielt, die Stadt den Namen Cincinnati.

Wenn wir nun auch nicht wissen, was aus der Herzensflamme des verliebten Kriegers geworden, so steht doch das Eine fest, daß die glückliche Königin des Westens dieser Liebe ihr Leben verdankt.

Nicht weniger denkwürdig und für die haß- und neidschielenden Augen der Know-Nothings (derjenigen Eingeborenen, Natives, welche von den fremden Einwanderern nichts wissen wollen) nur allzuromantisch erscheint die Thatsache, daß der erste Mayor von Cincinnati ein Deutscher war. David Ziegler hieß der tapfere Heidelberger, welchen die Lust am Waffenhandwerk erst unter die Fahnen der russischen Katharina in die Krim, die erste Nachricht vom Ausbruch des Freiheitskampfes in Nordamerika aber über den Ocean getrieben. Bekanntlich eilte damals in das Lager des großen Washington auch einer der begabtesten Stabsofficiere des alten Fritz, sein ehemaliger Flügeladjutant Friedrich Wilhelm von Steuben, der durch sein „System der Kriegsdisciplin“ auch als Militärschriftsteller glänzt. Diesem schloß Ziegler sich am engsten an, er ward der vortrefflichste Exercirmeister nach der Steuben’schen Schule, hielt auf strenge Mannszucht und wurde deshalb viel als Recrutirungsofficier verwendet. Aber auch im Felde bewies er seine Tüchtigkeit. Ihm allein verdankte das große Muskingumland die Rettung vor den Verheerungszügen der Indianer, auf den Commandanten von Fort Harmar blickte die gesammte Bevölkerung als auf ihren zuverlässigsten Beschützer, und unter diesen Blicken waren auch die eines reizenden Fräuleins, Lucy Anna Sheffield, die allein den deutschen Helden besiegte. Mitten im Waffenlärm führte er seine Schöne zum Traualtar, aber kurz war die Hochzeitsfreude. Um dieselbe Zeit hatte St. Clair [471] im Kampf gegen die Indianer eine so schreckliche Niederlage erlitten, daß von seinen vierzehnhundert Mann und achtzig Officieren neunhundertfünfundfünfzig todt oder verwundet lagen und ganz Hamilton-County der Rache der Rothhäute offen stand. Da war wieder der deutsche David Ziegler der Retter; als Commandant des Forts Washington stellte abermals er allein Muth und Vertrauen in der Bürgerschaft Cincinnatis wieder her.

Desto unwürdiger betrugen sich die einheimischen Officiere. Der Natives-Neid, unter welchem vom ersten Befreiungskriege an bis zum letzten Bürgerkriege stets die durch ihre Kriegstüchtigkeit am meisten hervorragenden Deutschen auch am meisten zu leiden hatten, arbeitete mit geheimen und gemeinen Verleumdungen gegen Ziegler so lange, bis diesen das häßliche Treiben anekelte und er nicht bloß sein Commando von Fort Washington freiwillig niederlegte, sondern ganz aus der Armee austrat.

Gerade diese Mißhandlung ihres Lieblings bestimmte aber die dankbaren Männer von Cincinnati, sobald 1802 ihre Ansiedelung zur „Town“ erhoben war, David Ziegler zu ihrem ersten Mayor oder Präsidenten zu wählen. So steht an der Spitze der Geschichte von Cincinnati und wenn alle Natives sich darüber auf den Kopf stellen und in den Gräbern umdrehen – unverlöschbar ein Deutscher.

Als Bürger betrieb Ziegler eine Specereihandlung: der alte Haudegen sollte Düten abwiegen und „Geld machen“! Das Eine gefiel ihm so wenig wie das Andere, und nach wenigen Jahren gab er Beides auf. Seine öffentliche Anzeige darüber kennzeichnet trefflich den Mann; sie lautete:

„David Ziegler zeigt hiermit an, daß er seinen Vorrath von Waaren verkaufen und seinen Laden an einen tüchtigen Kerl vermiethen will, der dann so viel Geld machen kann wie möglich. Der hauptsächlichste Grund, warum ich mein Geschäft aufgebe, liegt in der Seltenheit des Geldes und der Verschämtheit, welche die Leute gegen das Bezahlen ihrer Schulden hegen. Denen, die mich nicht heimsuchten, um Waaren auf Pump zu nehmen, sage ich meinen Dank; den Delinquenten in meinem Schuldbuch wird der Squire bald seine Complimente abstatten.“

Später bekleidete Ziegler das städtische Amt eines Hafen-Collectors von Cincinnati und das Staatsamt eines General-Adjutanten der Miliz von Ohio, und als er in diesen Würden 1811, dreiundsechszig Jahre alt, starb, war sein Leichenbegängniß ein so großartiges, wie es der Mann verdiente, welcher zwölf Jahre lang auf manchem Schlachtfeld gekämpft und sein Blut für die Sache der Freiheit vergossen hatte.

Der originellsten deutschen Erscheinung, und einer schauerlich romantischen, begegnen wir in Ludwig Wetzel, dem „Indianerjäger“. In jener Zeit des erbittertsten Kampfes zwischen Ansiedlern und Röthhäuten konnte wohl ein Mensch zu dem Entschluß kommen, die Vertilgung von so viel Indianern, als ihm möglich, zu seinem furchtbaren Lebensberuf zu machen. So begann denn seine „Jagd auf Indianer“, die ihn in kurzer Zeit zum Abgott der Ansiedler erhob und zum Teufel der Rothhäute. Fortwährend in Wald und Feld und Gefahr lebend, würde er nicht bloß von seinem hie und da auch ihn hetzenden Jagdwild, sondern selbst von der Regierung als Feind behandelt, weil er in seinem Jagdeifer sich um keinen Friedensvertrag kümmerte, den diese mit den Indianern abgeschlossen hatte. Als General Harmar nach Fort Washington kam, war sein erster Erlaß eine Proclamation mit obligatem Steckbrief, welche eine ansehnliche Belohnung für die Einlieferung des Indianerjägers versprach. Kurz vorher aus Fort Harmar entsprungen, wurde er auf einer nahen Insel des Muskingum wieder erwischt und nun in ein finstres Loch an Ketten gelegt. Endlich gestattete ihm der General, auf sein dringendes Bitten, einen Spaziergang unter Bedeckung am Ufer des Flusses. Kaum im Freien, geberdete sich Wetzel wie ein wildes Füllen, das aus dem Stall gebrochen ist. Erst lief er einige Schritte weit, als wolle er entfliehen, kehrte jedoch schnell zur Wache zurück. Nachdem er dies mehrmals wiederholt und jedesmal eine größere Strecke zurückgelegt hatte, kehrte er nicht wieder, sondern verschwand im Dickicht des nahen Waldes, ehe die Mannschaft mit ihrem Staunen fertig war.

Wiederum eingefangen, saß er in Fort Washington, als eben die Kunde von der Erstürmung der Bastille in Paris bis in diese Urwälder drang. Sofort erkannten es die Ansiedler für ihre Pflicht, ein ähnliches Beispiel zu statuiren: von allen Seiten zogen sie heran, um zur Befreiung ihres Ludwig Wetzel Fort Washington zu stürmen. Der Schrecken wirkte; um Blutvergießen zu vermeiden, setzte man ihn gegen Bürgschaft in Freiheit.

Wetzel zog nun, um aus dem Bereich des ihm verhaßten Generals Harmar zu kommen, nach dem spanischen Gebiete und machte sich auch in Natchez durch den Schrecken, welchen er den Indianern einflößte, bald zum Liebling aller Ansiedler. Da fiel er scheußlicher Tücke zum Opfer. Er, der weder lesen noch schreiben konnte und auf das Geld keinen Werth legte, wurde der Falschmünzerei angeklagt, zu lebenslänglicher Haft verurtheilt und in einen feuchten Kerker in New-Orleans geworfen. Erst nach fünfthalb Jahren gelang seine Befreiung mit Einverständniß des Königl. Gouverneurs und durch folgende List. Wetzel mußte plötzlich erkranken und sterben. Sein Körper wurde in einen Sarg gelegt und seinen Freunden zur Beerdigung übergeben, die ihn feierlich in einer offenen Gruft bestatteten. Am Abend sprang Wetzel aus dem Sarg in die Gruft und aus dieser in die Freiheit. Er lebte nun in Louisiana, bis dies von der Union in Besitz genommen wurde; dann zog nach Texas, wo er – von der langen schweren Haft denn doch gebrochen – bald darauf starb. An den Ufern des Brazos in der Wildniß des rauschenden Waldes ruht die Asche des kühnen deutschen Indianerjägers.

Ueberrascht hat mich „Der deutsche Pionier“ durch die Ueberschrift: „Sagen-Geschichte einer deutschen Auswanderungs-Gesellschaft.“ Was schildert er darin? Die Auswanderungen der dreißiger Jahre, als „der Duden (ein in Missouri lebender Amerikaner) den Leuten die Köpfe verrückte“ durch die Jagd-Romantik, mit welcher er den Westen Nordamerikas ausschmückte. Damals sah man viele Auswanderer in nagelneuem Jägercostüm und mit der Doppelbüchse auf der Schulter zu Schiffe steigen, als sollte die hohe Jagd drüben gleich an der Küste losgehen. Gleich darauf erließ der Hofgerichts-Advocat und Rechtsanwalt Paul Follenius zu Gießen seinen berühmten Aufruf zur Gründung einer neuen deutschen Heimath in Amerika, in Folge dessen schon 1834 die ersten Schiffe mit organisirten Auswanderungsgesellschaften von Bremen ausliefen. Wir kommen auf diesen interessanten Gegenstand wohl später einmal zurück. Jene ersten Schiffe wecken aber persönliche Erinnerungen in mir, die mit jenem Pionierleben drüben eng zusammenhängen.

Also „Sagen-Geschichte“ ist bereits die Auswanderung der dreißiger Jahre! Und wahrlich, mir schwebt das Alles vor, wie eine Sage, die aber tief im Herzen sitzt. Zu jenen Auswanderern von 1834 gehörte auch ein starker Zug aus Coburg; selbst eine Anzahl Gymnasiasten hatten sich ihm angeschlossen. Unter letztern waren einige meiner liebsten Freunde. Es stand fest, daß ich nachkommen solle, sobald ich die Ueberfahrtskosten erschwungen hätte. Schon im nächsten Winter erhielt ich als Student in Jena die briefliche Nachricht, daß die Eltern meines Freundes K. aus C. auf dessen Bitten neben ihrer Farm für mich elf Acker Land gekauft und auf meinen Namen hätten eintragen lassen. Elf Acker Land und lauter Urwald! Das Gefühl dieses Besitzes war zu prächtig. Ich hatte just keinen Stecken Holz, um den Ofen meines Stübchens zu erwärmen, aber drüben ragten meine Bäume zu Hunderten im Urwald empor! Ein toller Trost – und doch erwärmte er das glückliche Studentenblut. – Aus Ueberfahrtskosten und Auswanderung ward jedoch nichts, – ich „blieb im Lande und nährte mich redlich.“ Von den ausgewanderten Gymnasiasten lebt nur noch einer.

Daß ich meine elf Acker Urwald im Stiche ließ, bringt mich nun um die Ehre, Mitglied des deutschen Pioniervereins von Cincinnati zu werden, denn der betreffende Constitutionsparagraph läßt nur „eingewanderte Deutsche, welche fünfundzwanzig Jahre in Cincinnati oder Umgegend gewohnt“, zu. Das aber konnte man mir nicht verwehren, zur Feier jener seligen Sagenzeit meiner Jugend und als ehemaliger Urwaldbesitzer das Jahresfest des Vereins am 26. Mai 1869 im Geiste recht freudig mit zu begehen!

Friedr. Hofmann.