Textdaten
Autor: Friedrich von Matthisson
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Titel: Die neuen Argonauten
Untertitel:
aus: Musen-Almanach für das Jahr 1800, S. 211-216
Herausgeber: Friedrich Schiller
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1800
Verlag: J. G. Cotta
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Erscheinungsort: Tübingen
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: HAAB Weimar und Commons
Kurzbeschreibung:
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[211]
Die neuen Argonauten.

 Sic nos diva potens Cypri,
 Sic fratres Helenae, lucida sidera,
 Ventorumque regat pater.

HOR.


Spannt die Segel jauchzend auf,
     Rüstige Gefährten!
Trotz der Braven, die vom Lauf
     Nie zur Heimath kehrten.

5
Zevs, den Schirmer in Gefahr,

     Auf! ihn hoch zu preisen!
Dreymal sahn wir seinen Aar
     Um den Wimpel kreisen.

Wo sich Muth und Jugendlust

10
     In der Seele regen,

Ehern stemmt sich da die Brust
     Der Gefahr entgegen.

[212]

Muthig, Brüder, wann sie dräut!
     Nur im Kraftgefühle

15
Männlicher Beharrlichkeit

     Kämpft man sich zum Ziele.

Hört ihr, wie der Fahrwind saust?
     Taumelnd fliehn die Küsten;
Der umschäumte Kiel durchbraust

20
     Rasch die Wasserwüsten.


Seht! von unsern Melodien
     Mächtig angezogen,
Gaukelt fröhlich der Delphin
     Im Krystall der Wogen.

25
Laßt, beym letzten Abendstrahl,

     An der Heimath Gränzen,
Syrakuser im Pokal
     Noch zum Abschied glänzen.

Heil! den Lieben, dreymal hoch!

30
     Bis zum Wiedersehen,

Deren weiße Schleyer noch
     Am Gestade wehen!

[213]

Dem Gedächtniß eures Hains,
     Wo wir opfernd schieden,

35
Sprengen wir des Götterweins

     Fromm, ihr Tyndariden!

Blickt voll Huld auf unser Schiff,
     Wann Gewitter lohen
Und, bey Nacht, am Felsenriff

40
     Wirbelströme drohen!


Auch den Schlummernden, die hier
     Schnell wie Schaum verschwanden,
Eh’ des Lorbeers Heldenzier
     Um die Stirn sie wanden;

45
Sey der Kelch, umhaucht vom Duft

     Junger Blüthensprossen,
Auf die ungeheure Gruft
     Festlich ausgegossen.

Mit Syrenensang entrief

50
     Hoffnung sie dem Hafen,

Die, viel hundert Klafter tief,
     Unter uns nun schlafen.

[214]

Im gebrochnen Dämmerschein
     Von Poseidons Hallen

55
Schmiegen sich um ihr Gebein

     Zackige Korallen.

Froh gewagt ist halb gethan!
     Mag der Abgrund stürmen
Und bis an des Mondes Bahn

60
     Sich die Woge thürmen!


Mag (der Wechselwinde Spiel
     In der Brandung Rachen)
Morsch des Fahrzeugs Bau vom Kiel
     Bis zum Wimpel krachen:

65
Kühnheit, dem Olymp entsandt

     Von den großen Göttern,
Waltet noch mit starker Hand
     Auf zerschellten Brettern;

Scheucht, wenn Leichen Erd’ und Meer

70
     Graunvoll schon bedecken,

Tief zum Tartarus das Heer
     Blasser Todesschrecken.

[215]

Auf! im höchsten Feyerton,
     Unter Jubelchören,

75
Ihr, bis an den Acheron,

     Huldigung zu schwören!

Die Trophäen ihrer Macht
     Strahlen, gleich den Sternen
Der entwölkten Sommernacht,

80
     Aus der Vorwelt Fernen.


Jasons Kampfgenossen hieß,
     Zwischen Ungeheuern,
Sie dem goldnen Wundervließ
     Stät entgegen steuern.

85
Sie beflügelte den Speer

     In Achilleus Händen,
Tausendfach dem Troerheer
     Tod und Schmach zu senden;

Stählte des Odysseus Kraft,

90
     Dem verruchten Thoren

Lodernd den Olivenschaft
     In die Stirn zu bohren;

[216]

Stürzte sich bey Marathon
     Unter die Barbaren;

95
Führte durch den Rubikon

     Cäsars Heldenschaaren.

Alles weicht, wo sie gebeut!
     Ihre Streitkohorten
Sprengten der Unmöglichkeit

100
     Diamantne Pforten!


Auf! im höchsten Feyerton,
     Unter Jubelchören,
Ihr, bis an den Acheron,
     Huldigung zu schwören!

MATTHISSON.