Textdaten
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Autor:
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Titel: Die letzte Zuflucht
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 27, S. 849, 867
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1890
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[849]

Die letzte Zuflucht.
Nach einem Gemälde von E. Lacoste.

[867] Die letzte Zuflucht. (Zu dem Bilde S. 849.) Ein Theaterbrand! – Seit dem entsetzlichen Unglück vom 8. Dezember 1881, da das Wiener Ringtheater in Flammen aufging, zittert die Welt noch bei dem Worte „Theaterbrand!“ Und es giebt in der That nichts Schrecklicheres. Ein leiser, verdächtiger, brandiger Geruch – ein Schreckensruf: „Feuer!“ – und in wenigen Minuten, Sekunden ein flammen- und qualmerfülltes Haus, eine Stätte namenlosen Wirrsals und lähmender Todesangst! Und es ist nicht bloß die äußere Lebensgefahr an sich, die das Entsetzen weckt, auch wenn man sich nur in Gedanken eine solche Katastrophe ausmalt. Es ist noch mehr fast der schneidende Gegensatz zwischen zwei Augenblicken, die so nahe beieinander liegen wie der ein- und ausgehende Athem. Eben noch fröhliche Lust, heiterer Flitter, Glanz und Freude – jetzt markerschütterndes Nothgeschrei, zertretene Menschenleiber, Tod und Grab – eben noch sorgloses Genießen – jetzt der Kampf um die Selbsterhaltung in seiner grassesten Gestalt! Das ist es, was auf das menschliche Empfinden so tief erschütternd wirkt, was aber auch einem Theaterbrand eine Art von fürchterlicher Romantik verleiht.

Auch unser Bild stellt einen Akt aus einem solchen grauenvollen Drama dar. Drei Mädchen, Darstellerinnen von koketten Operettenrollen, haben sich durch eine schmale Fensterluke auf den obersten Dachsims des brennenden Theaters gerettet. Sie waren eben in der Garderobe mit dem Umkleiden beschäftigt, als das verheerende Feuer losbrach, und mit dem Instinkt der Todesangst haben sie, nur nothdürftig bekleidet, diese letzte Zuflucht gefunden. Da schweben sie zwischen Himmel und Erde, von dem rasenden Elemente umdroht, das unter ihnen zu dem hohen Bogenfenster herauszüngelt und bereits den Holzrahmen des Fensters ergriffen hat, das ihnen eben noch den Weg ins Freie gebahnt und sie vor dem Tode des Erstickens behütet hat. Schon ist eine von ihnen ohnmächtig zurückgesunken, aber die gellenden Nothrufe der andern sind nicht ungehört verhallt. Von zwei Seiten, von unten her auf der Leider und um die Ecke des Daches, nahen die braven Feuerwehrleute – die Retter. Und das mildert den schreckensvollen Anblick der Scene, wir wissen, daß nur noch wenige Sekunden vergehen werden und die verzweifelnden Geschöpfe fühlen sich von starkem Arm ergriffen und sicheren Tritts Sprosse für Sprosse hinabgetragen auf die rettende Erde.

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