Die größte Orgel der Welt
[408] Die größte Orgel der Welt. Um Mitte December vorigen Jahres wurde in der Heiligen Dreifaltigkeitskirche zu Libau in Kurland durch den bewährten Orgelbaumeister B. Grüneberg in Stettin ein Orgelwerk vollendet, das heute als das größte seiner Art bezeichnet wird.
Dieses Riesenwerk, mit 4 Manual-Klaviaturen und einem Pedal, nimmt auf dem Orgelchor die ganze Breite genannter Kirche, etwa 18 Meter ein, besitzt 131 klingende Stimmen und ca. 8000 Pfeifen, denen durch 14 Gebläse größter Dimension der erfordcrliche Wind zugeführt wird.
Von den 131 Stimmen gehören allein 42 dem Hauptwerk, 24 dem Brustwerk, 17 dem Oberwerk, 13 dem Feen- oder Echo-Werk und 35 dem Pedal an; die größte Pfeife des letzteren (C) Kontrabaß ist aus Bohlen von 75 mm Stärke hergestellt, besitzt eine Länge von 32 Fuß, mißt im Durchschnitt 48 Quadratcentimeter und hat ein Gewicht von 14 Centnern! Außer den 131 Registerzügen sind noch 21 Nebenzüge vorhanden, durch deren theilweise Benutzung der Spieler in den Stand gesetzt wird, die zu verschiedenen Gruppen kombinirten Stimmen oder einzelne derselben ohne weitere Registrirung momentan in Gebrauch zu nehmen. Mittelst der in dem Werk angelegten, vorzüglich konstruirten „pneumatischen Maschine“ vermag der Organist die zusammengekoppelten 4 Manual-Klaviaturen, welche 96 Stimmen repräsentiren, technisch wie einen Koncertflügel zu behandeln.
Die Tonwirkung des vollen Werkes ist eine überwältigende, wie denn auch jede der einzelnen Stimmen charakteristisch erklingt! Das Urtheil Sachverständiger fiel daher sehr günstig aus.
Vergleichsweise mögen die bisher bestehenden größten Orgelwerke hier noch Erwähnung finden. Es besitzen: Orgel im Dom zu Riga 125 Stimmen, Gardens City. Long Island 120 St., Albert-Hall, London 100 St., Dom in Ulm 100 St., St. Georgs-Hall, Liverpool 100 St., Notre Dame de Paris 90 St., Kathedrale zu Boston 86 St., Dom zu Schwerin 85 St., desgl. Nikolaikirche zu Leipzig 85 St., während Deutschlands größtes Gotteshaus, der Kölner Dom, ein Werk von nur 42 Stimmen aufzuweisen hat. Dr. Ludwig Klug-Stettin.