Textdaten
<<< >>>
Autor: Heinrich Gottlob Gräve
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die kostbaren Kegel
Untertitel:
aus: Volkssagen und volksthümliche Denkmale der Lausitz, S. 68–70
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1839
Verlag: F. A. Reichel
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Bautzen
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
Originaltitel: {{{ORIGINALTITEL}}}
Originalsubtitel: {{{ORIGINALSUBTITEL}}}
Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: MDZ München, Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[68]
XV. Die kostbaren Kegel.

Nicht weit von dem unfern Zittau gelegenen Dorfe Ober-Oderwitz (welche Gegend ehemals von Hühnen oder Riesen bewohnt gewesen seyn soll) erblickt man einen allein stehenden, kahlen Berg. Von ihm Nachstehendes:

Haus’ten, wie gesagt, in dieser Gegend Riesen,[1] ein rohes, wildes Geschlecht, wie jene Titanen und Giganten, die Homer, Virgil, Ovid und andere Dichter der Vorwelt schildern; eine Brut, welche die Götter verachtete und der Menschen nicht schonte, trotzend auf ihre Körpergröße, physische Kraft und Reichthümer, ein üppiges, ruchloses Leben führend, indem sie die zu ihnen kommenden Fremden, nicht, wie ehemals die Karthager ihren Göttern, sondern, gleich dem verruchten Polyphem, ihrem Magen opferten.

[69] Auf dem Platze, wo man jetzt den Berg schaut, befand sich in jenem Zeitalter eine Societät, Ressource, Cassino, oder – wenn man glaubt, daß diese Benennungen damals nicht im Brauch gewesen – nenne man es eine Anstalt eines Gesellschaft liebenden, reichen Partiküliers, der – gleich manchem Briten – die Laune der Bequemlichkeit oder Faulheit nicht auszugehen, aber doch Gesellschaft um sich zu haben, besaß; kurz es war ein Gesellschaftsort – ob die übrigen gesellschaftlichen Zeitverkürzungsgegenstände, als da sind: Billard, Tivoli, Damenbret etc. auch daselbst vorhanden gewesen sind, vermag man – weil keine Beschreibung davon, wie von Loyd’s Kaffeehause, uns zu Gesichte gekommen ist, – nicht zu bestimmen; so viel aber ist gewiß, daß sich daselbst ein nach Verhältniß der Riesen wohl eingerichteter Kegelschub, oder Bahn, von neun goldenen Kegeln und sechs Kugeln von dem nämlichen Metall vorfand, woran sich denn die Riesen nicht wenig ergötzten, dabei fraßen und soffen und Göttern und Menschen Hohn sprachen.

Eines Tages – am Fest aller Heiligen – trieben sie das Wesen gar zu arg, fluchten und lästerten schrecklich, spielten bis um Mitternacht bei buntem Lampenschimmer und trieben so ihr schnödes Spiel, Gott und Menschen zum Trotz.

Lange genug hatte der Himmel diesem Unwesen zugesehen; aber nun schien es, daß seine Langmuth gemißbraucht würde und sie erschöpft sey. Plötzlich öffnete sich des Mondes Scheibe, und ein Feuerball fuhr herab, welcher Kegel, Kugeln und Hühnen in die Erde vergrub. [70] Noch liegt unter diesem Berge der geschmolzene Goldklumpen, harrend des glücklichen Menschen Hand, die ihn zur Oberwelt bringt.


  1. So wie man in andern Ländern von Riesen erzählt, daß sie die Erde bewohnt, und noch die Hühnengräber daselbst zeigt; so geht auch in der Lausitz die Sage, daß in diesem und jenem Gaue sich Riesen aufgehalten.